Das Pech auf der WM-Anreise trug der deutsche Zehnkampf-Rekordler Leo Neugebauer äußerlich gefasst. „Ich musste schauen, dass ich die richtigen Sachen habe, die ich für den Wettkampf brauche“, sagte der 23-Jährige, der in diesem Jahr die rund vier Jahrzehnte alte Bestmarke von Jürgen Hingsen verbesserte. Anders als Europameister Niklas Kaul („Ich habe meinen Koffer bekommen“) fehlte das Gepäck von Neugebauer.
Ein Gepäckstück mit Kontaktlinsen und weiteren wichtigen privaten Dingen habe er mittlerweile, erzählte Neugebauer. Spikes und mehr aber fehlten noch, „meine Eltern bringen ein neues Set mit“. Und das ist bei Zehnkämpfern nicht so leicht wie für Sprinter. Denn diese brauchen für zehn Disziplinen zehn Paar.
„Ich habe Schuhgröße 48,5/49. Die passen alle nicht ins Handgepäck“, sagte Neugebauer. Der deutlich kleinere Manuel Eitel (26) scherzte daraufhin: „Bei mir hätten sie ins Handgepäck gepasst.“ Laut Verbandsangaben sind zahlreiche Mitarbeiter damit beschäftigt, das Gepäck für die Athleten zu organisieren. Aus der ganzen Maschine sei das Gepäck von 40 Leuten nicht angekommen, berichtete Cheftrainerin Annett Stein. Es betraf auch andere Nationen.
Diskus-Weltmeisterin Tausaga denkt an Feueropfer auf Hawaii
Im Moment ihrer sportlichen Sternstunde hat die neue Diskus-Weltmeisterin Laulauga Tausaga an die Opfer der verheerenden Feuer in Hawaii erinnert. Nach ihrem Sensationssieg bei der Leichtathletik-WM in Budapest berichtete die auf der Insel Oahu geborene Tausaga, sie bete ständig für die Betroffenen. „Menschen von den Pazifik-Inseln halten zusammen“, sagte die 25-Jährige, die im Alter von sieben Jahren von Hawaii nach San Diego in Kalifornien zog und auch Wurzeln aus Samoa hat.
Mit einem Zauberwurf auf 69,49 Meter steigerte Tausaga am Dienstagabend im fünften Versuch ihre bisherige Bestweite um mehr als vier Meter und zog noch an der favorisierten Olympiasiegerin Valarie Allman vorbei. Die US-Teamgefährtin hatte gerade erst 69,23 Meter geworfen und sah wie die Siegerin aus.
Siegerin Tausaga widmete die Goldmedaille ihrer Mutter, die sie zum Sport animierte. Volleyball und Basketball gefielen ihr weniger, dann versuchte Tausaga sich im Kugelstoßen. Das bescherte ihr einen Platz auf dem College. Sie ging in den mittleren Westen in den US-Bundesstaat Iowa. „Es wurde Zeit, mal in einem Schneesturm festzustecken“, begründete Tausaga ihre Auswahl. In Iowa wechselte sie zum Diskuswurf, nun ist sie bei ihrer dritten WM-Teilnahme erste Weltmeisterin aus den USA in dieser Disziplin.
Sprinter Hartmann schon ausgeschieden
Der neue deutsche 200-Meter-Rekordhalter Joshua Hartmann ist bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften schon im Vorlauf ausgeschieden. Der deutsche Meister kam in seinem Vorlauf in enttäuschenden 20,51 Sekunden nicht über den vierten Rang hinaus.
Zum automatischen Weiterkommen in das Halbfinale wäre Rang drei nötig gewesen. Außerdem gibt es drei weitere Plätze für die weiteren Zeitschnellsten. Dazu zählte Hartmann aber schon nach seinem Rennen nicht.
Bei den deutschen Meisterschaften im Juli in Kassel war der 24-jährige Kölner in 20,02 Sekunden einen deutschen Rekord gelaufen. Hartmann hätte sogar als erster deutscher Sprinter die Marke von 20 Sekunden unterbieten können, hätte er nicht schon vor dem Zieleinlauf ein wenig gefeiert.
Der aktuelle Medaillenspiegel am Mittwochabend
- 1. USA 5 (Gold) 2 (Silber) 2 (Bronze)
- 2. Spanien 2 0 0
- 3. Äthiopien 1 1 2
- 4. Großbritannien 1 1 1
- 5. Schweden 1 1 0
- 6. Burkina Faso 1 0 0
* nach 14 von 49 Wettbewerben
Auch am vierten Wettkampftag bleiben die Deutschen ohne Medaille
Tobias Potye flog hoch, aber nicht hoch genug, der Diskus segelte für die deutschen Frauen zu kurz – das deutsche Quartett hat bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften die erste Medaille und den erhofften Schub für die zweite WM-Hälfte verpasst. Potye landete am Dienstag in Budapest im Hochsprung trotz einer starken Vorstellung mit 2,33 Metern als Fünfter ebenso abseits der Podestplätze wie Kristin Pudenz als Sechste im Diskuswurf.
Die Olympia-Zweite aus Potsdam kam auf 65,96 Meter, Shanice Craft wurde Siebte mit 65,47 Metern, Claudine Vita Zehnte mit 63,19 Metern. Den Titel sicherte sich überraschend Laulauga Tausaga aus den USA mit 69,49 Metern vor Olympiasiegerin und Teamgefährtin Valarie Allman (69,23) und Vorjahressiegerin Feng Bin aus China (68,20).
Nur wenige Meter voneinander entfernt gaben das Diskus-Trio und Potye alles für das erhoffte Edelmetall. Dem EM-Zweiten unterlief bei 2,25 Metern ein Fehlversuch, die 2,29 Meter nahm der 28-Jährige dann wieder sicher und war damit vorn im Wettbewerb mit dabei. Als er 2,33 Meter im zweiten Versuch überquerte, weckte er Erinnerungen an den Juli, als er seine persönliche Bestmarke in Chorzow um vier Zentimeter auf 2,34 Meter gesteigert hatte. 2,36 Meter waren dann zu hoch, wegen des Fehlversuches zuvor blieb ihm der Sprung auf das Podest verwehrt. Der Italiener Gianmarco Tamberi siegte mit der Weltjahresbestleistung von 2,36 Metern vor dem Amerikaner JuVaughn Harrison, der dieselbe Höhe übersprang, aber mehr Versuche benötigte. Olympiasieger Mutaz Essa Barshim aus Katar wurde Dritter. Er überquerte wie Potye 2,33 Meter.
Weltrekordlerin Kipyegon wieder Weltmeisterin
Faith Kipyegon ist wieder Weltmeisterin über 1500 Meter. Die 29 Jahre alte Kenianerin, die zuletzt binnen sieben Wochen drei Weltrekorde gelaufen war, gewann in 3:54,87 Minuten. Zweite wurde die Äthiopierin Diribe Welteji, die nach 3:55,69 Minuten ins Ziel kam.
Für die zweimalige Olympiasiegerin Kipyegon war es nach 2017 und 2022 der dritte WM-Titel. 2015 und 2019 hatte sie jeweils Silber gewonnen. 2019 hatte die Niederländerin Sifan Hassan gewonnen, die in Budapest im Zielsprint über 10.000 unglücklich gestürzt war. Sie wurde über 1500 Meter Dritte.
Die Hitze erfordert eine Programmänderung
Die große Hitze in Budapest hat zu einer Programmänderung geführt. Wie der Weltverband am Dienstag mitteilte, wurden die Vorläufe der Frauen über 5000 Meter an diesem Mittwoch vom Vormittag auf den Abend verlegt. Nach einem Unwetter zum Auftakt am vergangenen Samstag steigen die Temperaturen in Budapest seitdem jeden Tag über 30 Grad.
In der zweiten WM-Hälfte sind noch einige Ausdauer-Wettbewerbe vorgesehen. Am Donnerstag sollen die Geherinnen und Geher über 35 Kilometer antreten. Für Samstag ist der Marathon der Frauen geplant, für den abschließenden Sonntag der Marathon der Männer. Als Startzeit ist jeweils 7.00 Uhr vorgesehen. Dann betragen die Temperaturen nur etwa 20 Grad, die Luftfeuchtigkeit ist derzeit aber immer sehr hoch.
Julian Weber euphorisch
Speerwurf-Europameister Julian Weber kann seinen Start bei der Leichtathletik-WM in Budapest kaum erwarten. Der Mainzer ist am Montag in der ungarischen Hauptstadt eingetroffen, wo er am Freitag in der Qualifikation antreten muss. Das Finale findet dann zum Abschluss der Titelkämpfe am Sonntagabend statt. „Ich bin froh, wenn ich endlich die Vibes spüre. Wenn ich sehe, wie viele Zuschauer morgens schon im Stadion sind, würde ich am liebsten schon jetzt starten“, sagte Weber den VRM-Medien (Dienstag-Ausgabe).
Der 28-Jährige zählt zu den wenigen Medaillenkandidaten des deutschen Teams bei den Weltmeisterschaften, im vorigen Jahr hatte er in Eugene eine Medaille als Vierter knapp verpasst und war darüber sehr enttäuscht. „Ich will alles geben, bin der Zweitbeste der Welt und will das bestätigen. Es wäre schön, eine Medaille mit nach Hause zu nehmen“, sagte Weber.
Lückenkemper Freitag wieder am Start
Gina Lückenkemper nahm nach der erneuten WM-Enttäuschung über 100 Meter schnell die Staffel ins Visier. „Nachdem das Einzel so gelaufen ist, wie es gelaufen ist, heißt es für mich ‚jetzt erst recht‘ in der Staffel“, sagte Deutschlands „Sportlerin des Jahres“. Mit dem Quartett stehen am Freitag die Vorläufe an.
Das rauschende Einzelfinale am Montagabend mit Siegerin Sha‘Carri Richardson aus den USA musste Doppel-Europameisterin Lückenkemper bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest als Zuschauerin verfolgen. Die 23-jährige US-Amerikanerin siegte in 10,65 Sekunden vor der Jamaikanerin Shericka Jackson und Titelverteidigerin Shelly-Ann Fraser-Price, ebenfalls aus Jamaika.
Richardson siegt bei Premiere
Sha‘Carri Richardson hat sich bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften zur neuen Titelträgerin über 100 Meter gekrönt. Die Amerikanerin siegte am Montag in Budapest in 10,65 Sekunden. Silber holte sich die Jamaikanerin Shericka Jackson in 10,72 Sekunden. Bronze sicherte sich in 10,77 Sekunden Titelverteidigerin Shelly-Ann Fraser-Price aus Jamaika, die schon fünfmal Weltmeisterin war. Europameisterin Gina Lückenkemper aus Deutschland hatte den angestrebten Einzug in ihr erstes WM-Finale zuvor klar verpasst.
Für Richardson war es bei der ersten WM der erste Titel. Die 23-Jährige hatte sich für die WM im Vorjahr nicht qualifizieren können. Bei Olympia 2021 in Tokio hatte sie gesperrt zuschauen müssen. Bei einer Doping-Probe war Marihuana-Konsum nachgewiesen worden, deswegen wurde sie gesperrt. Richardson erklärte das mit dem Umgang mit Druck und die Belastung durch den Tod ihrer Mutter.
Im Dreisprung verletzte sich der erst 18 Jahre alte Favorit Jaydon Hibbert leicht bei seinem ersten Versuch und stieg aus dem Wettbewerb aus. Es siegte Hugues Fabrice Zango aus Burkina Faso mit 17,64 Metern vor den Kubanern Lázaro Martínez (17,41) und Cristian Nápoles (17,40).
Über 110 Meter Hürden holte der Amerikaner Grant Holloway zum dritten Mal den Titel. Holloway gewann in Saisonbestzeit von 12,96 Sekunden vor dem Jamaikaner Hansle Parchment, der elf Hundertstelsekunden langsamer war. Daniel Roberts aus den USA wurde Dritter.
Diskuswerfer Janssen WM-Achter – Schwede Stahl gewinnt Final-Krimi
Der deutsche Meister Henrik Janssen hat in einem packenden Diskus-Finale bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest den achten Rang belegt. Der 25-Jährige warf am Montag in seinem besten Versuch 63,80 Meter. Die Favoriten um die Medaillen konnte Janssen damit erwartungsgemäß nicht in Bedrängnis bringen. Den Titel holte sich wie bei der WM 2019 der Schwede Daniel Stahl.
Nachdem der Olympiasieger im letzten Durchgang zunächst von Titelverteidiger Kristjan Ceh aus Slowenien von der Führungsposition verdrängt worden war, schlug er eindrucksvoll zurück. Er siegte mit der WM-Bestmarke von 71,46 Metern vor Ceh, der den Diskus auf 70,02 Meter schleuderte. Europameister Mykolas Alekna, der 20 Jahre alte Sohn von Litauens Diskus-Legende Virgilijus Alekna, wurde Dritter mit 68,85 Metern.
https://ift.tt/xRlYptN
Sport
Bagikan Berita Ini