Der Berliner Musiker Manuel Göttsching ist am 4. Dezember gestorben. Das wurde am Montag durch eine Meldung auf seiner Website Ashra.com öffentlich gemacht. Er sei im Kreise seiner Familie friedvoll eingeschlafen, heißt es dort.
Göttsching zählt auch international zu den bekanntesten Musikern der sogenannten Berliner Schule und wird als Pionier für spätere musikalische Stile wie House oder Trance verehrt.
Der am 9. September 1952 in Berlin geborene Göttsching hatte klassisches Gitarrenspiel gelernt, als er im Wilmersdorfer Electronic Beat Studio in die Kreise der »Berliner Schule für Elektronische Musik« geriet.
Zusammen mit Klaus Schulze und Hartmut Enke gründete er die Band Ash Ra Tempel, deren gleichnamiges Debütalbum aus dem Jahr 1971 als Klassiker des Krautrocks gilt. Aufgenommen in Hamburg mit Conny Plank, ist je ein Stück pro LP-Seite zu hören – »Amboss« und »Traummaschine«.
Schulze verließ die Band bald darauf, Göttsching und Enke veröffentlichten noch weitere Ash-Ra-Tempel-Alben mit verschiedenen Gastmusikern; auch unter dem Namen Ashra erschien Musik, so unter anderem das Album »New Age of Earth«.
1974 nahm Manuel Göttsching sein erstes Soloalbum auf, »Inventions for Electric Guitar«, dessen Echoeffekte Göttschings häufiger musikalischer Partner Lutz »Lüül« Ulbrich als »ganz nach Minimal Music« klingend bezeichnete. Die meditativen Klänge wurden Anfang der Neunzigerjahre »im Plattenregal unter ›Dancefloor‹ oder ›Trance‹ einsortiert«, wie der SPIEGEL 1992 feststellte.
Weg nach New York
Das Musikstück, mit dem Manuel Göttsching den größten musikgeschichtlichen Eindruck hinterließ, war »E2-E4«. Die auf zwei Synthesizerakkorden beruhende elektronische Improvisation, 1981 in Berlin aufgenommen, beeindruckte Göttschings damaligen Labelchef Richard Branson von Virgin Records: »Mein Baby ist sofort eingeschlafen bei dieser Platte, du wirst ein Vermögen damit machen, Manuel!«, soll er gesagt haben. Doch das Album erschien nicht bei Virgin, sondern erst drei Jahre später auf Klaus Schulzes Label Inteam. Auch 1984 interessierte sich noch kaum jemand dafür.
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Die Platte fand dann ihren Weg nach New York, wo der DJ Larry Levan »E2-E4« zu seinem Erkennungsstück in der Paradise Garage machte. Auf Levans Wunsch wurde es später auch bei seiner Beerdigung gespielt. 1989 bauten italienische Produzenten auf der Basis von »E2-E4« einen Klubhit namens »Sueño Latino«. Dieser wiederum wurde von britischen Ambient-DJs geloopt – und nach und nach fand das Original seinen Weg in den Kanon der musikjournalistischen Bestenlisten.
2006 führte Manuel Göttsching sein wegweisendes Elektronikstück im Berliner Berghain auf – vor alten Weggefährten und neuen Bewunderern.
Zuletzt trat Göttsching 2021 gemeinsam mit dem Krautrock-Kollegen Hans-Joachim Roedelius im Berliner HAU auf, wie der RBB-Sender Radio Eins in einem Nachruf vermeldet .
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