
Nun soll also Schluss sein mit der Pannenfliegerei. Die deutsche Luftwaffe mustert den Regierungsjet vom Typ A340 vorzeitig aus. Geplant war das ohnehin schon für die kommenden Wochen. Alles halb so schlimm, könnte man also sagen: Pannen kommen vor. Jeden Tag bleiben Maschinen aus Sicherheitsgründen am Boden, davon hört man nur wenig, weil keine Ministerinnen samt Delegation an Bord sind. Und auch früher sind hochrangige Politikerinnen und Politiker schon gestrandet. Da war Deutschland noch Innovations- und Exportweltmeister. Man muss also nicht jede Panne gleich zur Metapher für die Lage der Nation erklären.
Aber was bleibt, ist auch das: Eine deutsche Außenministerin will eine strategisch wichtige Region bereisen und kommt nicht an. Aus technischen Gründen. Alle Reparaturversuche nützen nichts. Über Umwege muss sie mit einer Linienmaschine nach Hause zurückkommen wie ein verirrter Seefahrer. Das sind nicht nur fatale Signal in die Welt, das wirkt auch zurück nach Deutschland. Eine hochrangige Vertreterin des Landes konnte nicht liefern. Ihre technische Ausrüstung war mangelhaft. Das ist nicht nur peinlich, es fühlt sich auch symptomatisch an. Selbst wenn das nur ein Gefühl ist. Hoch geflogen, nicht weit gekommen. So selbstsicher, wie sich viele in Deutschland lange gefühlt haben, wenn es um Fortschritt, Qualität, das „Made in Germany“ ging, so zermürbt schlagen sie sich nun vor die Brust, weil gerade nichts zu klappen scheint. Nicht mal ein Flug nach Australien. Nicht mal im zweiten Versuch.
Zum Sinnbild wird etwas nur, wenn es anschlussfähig ist, wenn es sich in eine Narration fügt, die schon existiert. Und es gibt die Erzählung vom abgehängten Deutschland, weil Menschen nun mal in anderen Ländern erleben, dass Züge pünktlich fahren, dass man bürokratische Aufgaben online erledigen kann, dass Schulen saubere Wohlfühlorte sind, an denen digitales Lernen und analoges soziales Leben zusammenfinden. Und die nächste Generation fit gemacht wird für die Zukunft. Gleichzeitig erleben die Leute, dass das in Deutschland nicht funktioniert. Stattdessen Debatten und Streit, unendliche viele Regeln für jede Kleinigkeit, weniger Geld für öffentliche Aufgaben, mehr Aufgaben aufgrund multipler Krisen. Und dazu ein stetig wachsendes Anspruchsdenken. Der Staat, die Wissenschaft, die Wirtschaft sollen’s richten, nur man selbst fühlt sich so niedergeschlagen und erschöpft. Krankschreibungen schnellen in die Höhe.
Das ist alles nicht verwunderlich, weil die Zeiten schwieriger werden. Und weil auf sehr vielen Kanälen darüber gesprochen, geschrieben, diskutiert wird. Die negativen Szenarien finden also viel Echo. Was gelingt, eher nicht. Das ist nicht per se schlecht, eine Gesellschaft muss zur Kenntnis nehmen, was falsch läuft, um ihre Probleme anzugehen. Schönrederei führt zu gar nichts. Außer Anschlüsse zu verpassen.
Aber Motivation ziehen Menschen eher aus Positivem, nicht aus dem Gefühl, schon abgehängt zu sein. Nicht aus dauerendem diffusen Krisengefühl: das Klima, der Krieg, die Chinesen... Wenn eine Außenministerin nicht ans Ziel kommt, ist das peinlich. Da hilft kein Relativieren. Aber ein Pannenland ist Deutschland darum nicht. Und es sollte sich das auch nicht einreden, weil es sonst die Kraft verliert, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Und die nächsten Schritte zu gehen. Damit Züge wieder pünktlich fahren, Schulen wieder Lehrer finden, Regierungsjets ankommen. Beim ersten Versuch.
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