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Intelligente Technik soll endlich im Pflege-Alltag ankommen - ingenieur.de - ingenieur.de

Pflegekräfte sind rar, und schon kleine Handgriffe erfordern im Alltag viel Zeit. Forschende der FH Bielefeld und die Inhaber des GesundZentrums in Bielefeld sehen in mehr intelligenter Technik eine Lösung. Das soll Pflegekräfte entlasten und Menschen die Möglichkeit bieten, länger selbstständig leben zu können.

Kooperationspartner stehen um ein Pflegebett

Ein neues Netzwerk will in OWL die Forschung schneller in den Pflege-Alltag integrieren.

Foto: P. Pollmeier/FH Bielefeld

Intelligente Technologien, die Menschen helfen, ihren Alltag möglichst lange selbstständig zu gestalten, gibt es inzwischen einige. Doch wie Udo Seelmeyer vom Fachbereich Sozialwesen an der FH Bielefeld kritisiert, kämen davon immer noch zu wenig in der Praxis an. Das soll sich vor allem im Kreis Ostwestfalen-Lippe (OWL) dank des Forschungsverbunds CareTech OWL ändern. CareTech OWL ist ein interdisziplinäres Projekt, an dem mehr als 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Fachbereichen Ingenieurwissenschaften, Mathematik, Gesundheit, Sozialwesen und Wirtschaft beteiligt sind. Das Ziel: praxisnahe und bedarfsgerechte Lösungen finden, um die soziale und gesundheitliche Versorgung zu verbessern. Dabei soll vor allem das Potenzial neuer Technologien im Mittelpunkt stehen.

Menschliches Gehirn als Vorbild: Sensoren lernen Denken

Kooperationspartner von CareTech OWL ist das GesundZentrum in Bielefeld. Es wird von der PVM Patienten Versorgung Management GmbH betrieben und zeigt auf mehr als 750 Quadratmetern Fläche, welche Möglichkeiten es dank intelligenter Technik gibt, sich den Alltag zu Hause mit technischer Unterstützung neu zu gestalten. Auch die Stadt Bielefeld, das Ärztenetz Bielefeld e.V. sowie Fachfirmen für Medizinprodukte, Anbieter von Bewegungs- und Ernährungskursen sowie Bethel und weitere Unterstützer gehören dem Netzwerk an. Zum Beispiel auch Handwerksbetriebe, die dabei helfen, das eigene Zuhause entsprechend umzugestalten. „Wir können hier Fragen und Bedarfe der Pflegebedürftigen aufnehmen und an die Forschenden weiterleiten“, sagt PVM-Geschäftsführer Markus Wender. Und von diesem Austausch profitiere dann die Wissenschaft, indem sie neue Ideen erhalte.

Intelligente Technik im Pflege-Alltag funktioniert per Sprachsteuerung

Das Institut für Systemdynamik und Mechatronik der FH Bielefeld (ISyM) zum Beispiel hat einen Roboterarm entwickelt, der am Nachttisch installiert wird. Er funktioniert per Sprachsteuerung. So können sich bettlägerige Menschen das Telefon, ein Rätselheft oder die Fernbedienung reichen lassen. Das unterstützt Menschen, die pflegebedürftig sind, und entlastet zugleich Pflegekräfte, die ihre Zeit somit anderweitig einsetzen können. Das Labor für Biomechatronik der FH Bielefeld forscht aktuell an einer sogenannten humanmechatronischen Orthese mit gezielter Kraftunterstützung.

Auch ein Pflegebett lässt sich mit moderner Technik ausstatten und wird so zu einem praktischen Helfer. Sensoren zum Beispiel können Vitaldaten aufzeichnen. Damit ist es unter anderem möglich, drohende Druckstellen zu erkennen und das System informiert dann die Pflegenden darüber, dass eine Umbettung der Patientin oder des Patienten notwendig ist. „Alles, was Pflegekräfte entlastet, ist in Zeiten von Personalmangel fundamental. Denn so können sich die Pflegenden auf die Aufgaben konzentrieren, die nicht von technischen Lösungen übernommen werden können – und so bleibt vielleicht auch irgendwann mehr Zeit für Gespräche“, erläutert Bernd Reger, Projektleiter bei PVM.

Intelligente Technik erkennt Abweichungen und kann Notruf absetzen

Im GesundZentrum am Südring in Bielefeld Brackwede können sich Interessierte nicht nur beraten lassen, sondern in einer Musterwohnung die technischen Hilfsmittel selbst ausprobieren. Forschende der FH Bielefeld haben dafür verschiedene Bewegungsmelder und Sensoren eingebaut. Die Tools ergeben zusammen ein intelligentes System, das im ersten Schritt die Bewegungsabläufe einer Person wahrnimmt, diese auswertet und auf diese Art und Weise lernt, welche Routinen es im Alltag gibt. Sobald das System Abweichungen feststellt, zum Beispiel, weil der Wasserhahn im Bad über lange Zeit aufgedreht ist oder die Kaffeemaschine morgens nicht eingeschaltet wurde, dann setzt das System einen Notruf an die Angehörigen oder an den Pflegedienst ab.

Die Daten, die das System dafür sammelt, werden in der Regel direkt vor Ort verarbeitet und werden nicht in einer Cloud gespeichert. Das sorgt für entsprechende Sicherheit. Das System kann anhand der Daten zum Beispiel einen Aktivitätsindex erstellen. So weiß es, wie sich die Person bewegt, wie oft sie einen Lichtschalter am Tag betätigt und vieles mehr. Daraus ergibt sich ein Muster und sobald Abweichungen auftreten, erkennt das System diese. Angehörige können so beruhigter sein, dass die pflegebedürftige Person in weiten Teilen allein zurechtkommt. Den Forschenden ist es dabei wichtig, dass ein smartes Zuhause keine Hightech-Zentrale wird. Die meisten Komponenten sind einfach nachzurüsten und auch kostengünstig – zum Beispiel Bewegungsmelder, Tür- oder Fenstersensoren, ein spezieller Wasserzähler.

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Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

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