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Gegen Netflix: Die ARD braucht nicht mehr Technik, sondern andere Inhalte! - Golem.de - Golem.de

Der ARD-Vorsitzende will hunderte Millionen für Streaming-Technik ausgeben – von Inhalten ist keine Rede. Dabei braucht es die, um neue Zielgruppen zu gewinnen.

Ein IMHO von und
Streaming-Anbieter nehmen den Öffentlich-Rechtlichen seit Jahren die Zuschauer ab.
Streaming-Anbieter nehmen den Öffentlich-Rechtlichen seit Jahren die Zuschauer ab. (Bild: ARD)

Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke hat einen Traum: Bis Ende des Jahrzehnts sollen die Öffentlich-Rechtlichen zum relevantesten Streaming-Anbieter in Deutschland werden. Aktuell scheitert dieser Plan an der Realität: Vor allem Menschen unter 50 schauen viel lieber Streaming-Anbieter wie Netflix, Prime Video oder Youtube, statt die Mediatheken von ARD oder ZDF zu verwenden.

Zwar ist der Anteil an der Mediatheken-Nutzung 2022 quer durch alle Altersgruppen leicht gestiegen – die öffentlich-rechtliche Onlinestudie 2022 fragte allerdings auch nur nach "mindestens monatlicher Nutzung". Die Studie betont zudem ebenfalls, dass jüngere Nutzer andere Streaming-Medien bevorzugen.

Gniffkes Ziel, mit einer Investition in die Technik mehr Menschen zu erreichen, erscheint zu kurz gedacht: Ein Großteil der Mediatheken-Inhalte besteht aus Serien des linearen Angebots der öffentlich-rechtlichen Sender. Und am linearen Fernsehen haben – laut Studien von ARD und ZDF – Menschen unter 50 immer weniger Interesse.

Jüngere Zuschauer haben wenig Interesse am Bergdoktor

Das liegt natürlich zum einen daran, dass lineares Fernsehen an fixe Zeiten gebunden ist. Aber die Qualität der Inhalte sollte nicht vergessen werden: Der Gedanke, dass die Zielgruppe unter 50 Jahren an Inhalten wie dem Bergdoktor, Notruf Hafenkante oder lokalisierten Krimi-Comedy-Serien weniger Interesse hat als an Serien wie The Expanse, Stranger Things oder Foundation, scheint bei Gniffke aktuell keine Priorität zu haben.

Um gegen die Konkurrenz von Netflix und Co. bestehen zu können, brauchen ARD und ZDF bessere Inhalte deutlich dringender als bessere Streamingtechnik. Zumal die Streamingtechnik an sich dank des genutzten Dienstleisters Akamai und dessen CDN durchaus dem Stand der Technik entspricht.

Zwar bleibt weiter das Problem, dass sich seit unserer Bestandsaufnahme vor mehr als fünf Jahren zu aktuellen Encoding-Techniken nicht viel geändert hat. So sind weiter quasi keine 4K-UHD-Inhalte in der Mediathek verfügbar und auch selbst in Dolby-Digital-Technik produzierte Inhalte werden nicht über die Mediatheken ausgespielt.

Hunderte Millionen Euro erscheinen viel

Dass aber etwa ein großflächiges Re-Encoding oder bessere technische Produktionstechniken die Akzeptanz und Nutzung der Mediatheken verbessern, scheint wenig realistisch. Auch kann das keine "hunderte Millionen Euro" kosten, wie sie Gniffke offenbar für neue Streamingtechnik einplant.

Das große Problem von ARD und ZDF sowie deren Mediatheken liegt schlicht auf der Seite der Inhalte. Denn einzelne Lichtblicke wie Babylon Berlin bleiben eben genau das: einzelne Lichtblicke in einem sonst tristen Programm. Wie erfolgreich andere nationale Sendeanstalten sein können, zeigt etwa die BBC, die in den letzten Jahren an zahlreichen Serien beteiligt war, die auch international erfolgreich waren.

Gniffke spricht in seiner Vision explizit auch die Schaffung von "journalistischen Qualitätsinhalten" an – ein Ziel, das zu begrüßen ist. Inhalte wie Nachrichten, Hintergrundrecherchen und politische Formate sind aber etwas gänzlich anderes als Unterhaltungssendungen, wie sie bei Netflix und Co. laufen. Eine von Gniffke erträumte Medieninfrastruktur mit einem derartigen Fokus wird keine Konkurrenz für etablierte Streaming-Anbieter werden – wenngleich sie für uns deutlich interessanter als das bisherige Angebot wäre.

Gniffkes Vision bleibt schwammig

Am Ende bleiben viele Punkte bei Kai Gniffkes Vision offen. Auch die Frage der Finanzierung ist bei den Öffentlich-Rechtlichen heikel, da sich die Dienste über die Rundfunkgebühr finanzieren. Wenn hunderte Millionen für etwas ausgegeben werden sollen, kommen die von den Gebührenzahlern. Wenn diese am Ende keine Verwendung für das dabei entstehende Produkt finden, sind derartige Investitionen schlecht zu rechtfertigen.

IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach)

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