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Die große Bedeutung des Wiesentals als Industriestandort für das damalige Großherzogtum Baden wird auch im Badnerlied deutlich, in dem es in einer Strophe heißt: „Im Wiesental Fabriken steh‘n, wie Schlösser klar und hell, Rauchfahnen aus Kaminen weh‘n, von Basel bis nach Zell.“

Rückschlag ein Schock

Die Nutzung der Wasserkraft der Wiese, der Beitritt des Landes Baden zum Deutschen Zollverein (1834/35) und die im Jahr 1889 eröffnete Bahnlinie Zell-Todtnau (Wiesentalbahn) führten zur industriellen Entwicklung mit bis zu 20 000 Beschäftigten. Doch es kam der Rückschlag gegen Ende des vorigen Jahrhunderts.

„Am Anfang war es ein Schock“, erinnert sich der Lörracher Oberbürgermeister Jörg Lutz an die seinerzeit schwächelnde Textilindustrie. Freilich sei es klug gewesen, angesichts der Krise im Wiesental nicht zu schmollen, sondern nach zukunftsweisenden Technologien Ausschau zu halten.

Das führte zum Beispiel im Jahr 2000 zur Gründung des Innovations-Center Innocel in Lörrach, eng verknüpft mit der Wirtschaftsförderung für Stadt und Region. Heute zählen die Kreisstadt und das Wiesental zu den führenden Wirtschafts- und Industriestandorten in Südbaden.

Attraktiver Gewerbepark

Ein auf lokaler Ebene interessanter Gewerbepark ist auf dem Gelände der früheren Lörracher Milchzentrale an der Wiese entstanden. Viele Kunden schätzen den guten Verkehrsanschluss des Gebiets über die Bundesstraße 317, die Nähe zur Autobahn und die vorhandene ausreichende Zahl an kostenlosen Parkmöglichkeiten.

In der Kreisstadt Lörrach galt das Projekt „Wiesionen“ der Renaturierung des Flusses Wiese in Umsetzung einer EU-Richtlinie. Die Bürgerstiftung ist neben der Stadt Lörrach, dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und dem Sozialen Arbeitskreis (SAK) einer der Projektpartner, die sich 2005 entschlossen haben, die Wiese auf einem 2,4 Kilometer langen Abschnitt von der Schweizer Grenze bis in Höhe der Lörracher Innenstadt ökologisch aufzuwerten und für die Naherholung zu erschließen.

Auf Hebels Spuren

Auf touristischem Gebiet ist der Hebel-Wanderweg mit einer Länge von rund 60 Kilometern ein kultureller Höhepunkt. Er verläuft von der Wiese-Quelle am Feldberg bis zur Schifflände in Basel. In Hausen im Wiesental führt er am Hebelhaus, dem Literaturmuseum der Gemeinde, vorbei.

Das seit 150 Jahren stattfindende Hebelfest soll nach dem Willen der Gemeinde immaterielles Unesco­Weltkulturerbe werden. Hausen sieht sich im deutschen Südwesten in einer Reihe mit anderen Gedenkorten großer Literaten – Tübingen mit Hölderlin, Marbach mit Schiller oder Calw mit Hermann Hesse.

Textilmuseum in Zell

Das Textilmuseum Zell beschreibt die Entwicklung und den Bestand der einst wichtigen Textilindustrie im Wiesental. Spulen, Spinnen und Weben werden bis heute auf betriebsfähigen Maschinen vorgeführt.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts zog sich die Textilindustrie aus dem Tal zurück. Die Wirtschaft des Wiesentals ist mittlerweile vor allem von Maschinenbauunternehmen geprägt, von denen nicht wenige führend auf dem Weltmarkt sind. Das Mittlere Wiesental ist für seine Vakuumpumpenindustrie bekannt, ebenso für Messgeräte in der Prozesstechnik.

Acht Kleinkraftwerke

Bereits vor mehr als hundert Jahren entstanden im südlichen Schwarzwald die ersten Kraftwerke, die elektrischen Strom für das ortsansässige Textil- und Papiergewerbe produzierten. Energiedienst betreibt zurzeit acht Kleinkraftwerke an Murg, Wiese und Gutach.

An allen Standorten zusammen werden nach Angaben des Energieversorgers jährlich rund 17 Millionen Kilowattstunden Strom produziert – Strom aus erneuerbaren Energien für mehr als 5000 Haushalte.

Die Energiedienst-Gruppe hat in den vergangenen Jahren 1,6 Millionen Euro in Kleinwasserkraftwerke und ökologische Aufwertungsmaßnahmen investiert. Das Ergebnis: ein Gewinn sowohl für die wirtschaftliche Nutzung der Wasserkraft als auch für die Gewässerökologie.

Für stille Genießer

Das Wiesental ist im Übrigen nichts für Zeitgenossen, die Rummel und Trubel brauchen, große Städte und Verkehrshektik, Lärm und Animation. Der stille Genießer, der gutes Essen liebt und eine intakte Natur zu schätzen weiß, kommt voll auf seine Kosten. Ebenso der Entdecker, der mit offenen Augen landschaftliche und kulturelle Perlen sucht, aber auch der Individualist, der zu Fuß, zu Rad oder zu Pferd unterwegs sein will.

Das Wiesental wurde schon früh bewohnt, wie römische Funde in der Gegend von Maulburg und Brombach belegen. Die großräumige Besiedlung des Tals setzte aber erst später ein.

Gräberfunde bei Fahrnau und Schopfheim deuten auf eine Besiedlung des Mittleren Wiesentals um etwa 700 nach Christus hin, das obere Wiesental wurde wahrscheinlich erst im zehnten und elften Jahrhundert besiedelt. Der Lörracher Ortsteil Brombach wurde bereits 786 urkundlich erwähnt.

Älteste Stadt des Wiesentals ist Schopfheim (erste urkundliche Erwähnung: 807), das um 1250 von den Herren von Rötteln das Marktrecht erhielt.

Der Fluss Wiese entspringt am Feldberg und mündet bei Basel in den Rhein. Das Tal gehört mit Ausnahme der beiden Schweizer Gemeinden Riehen und Basel an der Wiese-Mündung und der Gemeinde Feldberg mit der Wiese-Quelle (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) gänzlich zum Landkreis Lörrach. Es erstreckt sich entlang des 55 Kilometer langen Verlaufs der Wiese in südwestlicher Richtung. Unterhalb von Schopfheim vereinigt sich die Wiese mit ihrem größten Zufluss, der „Kleinen Wiese“.

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