
Zweimal hat es schon funktioniert, klappt es auch ein drittes Mal? Die japanischen Hersteller haben sich in Europa längst etabliert, den später folgenden koreanischen ist dies sogar noch schneller gelungen. Und jetzt kommen eben die Chinesen. In München stellen einige aus, aber beileibe nicht alle. Und MG, die erfolgreichste Marke in Deutschland mit fast 10.000 Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2023, ist nur auf dem Fachmessegelände in Riem, also nicht für Otto Normalverbraucher zu sehen. Gleiches gilt für die Newcomer Dongfeng und Leapmotor.
Dagegen hat BYD, gern Build Your Dreams genannt, einen Auftritt am Odeonsplatz in der Nähe von VW und Opel. Außerdem präsentieren die Chinesen, die auf ihrem Heimatmarkt gerade VW absatzmäßig überholt haben, ihre Luxusmarke Denza in Form einer riesigen Großraumlimousine. Auch Xpeng – arbeitet mit VW zusammen – ist für jedermann zu sehen, auf dem Königsplatz zusammen mit den Landsleuten von AVATR.
In München fehlen einige, die schon in Deutschland aktiv sind und Autos verkaufen, bis auf BYD. Aber sowohl Aiways, GWM mit der Marke Ora oder Nio kommen ohnehin noch nicht aus den Puschen. Ihre Verkaufszahlen sind vernachlässigbar. Es fehlt auch Lynk & Co, sie haben immerhin knapp 1700 Autos in den ersten sechs Monaten des Jahres abgesetzt. Polestar liegt bei guten 3158, mit seinem Firmensitz in Göteborg ist das aber eher eine europäische Marke, obwohl die Autos in China gebaut werden.
Ähnliches gilt freilich für die neu positionierte Marke Smart. Hier hat der chinesische Geely-Konzern wie bei Volvo, Lynk und Polestar das Sagen, mit einer kleinen Mehrheit von 51 Prozent im neuen Gemeinschaftsunternehmen mit Mercedes-Benz. Smart hat einen Stand in der Ludwigstraße, etwas mehr als 2000 neue #1 sind bislang verkauft worden. Das ist ein Achtungserfolg. Es wird sich zeigen, ob die neu ausgerichtete Marke so dehnbar ist, dass sie größere Fahrzeuge absetzen kann. Der #3 fühlt in München vor. Im Großen Fahrbericht hat der #1 schon gezeigt, was er kann.
Wie von allen chinesischen Elektroautos, die von der Redaktion bisher gefahren wurden, gab es wenig Negatives zu berichten. Die Qualität wirkt solide, die Reichweiten sind annehmbar, nur sind die Autos beileibe keine Sonderangebote. Ein Nio kostet schon mal 90.000 Euro. Noch fehlt ein günstiger elektrischer Kleinwagen.
Dass China als größter Automobilmarkt der Welt bedeutend ist, steht außer Frage. Aber warum musste BMW-Chef Oliver Zipse im April auf der Automesse in Schanghai vor Publikum sagen, das Herz von BMW schlage in China? Etwas mehr Selbstbewusstsein kann kaum schaden. Die Kunden wollen durch gute Produkte überzeugt werden. China ist natürlich ein schwieriges Thema. Vielmarken-Chef Carlos Tavares von Stellantis drückt wiederholt sein Unbehagen vor der ungleich verteilten Marktmacht aus, da dortige Konzerne an der Hand der Politik anders agieren könnten als westliche. Man kann es als Errungenschaft sehen, dass der Westen Wettbewerb offen zulässt. Oder als naiv. Es wird noch einige Debatten darüber geben. Die politischen Voraussetzungen sind andere, doch es klingt auch ein wenig so wie damals, als die Japaner und die Koreaner mit ihren Angeboten kamen.
Artikel von & Weiterlesen ( Fernost bei der IAA: Macht es China wie einst Japan und Korea? - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung )https://ift.tt/1S5Y6l8
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