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Alte Technik: Römische Fußbodenheizung in Bonn entdeckt - National Geographic Deutschland

Viele Annehmlichkeiten unseres modernen Lebens sind gar nicht so neu, wie wir denken. Oft sind sie Weiterentwicklungen von Techniken, die bereits vor Hunderten oder Tausenden von Jahren genutzt wurden. So begann auch die Geschichte der Fußbodenheizung schon lange bevor wir in den 1970ern vermehrt begannen, wärmende Rohre im Boden unserer Häuser zu verlegen. Erfunden wurde sie von den Römern – und das vor über 2.000 Jahren.

Vom Fund einer ungewöhnlich gut erhaltenen römischen Heizung berichtet nun der Landschaftsverband Rheinland (LVR). Im Rahmen von Bauarbeiten sei eine solche Anlage, bestehend aus einem Raum unter der Erde, der durch Säulen gestützt wird, im Bonner Ortsteil Friesdorf entdeckt worden. „Üblicherweise ist der Boden eingestürzt oder der Hohlraum anderweitig verfüllt“, sagt Jens Berthold, Archäologe am LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR). Einen solchen Heizungsraum im Originalzustand zu entdecken, sei außergewöhnlich.

Der Fund bildet darüber hinaus ein weiteres Puzzleteil in der Erschließung eines alten römischen Gebäudekomplexes, der um das 2. Jahrhundert n. Chr. dort stand, wo heute neue Gasrohre und Wasserleitungen verlegt werden sollen. 

Hypokaustum: Die älteste Fußbodenheizung der Welt

Von dem alten Gebäude wusste man bereits durch Aufzeichnungen von Grabungen am Ende des 19. Jahrhunderts und während der 1920er- und 1950er-Jahre. Dennoch kam der Fund der Heizung für die Archäologinnen und Archäologen, die die Bauarbeiten betreuten, unerwartet. Nachdem am Boden des Leitungsgrabens für die neuen Rohre zunächst der originale römische Estrich zum Vorschein kam, untersuchten die Forschenden den darunterliegenden Bereich mithilfe von Videokameras und Georadar-Messungen. Laut der Archäologin Bettina Carruba kam so der überraschend intakte Hohlraum unter der Straße zum Vorschein.

Leitungsgraben mit dem Estrich am Boden und einem Querschnitt durch die Grabungsschichten.

Der originale römische Estrich am Boden des Leitungsgrabens lag nur wenige Meter unterhalb der Straße. Direkt unter dem Estrich befindet sich der Hohlraum der Heizungsanlage.

Foto von Marcel Zanjani/LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland

Durch den Erhaltungszustand lassen sich die Bau- und Funktionsweise des sogenannten Hypokaustums, wie römische Heizungsanlagen genannt werden, noch besonders gut erkennen: Im Hohlraum unter dem Estrich befinden sich mehrere, etwa 65 Zentimeter hohe Ziegelsäulen, die auf einem Unterboden stehen und den Estrich des darüberliegenden Raums halten. „Einschalten“ konnte man die Heizung, indem man in dem Hohlraum ein Feuer entfachte, dessen Wärme unterhalb des Bodens zirkulierte und diesen so erwärmte. Eine Ziegeldecke unterhalb des Estrichs half zusätzlich bei der Wärmespeicherung. 

Ein Hypokaustum befand sich damals allerdings nicht unter jedem Raum. „Eine solche Anlage wurde von den Römern in aller Regel nur unterhalb der Bäder gebaut“, sagt Jens Schubert, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am LVR-ABR. So konnten die Römer damals sowohl das Wasser im Bad als auch die Raumluft erhitzen – und sich entspannen.

villa suburbana oder römische Thermenanlage?

Laut Schubert ist gerade die durch die Heizungsanlage nachgewiesene Existenz eines Badraumes von großer Bedeutung. „Bislang ging man davon aus, dass das Gebäude an diesem Ort eine villa rustica war – eine Art römisches Landgut, vergleichbar mit einem heutigen Bauernhof“, sagt er. Durch den neuen Fund, in Kombination mit den Aufzeichnungen aus den vorherigen Grabungen, wisse man nun aber, dass das Gebäude drei Bäder gehabt haben muss – für eine villa rustica ungewöhnlich.

Möglich sei, dass sich an diesem Ort also vielleicht eher das Gebäude einer wohlhabenden Person befunden hat – eine villa suburbana –, oder gar eine kleine Thermenanlage. Schließlich liegt nördlich von der Grabungsstätte auch das Bonner Legionslager, der am längsten genutzte Widerstandsort der Römer am Rhein. Laut Schubert müssen die Ergebnisse der Grabung allerdings weiter ausgewertet werden, bevor man Genaueres zur Nutzung des Gebäudekomplexes sagen kann.

Um den Raum auch weiterhin in gutem Zustand zu erhalten, wird er nach Abschluss der Untersuchungen mit einer speziellen Flüssigboden-Mischung verfüllt. „Das soll nicht nur ein Absacken des Bodens verhindern, sondern vor allem auch diesen besonderen Befund konservieren“, sagt Tanja Baumgart, Archäologin am LVR-ABR. Die Füllung verhindere einerseits den Einsturz des Raumes und könne andererseits leicht wieder entfernt werden, wenn weitere archäologische Untersuchungen geplant würden. Untersuchungen, die das Rätsel um den römischen Gebäudekomplex in Friesdorf lösen könnten.

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