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Berlinale 2023: So war die Eröffnung der 73. Filmfestspiele - WELT - WELT

Alle wollen dabei sein, doch die Eintrittskarten sind rar: Die Berlinale elektrisiert die Hauptstadt wie seit Jahren nicht mehr. Wo aber lassen sich Kristen Stewart, Sean Penn, Steven Spielberg, Cate Blanchett oder gar Boris Becker blicken? Welcher Film sorgt für Furore, und was sind die größten Flops? Wer taucht überraschend auf, und wer sorgt für einen Eklat? Verfolgen Sie die Berlinale live – auch ohne Ticket!

22.58 Uhr –Das Applausometer war ein guter Gradmesser

Hätte man am Freitagabend bei der Eröffnungsveranstaltung der 73. Filmfestspiele ein Applausometer im Berlinale-Palast aufgestellt, wäre das Resultat auf den ersten Rängen folgendermaßen ausgefallen. Drittstärkster: Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die den Widerstandswillen der ukrainischen Künstler hervorhob und den der oppositionellen Künstler in Russland (der Beifall galt klar der Einbeziehung der Russen).

Zweitstärkster: Präsident Wolodymyr Selenskyj, der von Kiew eine seiner von guten Redenschreibern genau auf das jeweilige Publikum zugeschnittenen Reden hielt, hier mit dem Vergleich der frühen Berlinale (damals Frontstadt im Kalten Krieg und Schaufenster der Freiheit) und der jetzigen Ukraine (heute Front im Krieg gegen Putin und Außenposten westlicher Freiheit).

Den stärksten Beifall und stehende Ovationen erhielt Golshifte Farahani, im Pariser Exil lebender iranischer Filmstar und Jury-Mitglied, die das Publikum aufforderte, die iranische Frauenrevolution weiter zu unterstützen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht beim Auftakt der Berlinale zu den Besuchern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht beim Auftakt der Berlinale zu den Besuchern.
Quelle: Monika Skolimowska/dpa

Das Applausometer war ein guter Gradmesser, nicht nur, wie dieses Publikum drauf war, sondern wie diese Berlinale drauf sein wird. Gehen Galas, roter Teppich und Katastrophenmeldungen von überall zusammen? Brecht wurde zitiert, mit dem klugen Diktum, dass man „auch in finsteren Zeiten singt, aber man singt von finsteren Zeiten“. Die Berlinale hatte sich im Vorfeld fast verzweifelte Gedanken gemacht, wie man mit dem Erdbeben in der Türkei und Syrien umgehen solle, man könne doch nicht einfach über den roten Teppich stöckeln (der übrigens zeitweise von zwei Klebern mitbevölkert wurde, siehe den Eintrag um 20.11 Uhr).

Alles Mögliche wurde debattiert, von Videos aus dem Katastrophengebiet bis zu einer Großspende; ein Euro aus dem Verkauf jeder Karte (die inzwischen 15 Euro kosten) wäre an die Erdbebenhilfe geflossen. Letztlich blieb es bei einigen betroffen-engagierten Worten von Claudia Roth.

Auch Sean Penn war auf der Bühne. Er war am 23. Februar, dem Tag vor Kriegsausbruch, in Kiew bei Präsident Selenskyj. Seine Dokumentation „Superpower“ läuft am Freitagabend. Hanns-Georg Rodek

20.48 Uhr – Der perfekte Eröffnungsfilm

Wir müssen uns Carlo Chatrian als wahren Humoristen vorstellen. Das hätten wir auch nicht unbedingt gedacht. Aber zum einen ist es natürlich schon eine Setzung, wenn Chatrian seine erste tatsächlich postpandemische Berlinale ausgerechnet an Weiberfastnacht eröffnet, wenn er Ruben Östlund, einem der diesjährigen Oscarfavoriten, einen Stand-up-Abend überlässt mit dem Titel „Seriously Funny: A Good Laugh With Ruben“ (wobei Östlunds „Triangle of Sadness“ so ziemlich das Gegenteil eines Witzfeuerwerks ist). Und wenn er sich dann noch freut, dass es ihm und seiner Co-Intendantin Mariette Rissenbeek gelungen ist, sein Festival zu eröffnen mit Rebecca Millers „unwiderstehlichen Komödie, die auf den alltäglichen Konflikten der westlichen Gesellschaft aufbaut“. Einer „fantastischen Ode an die Meinungsfreiheit” aus einem gespaltenen Amerika obendrein.

So eine Ode ist natürlich immer schick. Gerade gegenwärtig. Und mal zu lachen über die alltäglichen Konflikte der westlichen Gesellschaft, ohne die es vermutlich kein Filmfestival der Welt gäbe (und keine Buchmesse und keine Documenta), tut doch sehr not. Es wird generell zu wenig gelacht. Man lacht tatsächlich in „She came to me“. Wenn die westliche Gesellschaft allerdings sonst keine Konflikte hat, als jene, die Rebecca Miller (übrigens nicht zum ersten Mal) in ihrem sechsten Film verhandelt, dann können wir uns überall in der katholischen westlichen Welt beruhigt dem Fassenacht-Koma überlassen oder in den feinen neuen und elektrisch verstellbaren Ledersesseln des Berliner Cinemaxx in eine saloppe Katatonie gleiten.

Steven Lauddem (Peter Dinklage) ist Komponist. Er schreibt Opern. Seine letzte war eine Sensation. Seitdem hat er eine Blockade. Dass er seine Therapeutin geheiratet hat (was standesrechtlich ungefähr so ausgeschlossen ist wie Ehen zwischen Walmart-Angestellten), könnte ein Vorteil sein, ist es aber nicht. Patricia ist sehr schön, weil Anne Hathaway sie spielt. Steven nennt sie liebevoll Doc. Doch sie hat natürlich gewaltig einen an der Klatsche – Psychotherapeuten sind halt, so will es das Klischee, dessen Klaviatur „She came to me“ so prima beherrscht wie Steven seinen Flügel, therapiebedürftig. Mit einem geradezu frömmelnden Wahn hält sie das Haus in Brooklyn, das sie von Muttern geerbt hat, nicht nur sauber, sondern rein. Steven verabreicht sie Pillen gegen die Traurigkeit. Sex gibt es nur nach Verabredung. Wenn Steven ganz unleidlich wird, schickt sie ihn mit Levi, dem mopsigen Hund, auf die Straße. Und da steht er dann und weiß nicht, ob er nach rechts oder links gehen soll.

Jetzt müssen wir mal kurz etwas einschieben. Rebecca Miller ist Romancière, Bildhauerin, Malerin, Produzentin, Schauspielerin und Regisseurin. Und weil das immer alle erwähnen: Sie ist außerdem die Tochter der fabelhaften Fotografin Inge Morath und des Dramatikers Arthur Miller. Dass sie verheiratet ist mit Daniel Day-Lewis, wird auch gern erwähnt. Ob sie ihr Haus nach rechts oder links verlässt, hat ziemlich lange die Auffahrt hinunter vermutlich überhaupt keine Folgen.

Bei Steven ist das anders. Hier muss man noch etwas einschieben. Rebecca Miller ist geradezu obsessiv interessiert daran, was jemandem passiert, der mal von seinem Tagesablauf abweicht, ob er dann in ein anderes Leben stolpert, welche alternativen Leben in einem Menschen so hausen. An die legendäre Flitwick-Episode aus Dashiell Hammetts „Malteser Falken“ glaubt sie anscheinend nicht. Die handelt von einem Angestellten, der auf dem Weg zum Lunch um ein Haar von einem Balken erschlagen worden wäre und sich dann ansatzlos entschließt, seine bisherige Existenz aufzugeben. Seine Frau lässt ihn suchen. Er wird gefunden. Er führt, gar nicht weit weg, das exakt gleiche Leben, das er vor dem Beinahe-Unfall geführt hat.

Rebecca Miller, möglicherweise weil der Katholizismus, zu dem sie spät gekommen ist, doch einen Flurschaden angerichtet hat, ist da anders. Ist sich sicher, dass man – wenn man es will oder vom Schicksal nur heftig genug in den Hintern getreten wird – sein Leben ändern kann. Davon handeln alle ihre Filme und Bücher. „She came to me“ ist die vielleicht konsequenteste Ableitung davon.

Zurück zu Steven. Der geht – von uns aus gesehen – nach rechts. Levi ist schuld. Hinter dem Mops her streunt er durch die Straßen von Brooklyn, dahin, wo die zerlumpten Leute leben. Sunny’s Bar heißt das Etablissement, wo er strandet (das Sonnige bekommt, wie alles in dieser unfassbar ausgezirkelten Geschichte, später noch tiefere Bedeutung). Da wartet Rebecca Millers Dea ex Machina von der anderen Seite des gespaltenen Amerika. Katrina heißt sie. Marisa Tomei spielt sie. Katrina hat einen massiven Sockenschuss nach einer Überdosis romantischer Komödien in ihrer Jugend. Katrina ist Schlepperkapitänin. Sie – es tut mir leid, es ist so – schleppt Steven ab.

Schauspielerin Anne Hathaway, Regisseurin Rebecca Miller und Produzentin Mariette Rissenbeek
Schauspielerin Anne Hathaway, Regisseurin Rebecca Miller und Produzentin Mariette Rissenbeek
Quelle: REUTERS

Nun müssen wir kurz auf die Oper kommen. Steven erlebt – Katholiken glauben an so etwas – nämlich bei Katrina eine Epiphanie, seine Blockade löst sich, und gefühlt drei Tage später ist ein geradezu autofiktionales Werk fertig, das alles hat, um Menschen in ihrer prinzipiellen Abneigung gegen modernes Musiktheater zu bestätigen. Bryce Dessner hat Stevens Musik geschrieben. Er ist Mitglied der Rockband The National, er schreibt fürs Kronos Quartet, das Frankfurter ensemble modern und die Labèque Schwestern. Das macht seine beiden Opern in Millers Film nicht erträglicher, selbst wenn man sie für so meta hält wie alles an diesem Film.

Wie beinahe alles. „She came to me“ ist eine multiple Erlösungsgeschichte. Nicht von den Sünden, sondern von den Behinderungen, den Blockaden. Und der Versuch einer Art romantischen Komödie nach dem Ende aller romantischen Komödien. Und eine Romeo-und-Julia-Paraphrase. Auf die andere Seite der gespaltenen Geschichte nämlich, den Erwachsenen mit dem Sockenschuss gegenüber (einen kotzkonservativen Gerichtsstenotypisten, der sich für einen Volljuristen hält und als Südstaatenfieselschweifführer Bürgerkriegsschlachten nachspielt, gibt es auch noch), stellt Miller die reine und aufrichtige und authentische Liebe zwischen Tereza und Julian. Er ist Patricias Sohn. Sie die Tochter des manischen Stenomanns und Magdalena. Die – so ein Zufall aber auch – putzt bei Steven und Patricia. Man muss nicht viele RomComs gesehen haben, um schon nach einer halben Stunde zu ahnen, wo Katrinas Schlepper und Rebeccas Film mit einem hin will.

„She came to me“ ist natürlich der perfekte Eröffnungsfilm. Er steht nichts im Wege, was ihm im Festival möglicherweise folgt (Konflikte, westliche Welt, Meinungsfreiheit). Er verlässt einen schnell und rückstandsfrei (sieht man mal ab vom Trauma gegenüber halbwegs modernem Musiktheater, das man unweigerlich davonträgt). Man geht aus dem Kino. Fragt sich am Ausgang kurz, ob nach rechts oder links. Am Potsdamer Platz ist das aber sowieso egal. Das (städtebauliche) Elend ist überall. Schlepperkapitäninnen gibt es erst wieder am Westhafen, und der ist weit weg. Willkommen auf der 73. Berlinale. Elmar Krekeler

20.11 Uhr – Da kleben sie

Die Eröffnung. Auf dem roten Teppich erscheinen erst die Filmstars. Dann kommen zwei Aktivisten und kleben sich fest. Die „Letzte Generation“ ist da. Am Rande des roten Teppichs sitzen der junge Mann und die junge Frau. Ein Video der Gruppe zeigte, wie die beiden Aktivisten eine Absperrung überwinden und auf den roten Teppich rennen, der bereits leer war. Die Gäste waren schon im Saal.

„Stoppt den fossilen Wahnsinn“ steht auf dem T-Shirt des Aktivisten
„Stoppt den fossilen Wahnsinn“ steht auf dem T-Shirt des Aktivisten
Quelle: AFP/JOHN MACDOUGALL

Gezeigt wird als Eröffnungsfilm „She came to me“.

Es war nicht die einzige Protestaktion. Während der Berlinale soll auch an die Lage der Menschen im Iran erinnert werden. Mehrere Frauen, darunter die Schauspielerinnen Melika Foroutan und Jasmin Tabatabai, hielten auf dem roten Teppich ein weißes Banner hoch, auf dem etwa der Spruch „Woman Life Freedom“ stand.

Die Schauspielerinnen mit dem Banner
Die Schauspielerinnen mit dem Banner
Quelle: REUTERS

18.30 Uhr – Das Drama mit den Eintrittskarten

Der Italiener Carlo Chatrian ist künstlerischer Leiter der Berlinale. Das ist bekannt. Wer hingegen ihr technischer Leiter ist, ist auf die Schnelle nicht herauszubekommen. Vielleicht ein Mensch namens Holger Schulz? Auf der Festival-Webseite wird er als Administration Manager geführt. Wer auch immer für das Akkreditierungssystem verantwortlich ist, hat jedenfalls vermutlich die deutsche Staatsbürgerschaft.

Das soll jetzt gar kein besonderer Diss werden. Im Prinzip ist es ein Segen, nicht mehr wie in früheren Jahren in der langen Schlange im ersten Stock des Hyatt am Potsdamer Platz stehen zu müssen und hektisch auf blauen oder orangefarbenen Zetteln Kreuze bei den Filmen machen zu müssen, die man an diesem oder dem nächsten Tag sehen will. Im Zweifel war immer, wenn man ihn brauchte, der Kugelschreiber verschwunden, oder man war nach zehn Minuten endlich am Schalter mit den freundlichen Mitarbeitern angelangt, die einem dann mit aufrichtigem Bedauern mitteilten, die letzten Tickets seien gerade eben vergeben worden. Man sei bloß noch nicht dazu gekommen, die Tafel vorn zu aktualisieren.

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Oh ja, die Tafel. Das war sozusagen die Verlautbarungsstelle des strafenden Berlinale-Gottes. Als würde Moses minütlich neue Botschaften vom Gipfel des Sinai empfangen und müsste daraufhin die alten Gebote durchstreichen oder ergänzen. Manchmal würden auch schon verworfene Gebote wieder für gültig erklärt. So liefen Hunderte akkreditierte Journalisten, kalten Schweiß im Gesicht, zwischen der Schlange und der Tafel hin und her, den Hintermann gnädig bittend, doch den Platz freizuhalten, man müsse nun mal eben schnell nachsehen, ob der Film auf dem Zettel noch tatsächlich verfügbar sei. Er war es! Aber nur für die Amateure unter den Festivalbesuchern war das Grund zum Aufatmen. Die anderen wussten: Auf die tückischen Computer an den Ticket-Ausgabeschaltern kam es an; die analoge Tafel war womöglich nur noch nicht entsprechend beklebt.

In Pandemiezeiten wurde dann die längst überfällige Digitalisierung des Ticketings vollzogen. Jetzt gibt es eine eigene Untersektion der Berlinale-Webseite, auf der man sich seine Plätze sichern muss. Man meldet sich dort mit einer anderen Kennung und einem anderen Passwort an als im „normalen“ Bereich, in dem man das Programm sichtet und Favoriten anlegt. Immer morgens um sieben, also gerade, wenn man von der letzten Party nach Hause kommt, werden Tickets für den jeweils übernächsten Tag freigeschaltet.

Am Dienstag ließ sich das neue System erstmals testen, für die Pressevorführungen des Eröffnungsfilms „She Came To Me“ von Rebecca Miller. Nach der Anmeldung – wie war noch mal das Passwort? – fand man sich auf einer Seite wieder, die mit „Warteraum“ überschrieben war. Ein kleines digitales Männchen trat dort inmitten eines roten Balkens auf der Stelle. „Aufgrund der großen Nachfrage ist ein Login im Moment nicht möglich“, hieß es beschwichtigend. „Wenn Sie an der Reihe sind, haben Sie zehn Minuten Zeit, um sich einzuloggen. Wir bitten um Geduld.“

Die berühmte Schlange 2020
Die berühmte Schlange 2020
Quelle: Julie Edwards/picture alliance / Photoshot

Man traute sich nicht vom Computer weg, obwohl ein Kaffee nicht schlecht gewesen wäre. In Prä-Klimawandel-Gletscherschmelze-Geschwindigkeit kroch das Männchen vorwärts. Es war beinahe Zeit zum Mittagessen, als es endlich losging. Drei Vorführungen waren schon ausgebucht, offenbar von Menschen, die sich mitten in der Nacht in die Online-Schlange gestellt hatten. Es fühlte sich an wie vor zehn Jahren, wenn ein neues iPhone vorgestellt wurde oder wie vor 25 Jahren, wenn ein neuer Harry Potter herauskam.

Am nächsten Tag, dem Mittwoch, als es richtig losging, also noch längst nicht mit der Berlinale, die würde ja erst am Donnerstagabend beginnen, aber mit dem Ticket-Buchen, wurde man auf neue Proben gestellt, wie in einem Computerspiel, das einen auch erst einmal mit grundlegenden Bewegungsabläufen vertraut macht, bevor es einem die Zombies, Orks oder was auch immer entgegenwirft.

Wieder Warteraum, wieder das rote Männchen, dem gegenüber man inzwischen fast freundschaftliche Gefühle hegte – es war wie das Wiedersehen mit einem alten Bekannten; die Berlinale hatte nun so etwas Ähnliches wie ein Gesicht, eben ein etwas enervierend auf der Stelle marschierendes Männchen. Es ist zwar nicht so unverwechselbar wie etwa die berühmte Cartoon-Figur La Linea mit der großen Nase und der dreckigen Lache, aber das kann ja noch werden. Es handelt sich womöglich um einen Prototyp.

Dann, wieder nach gefühlten Ewigkeiten, kamen die Orks in Form einer ellenlangen Filmliste. Eilig packte man Film um Film in den sogenannten Warenkorb. Die Drohung, nach zehn Minuten wieder herausgeworfen zu werden, prangte als stets präsente Warnung oben auf der Seite, gewissermaßen als Memento mori des vom Erfolg, endlich angekommen zu sein, allzu berauschten Filmkritikers. Man könnte, dachte man panisch, vielleicht zwischendurch abspeichern, also die schon markierten Filme buchen. Aber würde man dann wieder komplett rausfliegen und müsste sich in der Männchen-Schlange hinten anstellen? Besser, es nicht darauf ankommen zu lassen.

Also stattdessen scrollen, was das Zeug hält, in Windeseile in zehn geöffneten Tabs Vorführungszeiten, Filmlänge und Kinoorte vergleichen. Wenn man nämlich einen Film bucht, der um zehn Uhr im Cubix am Alexanderplatz beginnt und zwei Stunden dauert, schafft man es sicher nicht bis um 12.15 Uhr ins CinemaxX am Potsdamer Platz. Statt dem verzweifelten Journalisten dabei zu assistieren, lacht einem das Ticketing-System höhnisch ins Gesicht. Man könnte es vielleicht als Mischung aus Intelligenz- und Stress-Resilienz-Test für Manager an Großkonzerne lizenzieren?

Das nur als kleiner Blick hinter die Kulissen der harten Kritiker-Tätigkeit. Ich könnte noch länger so weitermachen, aber ich glaube, ich sollte mich allmählich wieder anstellen. Jan Küveler

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