Der Schlagersänger Tony Marshall ist tot. Der 85-Jährige starb am Donnerstagabend, wie eine Sprecherin seiner Familie am Freitagmittag mitteilte. Marshall hatte erst am 3. Februar seinen 85. Geburtstag gefeiert. Er verkaufte in seiner Karriere mehr als 20 Millionen Tonträger und gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Schlagersänger aller Zeiten.
Berühmt wurde Marshall, der 1938 als Herbert Anton Bloeth in Baden-Baden geboren wurde, 1971 mit dem Lied „Schöne Maid“. Mit dem Song landete er auf Platz drei der deutschen Single-Charts, das Lied erhielt Gold-Status. Auch das gleichnamige Album war ein Erfolg und kletterte sogar bis auf den zweiten Platz. Im März 1972 stand Marshall dann mit „Komm gib mir deine Hand“ für zwei Wochen auf Platz eins der deutschen Charts. Es folgten Hits wie „Ich fang’ für euch den Sonnenschein“, „... und in der Heimat“, „Junge, die Welt ist schön“ oder „Bora, Bora“. Marshall war jetzt der „Fröhlichmacher der Nation“.
1978 nahm er mit „Auf der Straße nach Süden“ die deutsche Version von „Looking for Freedom“ auf, 1989 ein Riesenhit für David Hasselhoff. Auch im Duett mit seinem guten Freund Roberto Blanco war Marshall erfolgreich. Sein letzter Charterfolg von 1991, „Resi bring Bier“, entstand mit Blanco.
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Tony Marshall: Eurovisionsskandal verhinderte Imagewechsel
1976 versuchte er das Image des stets gut gelaunten Stimmungssängers zu durchbrechen. Mit dem nachdenklichen Lied „Der Star“ nahm er an der Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 1976 teil. Marshall sang mit großer Stimme und gewann haushoch. Endlich konnte er beweisen, dass er mehr kann als nur Stimmung zu machen.
Keine 24 Stunden später der Schock: Eine unbekannte Sängerin namens Nizza Thobi konnte nachweisen, dass sie „Der Star“ bereits bei Auftritten gesungen hatte. Die Regeln besagen aber, dass keine Kompositionen zum Wettbewerb eingereicht werden dürfen, die bereits vorveröffentlicht wurden. Dies war bei „Der Star“ nachweislich der Fall. Der Song wird disqualifiziert. Marshall, der sich auf seine Plattenfirma verlassen hatte, war am Boden zerstört.
An seiner Stelle fuhren die zweitplatzierten Les Humphries Singers mit der schwachen Ralph-Siegel-Komposition „Sing Sang Song“ nach Den Haag. Sie wurden nur 15. Tony Marshall nimmt nach seinem Debakel nie wieder an einer Vorentscheidung teil. 2018 bot er in einem Interview an, nach mehreren schlechten deutschen Ergebnissen noch einmal mit einem deutschen Song im Finale anzutreten. Dazu kam es jedoch nicht.
Auch der Imagewandel blieb aus. Marshall veröffentlichte auch in den folgenden Jahrzehnten Stimmungshits für die Bier- und Partyzelte der Nation. Mit dem stilistisch abwechslungsreichen Album „Wie nie“ gelang ihm 2008 schließlich ein Achtungserfolg. Unterstützung erhielt er hier von seinem Sohn Marc Marshall, der ebenfalls ein bekannter Sänger ist, oder von Xavier Naidoo, der mit ihm „So leb dein Leben“, die deutsche Version von „My Way“, singt. Marshalls letztes Album erschien 2021 mit dem Titel „Der letzte Traum“.
Tony Marshall: Schwere Erkrankungen in letzten Lebensjahren
Tony Marshall war bereits seit längerem gesundheitlich angeschlagen. 2012 gab er bekannt, dass er an Polyneuropathie leidet. Die Nervenerkrankung sorgte dafür, dass der Musiker zeitweise unter Lähmungserscheinungen in den Beinen zu leiden hatte. Wegen der Erkrankung hatte er im selben Jahr noch ein Konzert abbrechen müssen.
Der Schlagerstar erlitt 2019 zudem einen Schlaganfall mit Nierenversagen und erkrankte 2021 an Covid-19. Im Mai 2022 musste er erneut notoperiert werden, erholte sich aber wieder. Trotz zahlreicher Erkrankung absolvierte Marshall weiter Konzerte, unter anderem im vergangenen Jahr in seiner Heimat im Schwarzwald im Rollstuhl sitzend.
Tony Marshall: 61 Jahre mit Ehefrau Gabi verheiratet
Der 85-Jährige hinterlässt seine Frau Gabi und drei Kinder. Er war mit ihr 61 Jahre lang verheiratet. Er lebte bis zuletzt in seiner Geburtsstadt Baden-Baden. Marshall engagierte sich unter anderem mit der Tony-Marshall-Stiftung für Menschen mit Behinderung.
Seine Tochter Stella leidet durch einen ärztlichen Fehler bei der Fruchtwasseruntersuchung seit ihrer Geburt an Epilepsie und infantiler Zerebralparese.
Schlagerstars und Promis trauern um Tony Marshall
Roberto Blanco, langjähriger Freund von Tony Marshall, der etliche Duette mit ihm aufnahm, reagierte bei Instagram mit den Worten: „Heute habe ich Tränen in den Augen. Auch wenn er nicht ganz unerwartet kam: Der Abschied tut weh. Er ist endgültig auf dieser Welt. Für mich warst Du ein wirklicher Freund. Mehr als nur ein Kollege.“
Musikerin und Moderatorin Ina Müller veröffentlichte über die Facebook-Seite ihrer Fernsehsendung „Inas Nacht“ eine Nachricht zum Gedenken an Tony Marshall, der 2009 bei ihr zu Gast war. Und schwärmte: „... ein wilder Abend mit Tony Marshall … inklusive viel Rotwein … Vor allem aber auch der Erkenntnis, was dieser Mann - studierter Musiker und Opernsänger - alles drauf hatte und erlebt hat.“
Volksmusik-Star Margot Hellwig, die Tony Marshall zusammen mit ihrer Mutter Maria Hellwig oft in ihren Fernsehsendungen zu Gast hatte, antwortete auf Facebook mit einem Foto, das sie mit ihrer Mutter und Tony nach einer Sendung zeigt. Sie schreibt dazu unter anderem: „Er war immer sehr freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Ich bin sehr bestürzt über diese Nachricht. Mein Beileid gilt seiner Frau, seinen Kindern und seiner ganzen Familie.“
Tony Marshall Sohn Marc Marshall reagierte mit einem schlichten „Danke, Papa!“ auf Instagram und einem Bild aus den letzten Lebensjahren des Sängers.
Pop- und Schlagersängerin Lou Hoffner, Deutschlands Vertreterin beim Eurovision Song Contest 2003, postete ebenfalls bei Instagram ein Bild mit den Worten, dass sie ihn nicht vergessen werde.
Schlagersänger und Moderator Bernhard Brink würdigte Tony Marshall als einen „der Großen“. Er sei ein Kollege gewesen, mit dem er viel gelacht und den er sehr geschätzt habe.
G.G. Anderson ist sehr traurig über den Tod seines guten Freundes. Tony Marshall nahm in den 1980er Jahren G.G. Andersons Hit „Jim and Andy“ auf Deutsch auf. Das habe ihn sehr stolz gemacht.
Radio- und TV-Moderator Frank Laufenberg, in den 1980er Jahren mit dem WWF Club sehr erfolgfreich, nennt Tony Marshall „einen ansteckend positiven Menschen“. Er sei immer herzlich und freundlich gewesen.
(shh/jag)
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