Der Schriftsteller Salman Rushdie hat die geplanten sprachlichen Anpassungen in den Kinderbüchern von Roald Dahl als Zensur kritisiert. In einem Tweet bemängelte der britisch-indische Autor die Entscheidung des Puffin Verlags, Wörter wie "fett" oder "hässlich" durch weniger abwertende Begriffe zu ersetzen. Von Dahl stammen unter anderem Kinderbücher wie Charlie und die Schokoladenfabrik, Matilda und Der fantastische Mr. Fox, die mit teils hochkarätiger Besetzung verfilmt wurden.

Der 1990 gestorbene Autor Dahl sei "kein Engel" gewesen, schrieb Rushdie, doch der Verlag Puffin Books betreibe "absurde Zensur" und solle sich schämen. Rushdie lebt in den USA und hatte im vergangenen Jahr knapp das Attentat eines islamistischen Angreifers überlebt, der Anstoß an dessen Roman Die Satanischen Verse genommen hatte.

Verlag verteidigt sprachliche Änderungen

Der Verlag und die Roald Dahl Story Company, die den Nachlass des Schriftstellers verwaltet, hatten bestätigt, dass anstößige Inhalte und Wörter aus neuen Ausgaben der Kinderbücher entfernt würden. Das betreffe Themen wie Gewicht, psychische Gesundheit, Gewalt, Gender und Hautfarbe. Es sei nicht ungewöhnlich, die Sprache und andere Details bei Büchern, die vor langer Zeit geschrieben wurden, anzupassen, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA einen Sprecher.

Auch die Vorsitzende des Schriftstellerverbandes Pen America, Suzanne Nossel, übte Kritik an der Entscheidung des Verlages und bezeichnete sie als "alarmierend". Die "selektive Bearbeitung von Literaturwerken, um sie an bestimmte Empfindungen anzupassen" könne eine gefährliche neue Waffe darstellen, twitterte Nossel.

Kritik an Rushdie nach Äußerung

Im Anschluss an seine Äußerungen wurde Rushdie selbst kritisiert. Die britische Komikerin Abi Roberts warf ihm vor, sich der "zensierenden Linken" anzubiedern. Rushdie stellte daraufhin klar, dass er zwar das Werk Dahls gegen eine "kriecherische Befindlichkeitspolizei" verteidige, aber Dahl ein "bekennender Antisemit mit ausgeprägten rassistischen Tendenzen" gewesen sei. Dahls Familie hatte sich 2020 für dessen Auffassungen entschuldigt.

Rushdie wies auf Twitter auch darauf hin, dass Dahl sich 1989 am Angriff auf ihn beteiligt habe. In dem Jahr hatte das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Khomeini, eine Fatwa gegen Rushdies Roman Die Satanischen Verse ausgesprochen und zur Tötung des Autors aufgerufen. In der folgenden Debatte nannte Dahl Rushdie einen "gefährlichen Opportunisten", der bewusst die Gefühle religiöser Muslime verletzt habe. Schriftsteller müssten ein gewisses Maß an Selbstzensur ausüben, sagte Dahl damals.