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Frühe Liveaufnahmen von »The Dark Side of the Moon«: Pink Floyd für Akustik-Archäologen - DER SPIEGEL

Pink Floyd 1971: Bereit, die Welt zu erbobern

Pink Floyd 1971: Bereit, die Welt zu erbobern

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Koh Hasebe / Shinko Music / Getty Images

Deutschlandhalle in Berlin am Abend des 18. Mai 1972. »Hat der ’ne Fender dabei?«, fragt eine Frau im Publikum. »Wie heißt denn der noch mal?« – »Ja, 'ne Fender, Gilmour heißt der«, antwortet ein junger Mann. Dann Jubel, Klatschen, und wie aus großer Entfernung spielt eine Band einen Song, den an diesem Abend noch niemand im Publikum kennen dürfte.

Die Band heißt Pink Floyd, sie ist 1972 unermüdlich auf Tour. Japan, USA, Europa – David Gilmour, Roger Waters, Nick Mason und Richard Wright testen neues Material, bevor sie damit ins Studio gehen und es aufnehmen. Der Song, mit dem sie das Konzert eröffnen, heißt »Breathe (In the Air)«. Ein Jahr später erscheint er auf der Platte, die der Band endgültig Weltruhm bringen wird: »The Dark Side of the Moon«.

Pink Floyd live in Ohio 1973

Pink Floyd live in Ohio 1973

Foto:

John Lynn Kirk / Redferns / Getty Images

Den Auftritt in Berlin kann man nun hören, weil Pink Floyd insgesamt 18 Konzertaufnahmen aus dem Jahr 1972 zum Streamen verfügbar gemacht haben. Ohne das an die große Glocke zu hängen, fast schon heimlich. Hintergrund ist ein Gesetz der EU aus dem Jahr 2011, laut dem die Rechte an Aufnahmen erlöschen und der Öffentlichkeit zufallen, wenn sie 50 Jahre lang nicht veröffentlicht wurden.

Um dem zuvorzukommen, machten Pink Floyd schon vor einem Jahr Livemitschnitte aus den Sechzigerjahren zum Streamen zugänglich, wenige Wochen später verschwanden die Aufnahmen wieder von den Portalen der Anbieter. Auch ein Rechtehalter an frühen Konzertaufnahmen der Rolling Stones folgte dieser Praxis vor einigen Jahren, ebenso Bob Dylan.

Dass Pink Floyd möglichst wenig Aufhebens um die Aufnahmen machen, ist verständlich: Die Mitglieder der Band gelten als notorisch perfektionistisch, was die Aufnahmequalität ihrer Songs angeht. Der Klang der nun veröffentlichten Bänder lässt naturgemäß sehr zu wünschen übrig, teilweise hört man das sich munter unterhaltende Publikum deutlicher als die Musik.

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    Interessant sind die Aufnahmen trotzdem, weil sie dokumentieren, wie sich Songs, die heute zu Klassikern der Geschichte der Rockmusik gehören, im Laufe der Tour 1972 verändern. Zu Beginn, im Februar in der Carnegie Hall in New York, klingt das, was später zu »The Dark Side of the Moon« wird, teils noch stark improvisiert, auch mit den Melodien experimentiert die Band noch.

    Im Dezember beim Konzert in Zürich sind daraus fast die Songs geworden, die man von der Studioaufnahme kennt. Dazu kommen Versionen älterer Stücke, die beinharte Fans begeistern dürften, 25-minütige Versionen von »Echoes« etwa, oder der Syd-Barrett-Klassiker »Set The Controls For The Heart Of The Sun«, den die Band nach 1972 von den Setlisten ihrer Konzerte strich.

    Gerade das Fehlen von Perfektion, der teilweise arg schiefe Gesang, die Geräusche des Publikums, die mitgeschnittenen Gespräche, ermöglichen eine akustische Reise in eine Zeit, die heute von einigen als Höhepunkt der Rockmusik glorifiziert wird. Die Aufnahmen belegen: Als Pink Floyd zum ersten Mal »The Dark Side of the Moon« spielten, herrschte kein andächtiges Schweigen wie in einer Kirche. Sondern Partyatmosphäre, wie sich das für ein Rockkonzert gehört.

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