Bosch hat zwei Transporter mit eigener Brennstoffzellen-Technik ausgerüstet und testet sie nun auf der Straße. Basis der Demonstrator-Fahrzeuge sind laut Bosch "frei am Markt erhältliche, rein elektrisch angetriebene Transporter". Den Bildern nach handelt es sich um den VW eCrafter oder MAN eTGE, bei denen die Markenlogos entfernt wurden. Auf der IAA Transportation in Hannover kann man die Testfahrzeuge in Aktion erleben.
Das Brennstoffzellensystem verwendet fast durchgängig Bosch-Komponenten. Das Fuel Cell Kit umfasst neben dem Stack auch viele Zusatzelemente, wie das Anoden-Versorgungsmodul inklusive Wasserstoff-Dosierventil und Rezirkulationsgebläse, das Steuergerät, den elektrischen Luftkompressor und Speicherkomponenten sowie eine Vielzahl von Sensoren.
Beim Umbau wurde die große Batterie der Elektro-Transporter durch die Brennstoffzelle, fünf Speichertanks für insgesamt rund zehn Kilo Wasserstoff und eine kleinere Lithium-Ionen-Batterie ersetzt. Die Komponenten unterzubringen, war eine große Herausforderung, so Bosch.
Projekt-Partner für die Modifikationen war die Elektroauto-Abteilung des Tuners Abt, die laut Website auch den Transporter 6.1 und den Caddy auf Elektroantrieb umrüstet. Abt eLine hat unter anderem die Kühlung sowie die Fahrzeugsteuerung und das elektrische Bordnetz angepasst. Bosch dagegen hat das Brennstoffzellen-System ausgelegt, es zusammen mit dem Wasserstoff-Speichersystem ins Fahrzeug integriert und die zugehörige Ansteuerung entwickelt. Die umgebauten Transporter hielten nach technischer Prüfung die Straßenzulassung.
Die Integration des Brennstoffzellen-Systems in den vorhandenen Bauraum war eine Herausforderung
Die ersten Erkenntnisse aus dem Projekt sind ermutigend. Laut Bosch schaffen die Fahrzeuge bis zu 540 Kilometer mit einer Wasserstoff-Füllung, und zwar sogar beladen. Zum Vergleich: Der normale eCrafter kommt mit seiner 36-kWh-Batterie nur 115 km weit.
Zudem sind die Tanks nach nur sechs Minuten wieder voll. Für Flottenbetreiber, deren Transporter besonders weite Strecken am Tag zurücklegen und abends auf den Betriebshof zurückkehren, kann die Brennstoffzelle damit eine gute Ergänzung zum batterieelektrischen Antrieb sein, so Bosch.
"Die Brennstoffzelle ermöglicht große Reichweiten und kurze Tankzeiten, was lange Fahrten wirtschaftlicher macht", sagt Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn. "Mit den beiden Brennstoffzellen-Transportern erweitern wir unser Systemverständnis und zeigen, dass die Brennstoffzelle auch bei leichten Nutzfahrzeugen eine passende Antriebslösung sein kann."
Erste Bosch-Komponenten für Brennstoffzellen werden bereits in Serie gebaut. Doch für die Weiterentwicklung sind nun möglichst viele Daten vom Betrieb auf der Straße nötig, erklärt der Zulieferer. Daher hat man sich zum Aufbau der beiden Testfahrzeuge entschieden. Zur Ergänzung der Messwerte vom Prüfstand liefern die beiden Transporter jetzt Daten vom realen Fahrbetrieb. Dank Cloud-Anbindung gelangen diese in Echtzeit auf die Rechner der Entwickler.
Für den Durchbruch der Brennstofftechnik reichen Wasserstoff-Fahrzeuge wie die von Bosch aber nicht aus. Industrie und Politik müssen gemeinsam die Hindernisse aus dem Weg räumen, so das Unternehmen. Der Aufbau einer Tank-Infrastruktur und die Produktion von grünem Wasserstoff in größeren Mengen seien Aufgaben, die nur gemeinsam gelöst werden können.
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