Die Sony WF-1000XM5 zeigen im Praxistest, dass sie vielleicht die besten Bluetooth-Ohrhörer sind, die man derzeit bekommen kann. Das Gesamtpaket aus Funktionsumfang, Klang und aktiver Geräuschunterdrückung ist kaum zu toppen. Damit das so ist, muss allerdings alles passen.
Wenn Bluetooth-Ohrhörer 320 Euro kosten, müssen sie schon verdammt gut sein, um den hohen Preis zu rechtfertigen. Entsprechend kritisch hat ntv.de im Praxistest der Sony WF-1000XM5 hingehört und alle Funktionen durchprobiert. Sie haben nicht enttäuscht, tatsächlich sind sie vielleicht die besten Ohrhörer, die aktuell im Handel sind. Sie lassen die Spitzenkonkurrenten bei Klang und aktiver Geräuschunterdrückung (ANC) zwar nicht unbedingt hinter sich, bieten aber ein insgesamt überragendes Gesamtpaket - wenn alles passt.
Kleiner und leichter
Wenn man die Box mit den WF-1000XM5 aus der vorbildlich simplen Pappschachtel holt, sieht man sofort, dass Sony einen Schwerpunkt der Weiterentwicklung auf die Reduzierung der Größe gesetzt hat: Die Ohrhörer sind im Vergleich zu den Vorgängern nicht nur leichter, sondern auch deutlich kleiner. Dadurch ragen sie nicht mehr so weit aus den Ohren heraus und sitzen besser. Die Box fällt ebenfalls kompakter aus und passt jetzt bequem auch in die Taschen enger Hosen.
Eine weniger positive Designänderung sind glatte Außenflächen der In-Ears, denn das macht sie rutschiger als die matten Vorgänger. Dadurch lassen sie sich schwieriger aus der Box entnehmen und man muss aufpassen, dass sie dabei nicht aus den Fingern fallen. Sobald man herausgefunden hat, dass man sie zu den Seiten hin heraushebeln muss, hat man die Sache aber einigermaßen im Griff.
Die nach IPX4 gegen Schweiß und Spritzwasser geschützten WF-1000XM5 hängen nicht in den Ohren, sondern werden in die Gehörgänge gesteckt und dann in Position gedreht. So funktionieren viele In-Ears und bei allen ist der Knackpunkt ein perfekter Sitz. Nur so hört man den besten Ton und erhält die effektivste Geräuschunterdrückung. Entscheidend dafür ist neben der Form der Ohrhörer, dass man optimal passende Silikonaufsätze hat.
Vier Paar Aufsätze nicht immer ausreichend
Sony hat den WF-1000XM5 Aufsätze in vier verschiedenen Größen mitgegeben und damit aus dem Fehler gelernt, die Vorgänger mit einem Paar weniger zu verkaufen. Die Auswahl kann unter Umständen aber trotzdem nicht ausreichen, da menschliche Ohren sehr unterschiedlich geformt sind. Technics beispielsweise verkauft seine EAH-AZ80 daher mit sieben Paar Aufsätzen. Im Praxistest wurde der beste Sitz mit zwei verschiedenen Größen erzielt.
Ob die Ohrhörer den Gehörgang vollständig abschließen, kann man in der zugehörigen App überprüfen lassen. Die Test-Lösung erwies sich als nicht optimal, erst nach mehreren Versuchen wurde auf beiden Seiten ein Haken gesetzt. Das macht die Verwendung der WF-1000XM5 unnötig kompliziert. Man kann zwar weitere Aufsätze im Online-Handel finden, aber bei 320 Euro ist eine größere Auswahl nicht zu viel verlangt.
Ansonsten hat sich Sony bei den WF-1000XM5 keinen Patzer geleistet. Sitzen die Ohrhörer perfekt, sind sie für ihre Bauweise ziemlich bequem und können auch längere Zeit beschwerdefrei getragen werden.
Hervorragender Klang, starkes ANC
Dabei kann man einen Klang auf Spitzenniveau genießen. Er ist recht neutral, absolut definiert, extrem klar und sehr detailreich. Die Bässe sind kräftig und haben ordentlich Tiefgang. Sie kommen aber nie den Mitten in den Weg, die jederzeit enorm kontrolliert den Ton angeben. Garniert werden sie von lebhaften Höhen, die auf den Punkt kommen, ohne jemals zu stechen. Und das kriegen die WF-1000XM5 bei jedem Musikstil hin.
Ähnlich stark ist das ANC der Ohrhörer. Es schluckt größtenteils das Rauschen von Straßenverkehr, Lüftungen, Ventilatoren et cetera. Im Zug hat man weitgehend seine Ruhe, und im Büro werden klappernde Tastaturen und Gespräche ebenfalls sehr stark gedämpft. Auch bei starkem Wind kommt das ANC nicht aus der Ruhe. Das alles ist erste Klasse, die Sony WF-1000XM5 können sogar den ANC-Meistern Bose QuietComfort Earbuds II oder den aktuellen Apple Airpods Pro die Stirn bieten.
ANC lässt sich manuell aktivieren, wobei es dann nur alles oder nichts gibt. Oder man lässt die Stärke automatisch an die Umgebungsgeräusche anpassen, was im Test recht gut funktioniert hat. Eine weitere Option ist, ANC von der aktuellen Tätigkeit oder dem Ort abhängig zu machen. Bei Telefonaten funktioniert die Geräuschunterdrückung auch gut, bewegt sich aber eher auf dem üblichen Niveau, ohne besonders herauszuragen.
Gelungene Steuerung, sehr viele Möglichkeiten
Die Touch-Steuerung ist umfangreich, aber trotzdem unkompliziert genug, um schnell verinnerlicht zu sein. Die meisten Befehle erledigt man über ein, zwei oder drei Tipper auf den linken oder rechten Ohrhörer, die schnell und präzise reagieren. Viel kann man daran nicht ändern, muss man aber auch nicht.
Praktisch ist die "schnelle Beachtung". Dabei wird die Musik gedämpft und der Transparenzmodus aktiviert, solange man den Finger auf die linke Touchfläche hält. Man kann auch einstellen, dass die Wiedergabe pausiert und der Transparenzmodus eingeschaltet wird, wenn man spricht. Außerdem ist es möglich, Anrufe mit einem Kopfnicken oder -schütteln anzunehmen oder abzulehnen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Lautstärkeregelung, bei der man links oder rechts mindestens viermal schnell tippen muss.
Ein weiterer großer Pluspunkt ist Sonys extrem umfangreiche App. Alle Funktionen zu beschreiben, würde eigentlich einen eigenen Artikel erfordern. Ein Equalizer ist selbstverständlich an Bord, mit einem Test kann man seine eigene "Klangbalance" finden. Um einen möglichst guten 360-Grad-Sound bei kompatiblen Songs und Diensten zu gewährleisten, gibt es die Möglichkeit, die Ohrform mithilfe der Smartphone-Selfie-Kamera einzuscannen.
Man kann seine Aktivitäten aufzeichnen lassen, den aktuellen Schalldruck verfolgen und sein Gehör schützen, indem die Lautstärke automatisch gedrosselt wird, wenn ein wöchentlicher Grenzwert überschritten wird. Obendrein kann man Abzeichen erwerben, wenn man Funktionen der Ohrhörer einsetzt.
Stabiles Bluetooth, gute Ausdauer
Die Bluetooth-Verbindung ist stabil, man kann zwei Geräte gleichzeitig koppeln. Außer Sonys LDAC unterstützen die LinkBuds S keine hochauflösenden Bluetooth-Codecs. Dafür soll Sonys DSEE-Technologie, die man in der App aktivieren kann, durch Komprimierung verlorene Feinheiten wiederherstellen.
Mit rund 7,5 Stunden Musikwiedergabe bei aktiviertem ANC haben die WF-1000XM5 im Test große Ausdauer bewiesen. Das Etui hat Reserven für bis zu 16 Stunden, nach nur drei Minuten in der Box halten die Ohrhörer wieder bis zu einer Stunde durch. Das Case kann induktiv geladen werden.
Fazit
Die Sony WF-1000XM5 haben im Praxistest fast auf ganzer Linie ihre Spitzenposition unter Beweis gestellt, lediglich die immer noch zu knappe Auswahl an Silikonaufsätzen gibt zur Kritik Anlass. Wenn alles passt, sind die WF-1000XM5 als Gesamtpaket ein heißer Kandidat auf den Thron der Bluetooth-Ohrhörer. Allerdings sind sie sehr teuer und es gibt durchaus ebenbürtige, aber günstigere Konkurrenten, unter anderem die Sennheiser Momentum True Wireless 3 oder die Technics EAH-AZ80. iPhone-Nutzer können getrost bei den Airpods Pro bleiben. Solange sie nicht ausverkauft sind, sind auch die Vorgänger WF-1000XM4 eine sehr gute Alternative, die für rund 100 Euro weniger zu haben ist.
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