19. Juni 2023 | Gero Gröschel
Foto: D Thory auf PixabayDie unterirdische Einlagerung von Kohlendioxid musste einige Rückschläge hinnehmen.
Können unterirdische Gasspeicher das Klima retten? Viele Länder beteiligen sich an den Versuchen, das klimaschädliche Kohlendioxid mittels Carbon Capture and Storage (CCS) sicher zu verstauen. Die Eignung dieser Methode ist unter Experten immer noch umstritten. Neue Ergebnisse geben den Kritikern recht.
Die Idee ist einfach: Kohlendioxid wird dort, wo es in Prozessen entsteht, abgefangen, komprimiert und verflüssigt. Danach kann es über Pipelines oder Schiffe in einem Endlager gespeichert werden. Geeignete Orte sind leergepumpte Gas- oder Ölfelder in tiefen Erdschichten oder Gesteinsformationen unter dem Meeresgrund oder an Land.
Die norwegische Speicherstätte Sleipner, die seit 1996 in Betrieb ist, und die Speicherstätte Snøhvit, die seit 15 Jahren genutzt wird, galten als Erfolgsgeschichten im Bereich CCS. In beiden Anlagen, die von der norwegischen Energiegesellschaft Equinor ASA betrieben werden, wird Kohlendioxid aus der Erdgasförderung komprimiert und wieder in den Untergrund eingespeist. Allerdings haben beide laufende Projekte zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung mit Schwierigkeiten zu kämpfen.
Zu viele Unbekannte machen genaue Prognosen unmöglich
In Sleipner sind Probleme aufgetreten, da das eingeleitete Gas 220 Meter vom ursprünglichen unterirdischen Speicherort unerwartet wieder austrat. Auch in Snøhvit musste die auf 18 Jahre geschätzte Speicherkapazität nach Aufnahme des Betriebs auf weniger als zwei Jahre revidiert werden. Jeder Projektstandort hat seine eigene Geologie und tektonische Verschiebungen können dazu führen, dass sich unterirdische Bedingungen im Laufe der Zeit verändern. Wie die Webseite reneweconomy schreibt, bewältigen beide Anlagen zusammen durchschnittlich 1,8 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr und haben bis jetzt insgesamt 22 Millionen Tonnen gespeichert. Die Herausforderungen einer sicheren Speicherung steigen exponentiell mit der beabsichtigten Lagerdauer.
Norwegische Speicherstätten zeigen unerwartetes Verhalten
Sleipner und Snøhvit sind Lagerstätten, die im Rahmen der unterirdischen Techniken ausgiebig erforscht wurden. Dennoch gab es geologische Aspekte, die bis zur Injektion des Kohlendioxids unbekannt waren. In Sleipner verhindert ein festes Deckgestein, dass das Kohlendioxid sich weiter verteilen kann. In Snøhvit stieg der Druck nur zwei Jahre nach Beginn der Nutzung der Anlage rapide an. Das Gestein konnte das Kohlendioxid nicht so aufnehmen, wie in den Planungsstudien erwartet. Beide Projekte machen deutlich, dass bei CCS-Projekten neben weiterer Forschung eine kontinuierliche Überwachung und fertige Notfallpläne erforderlich sind. Selbst nach Jahren eines normalen Betriebes können Speicherstätten ein unerwartetes Verhalten an den Tag legen. Experten werfen die Frage auf, ob die technischen Fähigkeiten überhaupt verfügbar sind, um Kohlendioxid langfristig sicher zu speichern.
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