Stand: 10.04.2022 19:15 Uhr
Der Schauspieler Uwe Bohm ist im Alter von 60 Jahren gestorben. Der gebürtige Hamburger spielte jahrelang am Deutschen Schauspielhaus. In Spielfilmen verkörperte er häufig Bösewichte und schwierige Charaktere.
Uwe Bohm war bekannt als Bösewicht im Tatort, von Filmen wie Fatih Akins Literaturverfilmung "Tschick" und eindrucksvollen Darstellungen auf der Theaterbühne. Rund 20 Jahre spielte er unter der Regie von Peter Zadek, zunächst am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg - unter anderem in dem Musical "Andi" und in Wedekinds "Lulu". Später folgte er Zadek ans Burgtheater nach Wien. Zuletzt hatte Bohm in Berlin gelebt.
Hark Bohm und Peter Zadek formten ihn als Schauspieler
Uwe Bohm hatte keine leichte Kindheit. Sein Vater war Kranführer im Hamburger Hafen, die Mutter Hausfrau. Die Familie zerbrach, der Junge kam in ein Heim. Hark Bohm entdeckte das schauspielerische Talent des damals Elfjährigen beim Casting für die TV-Produktion "Ich kann auch 'ne Arche bauen" (1973) in Hamburg-Wilhelmsburg. Später adoptierte der Regisseur den Schauspieler, dessen Geburtsname Uwe Enkelmann war. Als Teenager spielte Uwe Bohm 1976 auch in dessen Kultfilm "Nordsee ist Mordsee" mit.
Uwe Bohm macht nach der Schule zunächst eine Ausbildung als Maler und Lackierer, später als Theatermaler. Peter Zadek holt ihn ans Deutsche Schauspielhaus Hamburg. Dort spielt Uwe Bohm 1987 im Musical "Andi" mit, 1988 verkörpert er Jack the Ripper in Frank Wedekinds "Lulu". 1990 folgt er Zadek nach Wien. Dort spielt er am Wiener Burgtheater beim "Kaufmann von Vendig", später gibt er den Parzival in Peter Handkes "Spiel vom Fragen oder die Reise zum sonoren Land" in einer Claus-Peymann-Uraufführung.
Uwe Bohm: "Nah an der Wahrheit dran sein"
"Ich versuche immer, das so zu machen, dass es nah an der Wahrheit dran ist. Mir hat mal ein Kollege gesagt, 'immer 150 Prozent, nicht über die Grenze, aber immer bis zur Grenze'. Das darf man in dem Beruf und das ist mir sehr wichtig, alles zu geben, was ich hier zur Verfügung habe", sagte Bohm über sein Schauspiel. "Das bringt mir großen Spaß und das bringt mich dann weiter."
Bösewicht im "Borowski"-Tatort "In der Unterwelt"

1988 gewinnt Uwe Bohm den Bayerischen Filmpreis für seine Rolle als Jan in "Yasesmin" - einer deutsch-türkischen Romeo-und-Julia-Variation. Zu seiner weiteren Filmografie im Kino und im Fernsehen gehörten Rollen in "Freistatt" (2015) und "Gold" (2013), bei "Der Alte“ und im Tatort. 2015 spielt er im Kieler Tatort "Borowski in der Unterwelt" von Claudia Garde die Rolle des katholischen Pfarrers Albrecht Maria Benz, der des Mordes verdächtig wird.
Uwe Bohms Familie bittet nach Tod um Privatsphäre
Der am 24. Januar 1962 als Uwe Enkelmann in Hamburg-Wilhelmsburg geborene Adoptivsohn des Regisseurs Hark Bohm sei nach Angaben seiner Familie "plötzlich und unerwartet" verstorben. Seine Frau Ninon Bohm bestätigte den Todesfall der Deutschen Presseagentur. "Mit unendlicher Traurigkeit geben wir das Ableben unseres geliebten Vaters, Ehemanns, Sohns und grandiosen Schauspielers Uwe Bohm bekannt", hieß es in einem Schreiben. Die Familie bitte um Privatsphäre. Bohms Adoptivmutter Natalia Bowakow-Bohm bestätigte auf Anfrage der Deutschen Presse Agentur, dass sie die Nachricht vom Tod ebenfalls erhalten habe.
Carsten Brosda und Claudia Roth würdigen Bohms Wirken
"Mit Bestürzung habe ich vom unerwarteten Tod Uwe Bohms erfahren", sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Die Grünen). Durch sein beeindruckendes Schauspiel werde er "uns allen als herausragender Charakterschauspieler in Erinnerung bleiben."
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) reagierte auf die Todesnachricht auf Twitter mit den Worten: "Was für eine traurige Nachricht. Uwe Bohm hat uns komplexe und schwierige Charaktere nahe gebracht." Er sei ein großer Hamburger Schauspieler gewesen - im Theater ebenso wie in Film und Fernsehen. "Ich werde ihn vermissen und bin in Gedanken bei seiner Familie und seinen Freunden."
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