Es gab eine Zeit, da waren die Fans des FC Chelsea ganz vernarrt in Kai Havertz. Sie widmeten dem Deutschen nach guter englischer Gesangstradition sogar einen eigenen Song.
Zur Melodie von Belinda Carlisles 80er-Jahre-Klassiker
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Übereinstimmende Berichte: Havertz-Transfer kurz vor Abschluss
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feierten die Blues-Anhänger Havertz für dessen Treffer im Champions-League-Finale 2021 gegen Manchester City.
Ob im Stadion, in der Kneipe oder in U-Bahn-Schächten - bei jeder Gelegenheit wurde im Kollektiv geschmettert.
"Oh, Roman (Chelseas Ex-Besitzer Roman Abramovich), weißt du, was das wert ist? Kai Havertz ist der Beste der Welt! Der seidenweiche Deutsche ist genau der, den wir brauchen - er hat Chelsea die Champions League gewonnen."
Havertz Spezialist im Auslassen von Großchancen
Havertz hat Chelsea aus dem Nichts den wichtigsten Titel im europäischen Vereinsfußball beschert. Ein halbes Jahr zuvor war Klub-Ikone Frank Lampard als Trainer gefeuert worden, ehe Thomas Tuchel innerhalb von sechs Monaten aus einer völlig verunsicherten Truppe die beste Mannschaft Europas formte.
Doch seit jenem Tag im Mai 2021 ist nicht mehr viel gekommen von Kai Havertz. Im Februar 2022 schoss er Chelsea noch zum Titel bei der Klub-WM, der Rest ist überschaubar. Das Tohuwabohu der letzten eineinhalb Jahre im Klub mit Besitzer- und ständigen Trainerwechseln hat auch seine Leistungen negativ beeinflusst.
In der abgelaufenen Saison machte er 35 Premier-League-Spiele, die meisten davon als Nummer neun im Sturmzentrum. Er trug in einer wirr zusammengekauften, strukturlosen Mannschaft notgedrungen die Hauptlast des Toreschießens. Havertz fiel eher durch das Auslassen von Großchancen (14 von 18) auf als durch seine Treffsicherheit. Lediglich sieben Tore standen am Saisonende in den Büchern.
Ob Lampard, Tuchel, Graham Potter oder am Ende erneut Lampard - in drei Jahren bei Chelsea ist es keinem Trainer gelungen, dauerhaft die richtige Position für Havertz zu finden. Ex-Chelsea-Profi Andy Townsend sagte in einem Interview mit "talkSPORT", dass Havertz ein "hoch talentierter, aber sehr rätselhafter Spieler" sei, den "viele immer noch nicht ganz begriffen" hätten.
Wechsel zu Arsenal win-win-Situation für Havertz
Aus der Sicht von Havertz ist es eine Win-Win-Situation. Der 24-Jährige verlässt einen Klub, der nach einer Katastrophensaison erstmal wieder zu sich selbst finden muss. Chelsea ist nächste Saison international nicht vertreten, Arsenal kehrt dagegen als Vizemeister in die Champions League zurück.
Havertz fühlt sich wohl in London, er muss nur den Stadtteil wechseln. Im Norden der Metropole wird er Teil eines spannenden Projekts, das Arteta Ende 2019 angeschoben und die Gunners seitdem peu à peu wieder in die Phalanx der Topvereine der Premier League geführt hat.
Bei Arsenal wird Havertz zudem aller Voraussicht nach von seiner ungeliebten Position in der Sturmmitte erlöst. Arteta schätzt seine Vielseitigkeit und hat in erster Linie zwei Rollen für Havertz vorgesehen.
Als Mischung aus Zehner und "falscher" Neun kann Havertz seine herausragende Fähigkeit, aus einer tieferen Position mit Tempo bevorzugt durch die Halbräume in den Strafraum zu kommen, am besten ausführen. Er ist schnell, fühlt sich in hohen Positionen wohl und hat ein gutes Timing, um im richtigen Moment in den Strafraum zu kommen", sagte Tuchel zu gemeinsamen Chelsea-Zeiten über Havertz.
Bei Arsenal könnte Havertz die Position hinter der etatmäßigen Spitze Gabriel Jesus im 4-2-3-1 übernehmen. In diesem System absolvierte Arsenal das erste Drittel der vergangenen Saison, bevor Arteta zum 4-3-3 wechselte und nur noch sporadisch - wie beim Sieg gegen Manchester United im Februar - zum 4-2-3-1 zurückkehrte.
Setzt offenbar voll auf Kai Havertz: Arsenal-Coach Mikel Arteta (r.)
Fotocredit: Getty Images
Spannende Rolle als linker Achter im Arsenal-Mittelfeld
In Artetas bevorzugtem 4-3-3 kommt für Havertz eine spannende Rolle als linker Achter in Frage. Bei Ballbesitz spielen die Gunners eher ein 2-3-5, in dem der linke Außenverteidiger, Oleksandr Zinchenko oder Kieran Tierney, ins Mittelfeld rückt und der Achter dann in den Halbraum vorstößt.
Havertz hätte so die Freiheit, sich in Angriffe aus dem Mittelfeld einzuschalten und spät in den Strafraum einzudringen - dort, wo er sich am wohlsten fühlt. In einem Interview mit "The Athletic" 2021 beschrieb er sich nüchtern als einen "Mittelfeldspieler, der gerne in den Strafraum geht".
In dieser Rolle könnte Havertz Granit Xhaka ersetzen, der vor einem Wechsel zu Bayer Leverkusen steht. Bislang liefen die Verhandlungen zwischen Arsenal und Bayer zäh, dies dürfte sich durch die bevorstehende Verpflichtung von Havertz schlagartig ändern.
Auf der Acht kann Havertz tiefer agieren und so auch eine kreative Seite einbringen, die gerne übersehen wird: In der letzten Saison gab er mit seinem starken linken Fuß die meisten Schüsse aus dem Spiel heraus ab (54).
Tuchel bescheinigt Havertz Bereitschaft zu "leiden"
Bleibt die Frage, ob Havertz in der Lage ist, auch den defensiven Part auszufüllen, den diese Position mit sich bringt und die Xhaka in der letzten Saison unverzichtbar machten.
Seine Bereitschaft, auch im Spiel gegen den Ball zu schuften, wurde ihm einst von Tuchel bei Chelsea bescheinigt. "Er ist auch sehr stark im Gegenpressing und ist sich nicht zu schade, viele Läufe zu machen, um den Ball zurückzuerobern", sagte Tuchel.
Kai Havertz und der FC Arsenal - das klingt nicht nur auf den ersten Blick vielversprechend. Der Nationalspieler kann nach zwei Jahren Stillstand bei Chelsea bei den Gunners den nächsten wichtigen Schritt nach vorne machen.
Seine Verehrer von einst dürfte er mit dem Wechsel zum Stadtrivalen verprellen. Aber vielleicht ist er ja auch für den FC Arsenal genau der Spieler, den diese Mannschaft braucht.
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