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Airbus-Chef kritisiert E-Autos und schwört auf „grünen“ Wasserstoff - WELT

Die von Airbus angekündigte Entwicklung eines Flugzeugs ohne CO2-Ausstoß darf sich nach Ansicht von Konzernchef Guillaume Faury nicht an den E-Autos orientieren. Bei Fahrzeugen mit Elektroantrieb sei oftmals nicht klar, woher der verwendete Strom für die Batterie stamme.

In der überwiegenden Mehrheit der Fälle sei es „kein grüner Strom“, sagte Faury auf einer Veranstaltung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) in Berlin.

Wenn künftig mehrere zehn Milliarden Euro für ein Airbus-Modell ohne CO2-Ausstoß investiert werden, müsse sichergestellt sein, dass es dann auch „grüner Wasserstoff ist“, forderte Faury. Darunter verstehen Experten die Produktion des Gases ohne CO2-Ausstoß, etwa durch den Einsatz Erneuerbarer Energien. Airbus hatte jüngst angekündigt, bis 2035 ein Passagierflugzeug ohne CO2-Ausstoß auf den Markt zu bringen. Unter dem Projektnamen ZeroE werden zunächst drei unterschiedliche technische Konzepte für ein laut Airbus emissionsfreies Flugzeug untersucht.

Ohne China und die USA läuft es nicht

Die technischen Lösungen stützen sich dabei auf Wasserstoff als primäre Energiequelle, der eisgekühlt in flüssiger Form im Flugzeugrumpf mitgeführt wird. Der Wasserstoff könnte beispielsweise in abgeänderte Triebwerke eingespritzt oder als Treibstoff für eine Brennstoffzelle für E-Turbinen genutzt werden.

Die Zeitspanne von nur 15 Jahren für die Entwicklung eines neuen Flugzeugs samt Zulassung gilt bei Experten allerdings als extrem ambitioniert. Faury gab zu, dass bei dem grundlegenden Wandel zum Flugzeug-Wasserstoffantrieb auch eine Beteiligung der USA und Chinas notwendig ist, um gemeinsam die erforderliche Größe für den Technologiewandel zu erreichen. „Die kritische Größe ist entscheidend“, sagte Faury.

Der Airbus-Chef sieht vor allem drei Herausforderungen: Zunächst die Entwicklung einer sicheren Wasserstofftechnik für das Flugzeug selbst. Als zweiter Punkt sei eine weltweite einheitliche Zulassung durch die Behörden notwendig.

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CO2-freie Luftfahrt

„Wir brauchen eine globale einheitliche Regulierung und Zertifizierung.“ Allerdings gibt es von Boeing oder Comac (China) bislang keine vergleichbaren Wasserstoff-Pläne wie bei Europas Flugzeughersteller.

Wenn sich Airbus 2027 oder 2028 entscheide, welches technische Konzept genauer verfolgt wird, müsse als dritter Punkt sichergestellt sein, dass es dann 2035 „echten grünen Wasserstoff in ausreichender Menge an einer ausreichenden Zahl von Flughäfen gibt“, sagte Faury.

Er betonte die Bedeutung der Luftfahrt für die Weltbevölkerung, gab aber auch die Notwendigkeit der Dekarbonisierung zu. Die Branche stehe neben dem aktuellen Einbruch der Nachfrage wegen der Corona-Krise vor ihrem wahrscheinlich historisch größten Umbruch in technischer Hinsicht. Hier könnten Europa und Airbus eine Vorreiterrolle einnehmen, weil in Europa die Notwendigkeit des Umweltschutzes deutlich erkannt werde.

Bis 2035 das komplett grüne Airbus-Modell kommt, erwartet Faury eine stufenweise Entwicklung. Kurzfristig könnten nach den Zulassungsvorschriften bereits jetzt schon bis zu 50 Prozent Öko-Treibstoffe getankt werden. Tatsächlich sei es derzeit weniger als ein halbes Prozent.

Branchenexperten verweisen darauf, dass Bio-Treibstoffe aus Reststoffen, wie Nahrungsmittelfett, oder auch synthetische Treibstoffe, noch drei bis fünf Mal so teuer wie gewöhnliches Kerosin sind.

Auf der Veranstaltung des Industrieverbandes BDI verwies Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf eine Doppelmoral zwischen den Forderungen nach Dekarbonisierung der Luftfahrt sowie der heute bereits möglichen praktischen Umsetzung.

Schon jetzt könnten Passagiere bei der Flugbuchung auch das Betanken mit synthetischem Treibstoff wählen und müssten dann etwa 40 Euro für einen innerdeutschen Flug und 400 bis 500 Euro für einen Langstreckenflug zusätzlich bezahlen. Tatsächlich würde aber „nicht einmal jeder Tausendste“ diese Zusatzzahlung für Öko-Treibstoff wählen.

Lufthansa-Chef Spohr: „Umweltfreundliches Fliegen ist teurer“

Er wünschte, es gäbe nicht den hohen Datenschutz, damit er nachsehen könnte, wie viele von der Partei der Grünen diese Option wählen, sagte Spohr spaßeshalber in einer Diskussionsrunde mit dem Politiker Cem Özdemir von der Partei Bündnis90/Die Grünen. Es gebe zwar hochfliegende Pläne für wasserstoffangetriebene Flugzeuge, aber die aktuell bereits vorhandenen Möglichkeiten wurden selbst von großen Geschäftskunden kaum genutzt.

Der Lufthansa-Chef plädierte für mehr Ehrlichkeit in der Diskussion, weil umweltfreundliches Fliegen teurer sei. Die Beimischung von synthetischen Kraftstoffen dürfe zudem nicht zu Wettbewerbsverzerrungen führen. Sonst würden Passagiere Umwege in Kauf nehmen, um billiger zu fliegen. „Es gibt Passagiere, die für fünf Euro billiger die Airline wechseln.“

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Historische Zäsur

Spohr gab zudem zu, dass die weltweit aktuell produzierte Menge an synthetischem Treibstoff noch extrem gering sei. Wenn die Lufthansa alle Flugzeuge mit synthetischem Treibstoff betanken würde, „wäre nach vier Tagen keiner mehr da“.

Notwendig seien eine Senkung der Kosten und eine bessere Verfügbarkeit. Der Grünen-Politiker Özdemir plädierte dafür, die geringe Menge an synthetischen Treibstoffen für Flugzeuge und Schiffe und nicht für Autos zu verwenden.

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