Die Eintracht ist weit gekommen. Nach 26. Spieltagen steht sie auf dem vierten Rang der Tabelle – und es bietet sich ihr die Gelegenheit, erstmals in der Klubgeschichte die Eintrittskarte für die Champions League zu lösen. Ausgerechnet nun aber, da die Wochen der Entscheidung anbrechen, hat sie mit einem Störfeuer zu kämpfen, das ihr die Aufgabe noch diffiziler macht, als es ohnehin schon ist, den Platz im Kreis der besten Klubs hinter Titelverteidiger München zu behaupten. So nahm die Diskussion, dass Adi Hütter den Höhenflug in Frankfurt als Sprungbrett zu einem anderen, über bessere Rahmenbedingungen verfügenden Klub nutzen könnte, aufs Neue an Fahrt auf.
Wie die „Bild“ am Gründonnerstag titelte, soll der Österreicher als Wunschkandidat in Mönchengladbach auserkoren sein, die Nachfolge Marco Roses anzutreten, den es zum BVB zieht. Eine ähnlich klingende Spekulation sorgte bereits vor sechs Wochen nicht zuletzt beim Frankfurter Anhang für Aufregung. Seinerzeit gab Hütter auf eine entsprechende Frage der F.A.Z. jedoch rasch ein Bekenntnis zur Eintracht ab und legte kurz darauf vor den Fernsehkameras bei „Sky“ nach: „Ich bleibe“, lautete sein Statement, das keinen Raum für Interpretationen ließ.
Für das Boulevardblatt stand kurz danach fest, dass Xabi Alonso der kommende starke Mann bei den „Fohlen“ werden wird, doch die Mutmaßungen rund um den Spanier erwiesen sich als irreführend. Jetzt ist es also abermals Hütter, dem von der Borussia Avancen gemacht werden sollen. Ihm selbst, das ließ er in der Vorbereitung auf das Spitzenspiel in Dortmund an diesem Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga sowie bei Sky) erkennen, ist nicht daran gelegen, dass sein Namen mit möglichen anderen Arbeitgebern in Verbindung gebracht wird. „Ich kenne die Gerüchte und möchte klarstellen, dass ich nicht ständig Lust auf diese Spekulationen habe“, sagte der 51-Jährige: „Ich kann nur bestätigen, dass ich zu dem, was ich mal gesagt habe, stehe.“ Er wolle „die Ruhe bewahren“ und sich „aufs Wesentliche“ konzentrieren.
Bobic kein Grund, Dinge anders zu bewerten
Dass sich im Vergleich zum ersten Dementi mit dem anschließend geäußerten Wunsch von Fredi Bobic, die Eintracht nach dieser Saison zu verlassen, die Situation bei der Eintracht grundlegend veränderte, sei für ihn kein Grund, die Dinge anders zu bewerten. „Soll ich mich jeden zweiten, dritten Tag hinstellen und etwas kommentieren oder dementieren? Ich bin hundert Prozent fokussiert auf unsere Aufgabe“, sagte der Coach, der vertraglich bis Mitte 2023 an die Frankfurter gebunden ist. Dass sich mit seinen neuerlichen Einlassungen damit das Thema ein für allemal erledigt haben wird, ist trotz allem, das lehrten vergleichbare Beispiele in der Bundesliga, deren Geschäft von Unmengen an Geld und rasch wechselnden Interessen angetrieben wird, unwahrscheinlich.
Hütter, der zwei Berater engagiert hat, die ihm in medialen und wirtschaftlichen Fragen zur Seite stehen, besitzt in diesem Frühjahr die Möglichkeit, seinen guten Ruf, den er sich weit über Frankfurt hinaus durch die Ergebnisse mit der Eintracht erarbeitet hat, weiter zu verbessern. Ein Einzug in die Königsklasse wäre der Höhepunkt einer Aufwärtsentwicklung, die niemand erahnen konnte, als der Vorarlberger im Sommer 2018 kurz nach dem Pokaltriumph anheuerte – und prompt als Titelverteidiger in der ersten Runde im Duell mit den Ulmer Amateuren scheiterte.
Seitdem hat sich die Eintracht unter seiner Regie zu einer formidablen Mannschaft entwickelt, die hohe Einsatzbereitschaft, taktische Finesse und technische Qualitäten paart – und auch deswegen im Klassement nach oben klettern konnte. In Dortmund wird sie auf einen Gegner treffen, der als Fünfter mit einem Erfolg den Rückstand auf die Eintracht auf einen Punkt verringern könnte. „Wir wollen die Borussia auf Distanz halten“, kündigte Hütter an und gab als Marschrichtung ausgab, „selbstverständlich“ auf Sieg spielen zu wollen: „Der Druck liegt beim BVB.“
Dass er nicht aller (Aufstellungs-)Sorgen ledig ist, räumte der Trainer ein. Makoto Hasebe fehlt gelbgesperrt, während Martin Hinteregger weiter verletzt passen muss; in der Abwehr steht daher wohl Stefan Ilsanker als Mittelpunkt der Dreierkette in der Verantwortung. Hütter nannte es eine „Riesenaufgabe“, den Angriff der Borussia um Erling Haaland zu stoppen, „alleine schafft das niemand, das geht nur zusammen“. Sollten die Dortmunder einen „Sterne-Tag erwischen, wird es schwer. Wir brauchen so oder so einen sehr guten Tag“. Dazu gehörten „Mut und Selbstvertrauen“. Zwei Wesensmerkmale, die Hütter vom ersten Tag an in Frankfurt vorlebte, ihm die Akzeptanz trotz stets wechselnder Kader in der Kabine sicherte und den Erfolg mit begründeten. Sollte es, unabhängig vom Resultat an diesem Wochenende, dergestalt weitergehen, dass die Eintracht mit ihrem Fußball die Fans träumen lässt, wird Hütter – ob gewollt oder nicht – noch einige Phantasien wecken.
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