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Lufthansa will sich 2023 von Technik-Anteilen trennen - aero.de

FRANKFURT - Lufthansa hebt stille Reserven. Der Konzern startet einen Teilverkauf von Lufthansa Technik, um mit dem Erlös den Schuldenberg aus der Coronapandemie zu reduzieren. Aus AirPlus und dem Cateringgeschäft will Lufthansa komplett raus - und bei der Bewertung keine Krisenabschläge akzeptieren.

Lufthansa steht nach zwei Pandemiejahren knietief in der Kreide. Die Kreditverschuldung gibt der Konzern in der Bilanz 2021 mit 16,7 Milliarden Euro an. Die Nettofinanzverschuldung schnalzte auf 14,4 Milliarden Euro hoch. Angesichts steigender Anleihezinsen ist das kein Dauerzustand.

Konzernchef Carsten Spohr will sich von Unternehmensteilen trennen und so die Verschuldung schlagartig senken. In der Krise hatte Lufthansa bereits Teile des Cateringgeschäfts verkauft, Lufthansa Technik und den Reisekostenabwickler Airplus stellt der Konzern jetzt offen im Schaufenster.

"Wir sind überzeugt, dass eine größere Unabhängigkeit vom Konzern der weiteren Entwicklung der Lufthansa Technik guttun wird", sagte Spohr auf der Lufthansa-Hauptversammlung am Dienstag laut Redemanuskript. "Deshalb treffen wir die Vorbereitungen für den Verkauf eines Minderheitsanteils im kommenden Jahr."

Seit Spätsommer 2021 lässt Lufthansa die US-Investmentbank JP Morgan Chase Szenarien für einen Teilverkauf der Techniksparte durchspielen. Die Möglichkeit einer Börsenplatzierung hat Lufthansa laut Konzernkreisen verworfen - zu komplex. Stattdessen will Lufthansa einen Finanzinvestor an Bord holen.

Vor einem Komplettverkauf von Lufthansa Technik mit ihren zahlreichen Auslandstöchtern schreckt Lufthansa nicht nur wegen regulatorischer Risiken zurück. "Die Technik ist Kerngeschäft", hatte Spohr vergangenen Sommer klargestellt.

Rentables Wartungsgeschäft

Die Finanznachrichtenagentur "Bloomberg" hatte den Wert der Techniksparte 2021 in einer Spanne von 3,5 bis 5,0 Milliarden Euro verortet. Lufthansa ist das noch zu wenig. "Jede Transaktion muss Wert schaffen", sagte Spohr. Schließlich verzeichnet die Technik inzwischen wieder einen deutlichen Aufwärtstrend und schreibt Gewinn.

Im ersten Quartal 2022 kletterte der Umsatz von Lufthansa Technik um 60 Prozent auf auf knapp 1,4 Milliarden Euro, das operative Ergebnis hat sich auf 120 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahresquartal mehr als verdoppelt. Die Sparte profitierte zu Jahresbeginn von der weltweiten Wiederaktivierung geparkter Flotten.

Auch bei der auf Kreditkarten für Firmenkunden spezialisierten Konzerntochter AirPlus pokert Lufthansa auf eine Bewertung ohne Krisenabschlag. Der Konzern hatte Verkaufspläne zwischenzeitlich auf Eis gelegt. "Wir haben einen Prozess gestartet, um für unser Kreditkartengeschäft AirPlus einen Käufer zu finden", sagte Spohr.

Aus dem Catering will Lufthansa komplett aussteigen - und auch das internationale Geschäft der Tochterfirma LSG verkaufen.

Neue Flugzeuge und Airlines

Mit den Erlösen will Lufthansa einen Teil der Krisenrechnung begleichen. "Die zusätzlichen Schulden werden uns noch Jahre beschäftigen", sagte Spohr. Der Konzern konnte sich 2021 noch günstig am Anleihemarkt Geld beschaffen, doch auch dort ziehen Zinsen inzwischen wieder an.

Zudem braucht Lufthansa finanziellen Spielraum für Klimainvestitionen in neue Flugzeuge - und für Beteiligungschancen bei der erwarteten Konsolidierung im europäischen Airlinemarkt. Investitionen in neue Flugzeuge konnte Lufthansa im 2021 nicht aus dem eigenem Cashflow stemmen.

© aero.de | Abb.: Lufthansa | 11.05.2022 16:53

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