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Wie der City-Held einst Bayern durch die Lappen ging - Rodri nun der "beste Mittelfeldspieler der Welt"? - SPORT1

Es wirkte wie eine magische Szene aus einem kitschigen Liebesfilm, als Rodri seiner Freundin Laura noch auf dem Rasen des Istanbuler Atatürk-Stadions nach dem Finaltriumph der Champions League seine Siegermedaille umhing.

Die Endorphine sprühten förmlich durch die Luft. In einem Interview mit englischen Kollegen sollte der spanische Mittelfeldspieler von Manchester City im Anschluss sagen: „Solche Momente kommen nie mehr wieder.“ Solche Momente?

Er hatte in der 68. Minute das goldene Tor im Finale gegen Inter Mailand erzielt, plötzlich stand er im Mittelpunkt. Mal wieder. Im Viertelfinale mutierte der Iberer zum Bayern-Schreck, nun zum finalen Pep-Erlöser.

Doch wer ist dieser Mann, der die Bescheidenheit so schätzt, und doch von Verteidigerkollege Nathan Aké kurzerhand zur „Legende unseres Vereines“ ausgerufen wurde?

Bayern forcierte Rodri-Transfer 2019

Fast hätte der Spanier, der mit neun Jahren in die Jugendakademie von Atlético Madrid ging, eine deutsche Vergangenheit eingeschlagen. Beim FC Bayern.

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„Sie haben ihn lange beobachtet und auch konkrete Gespräche mit ihm geführt. Sie wollten ihn unbedingt“, erzählte SPORT1-Chefreporter Kerry Hau im April im SPORT1-Podcast „Die Bayern-Woche“.

Kaderplaner Marco Neppe und Sportvorstand Hasan Salihamidzic waren begeistert von seinen Fähigkeiten - damals, 2019.

Doch anstatt sich dem deutschen Rekordmeister anzuschließen, trainiert von Niko Kovac, entschied sich Rodri für 70 Millionen nach Manchester zu wechseln. Auch aufgrund des Trainers Pep Guardiola.

Normalerweise ist Rodri kein Typ im Scheinwerferlicht

Normalerweise ist Rodri kein Typ im Scheinwerferlicht

Weitere vier Jahre später sollte er den Bayern einen weiteren Stich ins Herz verpassen.

Im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen den FC Bayern war es ausgerechnet Rodri, der nach 27 Minuten mit einem Links-Schlenzer, wie ihn in Spielen mit bayerischer Beteiligung sonst nur Arjen Robben auf den Platz zauberte, die Citizens in Führung brachte.

Rodri als Bayern-Schreck in der Champions League

Wohlgemerkt, der Bayern-Schreck ist Rechtsfuß. Zwar ließen Bernardo Silva und Erling Haaland noch Tore folgen, sodass die Begegnung bereits nach dem Hinspiel entschieden schien, und doch war es Rodri, der mit diesem Zaubertor den Reigen brach und bejubelt wurde.

Doch diese geballte Aufmerksamkeit ist nicht das Sujet des 26-Jährigen. Eher schrieb sich Rodri vor Jahren an der Universidad Jaime I im spanischen Castellón de la Plana ein. Betriebswirtschaftslehre, er wollte sich ein zweites Standbein aufbauen.

Dazu wohnte er als Student in einem Wohnheim, lernte seine Freundin, eine Medizinstudentin kennen, über die ganz nach Rodris Charakteristik im Umgang mit Privatem, nicht viel bekannt ist - und war nebenbei eben mal Fußball-Profi in der U21-Auswahl Villarreals mit einem amtlichen Monatsgehalt.

Dazu wurde auch später bei Atletico sein Auto, ein grauer Opel Corsa inmitten all der Luxus-Karossen, zum Symbolbild für den Lebensstil des Spaniers. Er konzentrierte sich eben auf die elementaren Inhalte: Studium – und Fußball.

Auf dem Platz vorangehen hieß die Devise. Ob als kleiner Junge, als er noch von Atletico aufgrund seiner schmächtigen Statur aussortiert wurde, oder nun eben mit Manchester City im Finale der Königsklasse.

Rodri kritisiert eigene Leistung im CL-Finale

Dabei war er, was im Nachgang ein wenig bizarr klingen mag, gar nicht vollends zufrieden mit seiner Leistung: „Ich war schrecklich in der ersten Halbzeit“, sagte er nach dem Spiel bei BT Sport, „ich habe sch**** gespielt, um ehrlich zu sein.“

„Pep hat mir gesagt, dass ich meine Mentalität ändern muss, dass ich eine Führungspersönlichkeit bin. Wir haben bis zum Schluss gekämpft und ich war schon sehr tot. Ich glaube es nicht. Es ist beeindruckend, wie das passiert ist“, sollte er nach dem Triumph verraten.

Rodri mutierte in den 15 Kabinenminuten zu einer Führungspersönlichkeit, die in der zweiten Halbzeit eine Souveränität ausstrahlte, als hätte sich das ehemalige spanische Mittelfeldtrio aus Xavi, Iniesta und Busquets in einer Arbeitsgruppe zusammengetan und an einer Version 2.0 ihrer selbst gearbeitet. Arbeitstitel: Rodri.

Rodri "krönt" sich mit der Champions-League-Trophäe

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Das sollte in diesen 45 abschließenden Saisonminuten offensichtlich werden. Rodrigo Hernández Cascante, wie er mit vollem Namen heißt, spielte 17 Pässe im letzten Drittel, mehr als jeder andere Spieler am Samstagabend. 92,4% Passquote. 80 Ballaktionen.

Werte, wie sie nur ein Leader im Mittelfeld auflegt.

Denn durch die Systemumstellung von Guardiola, dass er seiner spanischen Nummer 16 den Engländer John Stones als Bodyguard zur Seite stellte, sollte sich in dessen offensiven Kreativaktionen niederschlagen. Wie auch in der 68. Minute, als Rodri aus rund 14 Metern den Ball um zwei Nerazzurri kurvte und Andre Onana im Inter-Tor nur noch zum Statisten machte.

„Es war das wichtigste Tor in der Geschichte des Vereins“, offenbarte Rodri der Presse danach. Einst hatte er im Interview mit der spanischen AS erzählt, dass: „Die großen Spieler in den großen Momenten auftreten müssen.“ Nun tat er genau das selbst und machte sich zu Citys Finalheld.

Manchester City bedankt sich bei Finalheld

Einen erheblichen Anteil, nicht nur damals am Transfer, hatte Pep Guardiola.

Das Champions-League-Finale war der 52. Pflichtspieleinsatz in der vergangenen Saison für Rodri. Nie hatte unter dem spanischen Coach ein Feldspieler mehr Spiele absolviert. Okay, außer Lionel Messi, mit dem Guardiola 2009 ebenfalls das Triple holte.

Das sollte Rodris Leistung dennoch keineswegs schmälern. Die Marca nennt ihn nun liebevoll „Don Rodrigo“, die spanische AS machte ihn bereits zum „besten Mittelfeldspieler der Welt“.

Und auch die Teamkameraden in den hellblauen Trikots wussten am Samstagabend in Istanbul, wer ihr Erlöser war.

Aus den Katakomben des Atatürk-Stadions drangen lautstarke Jubelarien, die Skyblues feierten zu den Klängen von Gala. Doch anstatt dem legendären „Freed from desire“ überstrahlte ein Songtext alles: „Rodri‘s on fire!“

Dabei blieb ein Mann bescheiden: Rodri selbst. „Wir haben zwar Geschichte geschrieben“, setzte er an, „aber das hier ist für Spieler wie Fernandinho, Sergio Agüero und David Silva, die den Klub groß gemacht haben.“

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