Nach den Enthüllungen um die Entstehung des BBC-Interviews mit Prinzessin Diana im Jahr 1995 haben ihre Söhne William und Harry der britischen Rundfunkanstalt schwerwiegende Vorwürfe gemacht. Das Versagen der BBC in ihrer Aufsichtsfunktion habe zu "Furcht, Paranoia und Isolation" seiner Mutter in ihren letzten Lebensjahren "wesentlich beigetragen", kritisierte William. Sein Bruder Harry machte das Interview mitverantwortlich für den Tod Dianas.
Die "hinterlistige Art", durch die der Reporter Martin Bashir das Interview bekommen habe, habe die Aussagen seiner Mutter "wesentlich beeinflusst" und so zur Zerrüttung der Ehe seiner Eltern beigetragen, beklagte William. Er forderte in einer persönlich vom Kensington-Palast aus verlesenen Erklärung, dass das Interview niemals wieder ausgestrahlt werden dürfe. "Es hat ein falsches Narrativ etabliert, das über ein Vierteljahrhundert lang von der BBC und anderen kommerzialisiert wurde."
Zuvor hatte eine unabhängige Untersuchung ergeben, dass sich Bashir das Interview durch "Täuschung" ermöglicht hatte. Der Journalist zeigte demnach Dianas Bruder Charles Spencer gefälschte Kontoauszüge, die scheinbar belegten, dass Mitarbeiter am Hofe dafür bezahlt wurden, Diana auszuspionieren. Daraufhin hatte Spencer seine Schwester mit Bashir bekannt gemacht.
Der in den USA lebende Harry kritisierte: "Der wellenartige Effekt einer Kultur der Ausbeutung und unethischen Praktiken hat letztlich ihr Leben genommen." Diese Kultur gebe es auch heute noch, betonte Harry.
"Sie wusste nicht, wem sie vertrauen sollte"
Die britische Regierung kündigte an, dass sie untersuchen wolle, ob eine grundlegende Reform der BBC nötig sei. Die Erkenntnisse über das Zustandekommen des Interviews seien "unerträglich", sagte Justizminister Robert Buckland dem Fernsehsender Sky News. Nicht nur der Journalist sei verantwortlich gewesen, sondern auch die Führung der BBC "und die damals getroffenen Entscheidungen".
Wie Prinz Harry erhob auch Dianas Bruder die Anschuldigung, dass die Folgen des Interviews zum Tod der Prinzessin beigetragen hätten. "Sie wusste nicht, wem sie vertrauen sollte, und schließlich, als sie zwei Jahre später starb, war sie ohne irgendeine Form wirklichen Schutzes", sagte Spencer der BBC.
Entschuldigung der BBC
In dem denkwürdigen Fernsehinterview im November 1995 hatte Diana die Affäre ihres Mannes Charles mit seiner heutigen Frau Camilla indirekt für das Scheitern ihrer Ehe verantwortlich gemacht: "Wir waren zu dritt in dieser Ehe", erklärte die Prinzessin einem schockierten Fernsehpublikum. Zudem gestand sie, selbst untreu gewesen zu sein. Die Ausstrahlung wurde damals von einer Rekordzahl von 22,8 Millionen Zuschauern verfolgt.
Diana und Prinz Charles hatten sich im Jahr nach dem Interview scheiden lassen, 1997 kam die Prinzessin bei einem Autounfall in Paris ums Leben. Ihr früherer Ehemann heiratete 2005 Camilla.
Die BBC hatte am Donnerstag eine "umfassende und bedingungslose Entschuldigung" veröffentlicht. Die Rundfunkanstalt kündigte zudem an, alle ihre für das Interview erhaltenen Auszeichnungen zurückzugeben. Bashir entschuldigte sich ebenfalls für die Methoden, mit denen er sich das Interview besorgt hatte.
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