Die volle Dröhung Boerne und Thiel: Die Münster-»Tatorte« im Doppelschnellcheck - DER SPIEGEL
»Tatort«, bis die Augen schielen: Erst zeigt das Erste den Doppelgänger-Krimi »Spieglein, Spieglein«, dann die Drogensause »Lakritz« – Boerne und Thiel in Dauerschleife.
Die Texte zu den Einzelversionen dieses Doppelchecks erschienen zu den Erstausstrahlungen der »Tatort«-Folgen im März und im November 2019.
Das Szenario von »Spieglein, Spieglein«:
Ein Tag, ein Mord. In Münster geht ein Killer um, der für jeden Wochentag eine neue Tat vorbereitet. Der Bösewicht sucht sich für seine Montag-Dienstag-Mittwoch-Donnerstag-Freitag-Morde Opfer, die den Ermittlern Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) sowie Menschen aus deren Umfeld wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Um das Schlimmste zu verhindern, halten der Rechtsmediziner und der Kommissar Ausschau nach Doppelgängern.
Das Szenario von »Lakritz«:
Die Leiden des jungen Boerne: Nachdem jemand den Chef des Wochenmarkts mit zyankaliversetztem Lakritz ermordet hat, wird der Rechtsmediziner beim Schnüffeln an dem schwarzen Naschwerk an die eigene Jugend erinnert. Einst war er verliebt in die Tochter eines Lakritzfabrikanten, die aber lieber mit einem älteren Rocker rummachte als mit dem kleinen Streber Karl-Friedrich. Während Kollege Thiel alle Hände voll damit zu tun hat, seinen Vater vom Haschischverkauf im Altenheim abzuhalten, schwelgt Boerne vom Lakritzduft beflügelt in den schönsten und scheußlichsten Momenten der Pubertät.
Szene aus »Lakritz«: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Foto: Willi Weber/ WDR
Der Clou von »Spieglein, Spieglein«:
Die volle Dröhnung Liefers und Prahl: Hier spielen die »Tatort« -Quotenköpfe nicht nur die Ermittler, sondern gleich auch noch die potenziellen Mordopfer. Die Verantwortlichen muss diese Idee so geflasht haben, dass sie sich über die Handlung des Krimis wenig weitere Gedanken gemacht haben.
Der Clou von »Lakritz«:
Boerne auf der Suche nach der verlorenen Zeit: Bei allem drogeninduzierten Klamauk in dieser Münsteraner Folge gibt es doch ein paar anrührende Flashbacks in die Jugend des Rechtsmediziners, die uns seinen Werdegang erklären. So wurde aus dem kleinen, nerdigen, traurigen Karl-Friedrich der affige, einsame, snobistische Klugscheißer Boerne.
Das Bild von »Spieglein, Spieglein«:
Vadder Thiel (Claus D. Clausnitzer) verteilt selbst gebastelte Taxi-Visitenkarten – mit psychedelischem Muster in Lila und Türkis. Als wollte er seine Fahrgäste nicht zum Bahnhof, sondern zu den Sternen chauffieren.
Das Bild von »Lakritz«:
Noch mal Vadder Thiel: Der stellt sein Taxi vor ein Altenheim und baut darin einen Basar mit Marihuanaprodukten auf – worauf die Alten glücklich auf Krücken, in Elektromobilen und mit Lockenwicklern im Haar herbeieilen. Später wird im Heim gefeiert, als wäre 1969.
Fotostrecke
Kommissar-Karussell: Alle »Tatort«-Teams im Überblick
Foto:
Christine Schroeder / Radio Bremen
Der Spruch von »Spieglein, Spieglein«:
»Nur weil ich narzisstisch bin, heißt das nicht, dass sich nicht trotzdem alles immer um mich dreht.« Professor Boerne ist mal wieder ganz hin und weg von der eigenen Herrlichkeit und versucht, mit dieser Selbstliebe kritisch umzugehen – um doch nur wieder beim maßlosen Eigenlob zu landen.
Der Song von »Lakritz«
»Nights in White Satin« von Moody Blues. Im Keller finden Boerne und Thiel eine alte Musikkassette, die der kleine Karl-Friedrich 40 Jahre zuvor für die Tochter des Lakritzfabrikanten aufgenommen hatte. Erst hört man die zarten Worte »Hallo Moni, hier ist der Karl-Friedrich«, dann den Song.
Die Bewertung:
Ursprünglich gaben wir zwei Punkte für »Spieglein, Spieglein« und sieben für »Lakritz« – aber ganz ehrlich, wer gewillt ist, sich mit der vollen Dröhnung Boerne und Thiel aus dem Wochenende zu schießen, dem dürften unsere feinsinnigen Abwägungen sowieso egal sein. Falls doch nicht, schauen Sie bitte in die folgenden Analysen rein.
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