Ballauf (Klaus J. Behrendt) am Tatort: Selber wahnsinnig?
Foto: Thomas Kost/ WDRDieser Text erschien in seiner ursprünglichen Fassung zur Erstausstrahlung des »Tatorts« am 17. Mai 2020.
Das Szenario:
Wenn der Wahnsinn die Ermittlungen leitet: Nach dem Mord an dem Leiter einer Psychiatrie suchen Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) die Täterin oder den Täter zwischen den Patienten. Ob es da eher ein Vorteil oder ein Nachteil ist, dass Ballauf nach einem traumatischen Einsatz unter Halluzinationen leidet?
Der Clou:
Was als Psychiatriekritik beginnt, wendet sich in einen vertrackten Thriller über echten Wahn und falsche Verrücktheiten. Nicht jeder Twist sitzt, aber das Publikum wird ordentlich durchgeschüttelt. Regie führte Isabel Prahl, die sich zuvor in »1000 Arten Regen zu beschreiben « mit dem vor allem in Japan verbreiteten Hikikomori-Phänomen beschäftigte.
In der Geschlossenen
Das Bild:
Ängstlich aufgerissene Augen in einem mit harten schwarzen Strichen gezogenen Gesicht: Eine Patientin hat ein Porträt gemalt, das angeblich Kommissar Ballauf darstellt. Der Ermittler schaut aufs Bild – und blickt dabei tatsächlich so verzagt wie die Figur auf dem Papier.
Der Dialog:
In der Geschlossenen, Ballauf spricht mit einer Patientin über den ermordeten Klinikleiter:
Kommissar: »Und Professor Krüger? Mochten Sie den?«
Patientin: »Am Anfang, ja. Aber dann...«
Kommissar: »Dann was?«
Patientin: »Krüger hat mich mit seinen Scheißmedikamenten ruhig gestellt. Obwohl ich längst gesund bin.«
Kommissar: »Warum hätte er denn so was machen sollen?«
Patientin: »Das hier ist die geschlossene Abteilung. Da kann er tun, was er will.«
Kommissar: »Kann es sein, dass Sie sich das alles nur einbilden?«
Patientin: »Das hat er auch immer gesagt. Indem ich meine Krankheit leugne, bestätige ich sie. Verrückt, oder?«
Die Bewertung:
7 von 10 Punkten. Obwohl die Wendungen manchmal arg wackelig daherkommen: Herausforderndes Psychostück über doppelte Böden und brüchige Wirklichkeiten.
Kommissar-Karussell: Alle »Tatort«-Teams im Überblick
Rolf Vennenbernd/ dpa
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