Stellen Sie sich einen großen Teller Pommes vor. Einen Haufen goldbrauner Kartoffel-Stäbchen. Der frische Frittier-Duft steigt in der Nase, der Speichel sammelt sich im Mund. Und jetzt stellen Sie sich vor, wie Sie den gesamten Teller Pommes in den Mist kippen.
In Visualisierungsübungen wie dieser sehen deutsche Forscherinnen und Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf Potenzial. Wie sie in einer neuen Studie berichten, könnten entsprechende Techniken schlechten Ernährungsgewohnheiten den Garaus machen.
Methodenvergleich
Beim Imaginal Retraining (IR) handelt es sich um eine Selbsthilfetechnik, bei der zunächst versucht wird, eine negative Stimmung bei einer Person auszulösen. Infolge wird diese aufgefordert, sich ein kalorienreiches Lieblingsessen vorzustellen und es dann wegzuwerfen, während sie die physische Handlung des Wegwerfens pantomimisch nachahmt. Bei einer weiteren, ähnlichen Technik, die sogenannte 3P-Technik (pull, pause, push), stellt sich eine Person vor, einen Bissen zu nehmen, hält dann inne und wirft das Essen dann in Gedanken weg und führt die Bewegung auch tatsächlich aus.
In der aktuellen Studie, die im Fachblatt Appetite veröffentlicht wurde, stellte das Team um den Neuropsychologen Steffen Moritz die These auf, dass 3P-Methode bei der Veränderung von Essgewohnheiten effektiver ist als Imaginatives Retraining. Die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer wurden online rekrutiert. Sie gaben allesamt an, ihr Verlangen nach kalorienreicher Kost verringern zu wollen.
Macht der Vorstellung
Per Zufall wurden die Probandinnen und Probanden einer von fünf Gruppen zugeteilt. Allen Gruppenmitgliedern wurden zunächst die gleichen Fotos von verschiedenen fett- und kalorienreichen Lebensmitteln gezeigt. In Gruppe 1 wurden die Probanden aufgefordert, das Foto anzuschauen. In Gruppe 2 wurden die Teilnehmer gebeten, das Foto anzuschauen, dann die Augen zu schließen und sich vorzustellen, wie sie sich von der Abbildung entfernen (Herauszoomen). In Gruppe 3 führten die Teilnehmer das Imaginal Retraining ohne die pantomimische Bewegung durch, während die Teilnehmer in Gruppe 4 das Imaginal Retraining mit der pantomimischen Bewegung praktizierten. In Gruppe 5 wurden die Teilnehmer schließlich gebeten, die 3P-Technik anzuwenden.
Als Nächstes sahen sich alle Teilnehmer erneut Bilder von Lebensmitteln an und bewerteten ihr Verlangen nach dem Abgebildeten. Wider Erwarten zeigte sich, dass sich das Verlangen der Personen in Gruppe 4 (Retraining mit der pantomimischen Bewegung) am stärksten reduzierte. Die nächstwirksamste Technik war das Herauszoomen (Gruppe 2), gefolgt von der 3P-Technik (Gruppe 5).
Kraftvolle Motorik
Die Ergebnisse belegen die Wirksamkeit des Imaginal Retraining in Kombination mit einer motorischen Komponente und der 3P-Technik. Das Imaginal Retraining ohne motorische Komponente, das sich in einer früheren Studie als vielversprechend erwiesen hatte, erbrachte jedoch weniger zuverlässige Ergebnisse.
Das Forschungsteam räumt allerdings ein, dass die Aussagekraft der Untersuchung beschränkt ist. So wurde etwa die Verringerung des Verlangens nur unmittelbar nach der Visualisierungstechnik gemessen. Ob eine dauerhafte Veränderung eingetreten ist, sei fraglich.
Dennoch kommen die Wissenschafter und Wissenschafterinnen zu dem Schluss, dass Imaginal Retraining eine vielversprechende Behandlungsmethode für Fettleibigkeit sein könnte. Sie empfehlen weitere Studien, um die Technik besser zu verstehen und sie im therapeutischen Umfeld einzusetzen.
Artikel von & Weiterlesen ( Erforscht: Mit dieser Technik widersteht man Pommes, Schoko und Co. - KURIER )https://ift.tt/tvFqB5n
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