Ausnahmsweise geht es mal nicht ums Geld, nur um die Ehre. US-Sängerin Mariah Carey, 53, und Songwriter Walter Afanasieff, 64, verdienen sich jedes Jahr dumm und dusselig, wenn das Weihnachtslied, das sie zusammen geschrieben haben, mal wieder die weltweiten Charts stürmt: Beide halten je 50 Prozent an den Songwriting-Credits, Afanasieff für die Musik, Carey für Text und Melodie.
Auch in Deutschland ist »All I Want for Christmas Is You«, 1994 auf Careys erstem Weihnachtsalbum »Merry Christmas« veröffentlicht, schon seit Wochen die Nummer eins, da können selbst Wham! nichts ausrichten. Der launige Uptempo-Song ist ein Klassiker und ein Evergreen, der zahlreiche Verkaufs- und Charts-Rekorde brach. Der »New Yorker« adelte ihn einst mit der Lobpreisung, »eine der wenigen würdigen modernen Ergänzungen zum Feiertagskanon« zu sein.
Es könnte also alles so schön und harmonisch sein, wie es sich für die Weihnachtszeit, der Primetime für den Song, gehört. Aber nein: Schon seit einigen Jahren beschwert sich der durchaus renommierte US-Produzent und Songwriter Afanasieff, der für Celine Dions »Titanic«-Smasher »My Heart Will Go On« einen Grammy gewann, dass Carey seine Mitarbeit an »All I Want for Christmas Is You« immer wieder kleinrede.
Tatsächlich behauptete die Gesangsdiva schon vor rund fünf Jahren im US-Magazin »Billboard«, sie habe das Lied bereits als Kind zu Hause an einem Casio-Keyboard komponiert. Bereits 2019 klagte Afanasieff, seine Rolle werde von Carey ständig geschmälert, sie rede aber nicht mehr mit ihm. »Ich möchte über den Song sprechen, da ich ein Co-Autor bin, mir gehören 50 Prozent des Songs, wir sind gleichberechtigte Co-Autoren, wir sind so glücklich und ich meine, wir sind so gesegnet. Dennoch kann ich sie nicht anrufen. Sie ruft mich nicht an. Sie leugnet weiterhin die Existenz eines Co-Autors bei diesem Song«, sagte er dem US-Magazin »Variety« damals.
Jetzt legte er in einem Podcast noch einmal nach – und zielte unter die Gürtellinie: Als sie plötzlich anfing zu erzählen, sie habe den Song schon als kleines Mädchen geschrieben, habe er gedacht: »Warum hast du das nicht schon 12, 13 oder 15 Jahre vorher gesagt? So hat sich das einfach in ihrem Kopf entwickelt«, sagte Afanasieff laut US-Medienberichten in der Sendung »Hot Takes & Deep Dives with Jess Rothschild«.
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Aber damit nicht genug: »Sie spielt nichts. Sie spielt weder Keyboard noch Klavier«, höhnte der Songwriter. »Sie versteht nichts von Musik, sie kennt keine Akkordwechsel und keine Musiktheorie oder so etwas. Sie weiß nicht, wie ein verminderter Akkord von einem Moll-Septakkord zu einem Dur-Septakkord wird.« Ihre Behauptung, dass sie als Kind einen Song mit so komplizierter Akkordstruktur mit ihren Fingern auf einem Casio-Keyboard geschrieben hat, »ist also eine Art Lügenmärchen«, so Afanasieff.
Als er in jenem Sommer »All I Want For Christmas« schrieb, einen von drei gemeinsamen Songs für das Album, habe er begonnen, »einen Boogie-Woogie zu spielen, eine Art Rock. Mariah stimmte ein und sang ›I don't want a lot for Christmas‹«, sagte Afanasieff. »So ging es weiter und weiter, und es war wie ein Ping-Pong-Spiel.«
Mariah Carey, die immer mal wieder Schlagzeilen wegen ihrer Exzentrik macht, weniger mit ihrer Musik, hat sich zu Afanasieffs Anwürfen bisher noch nicht geäußert. Es ist auch nicht zu erwarten. In der Dokumentation »Mariah Carey is Christmas: The Story of All I Want for Christmas is You« implizierte sie zuletzt 2019, dass sie den heute so berühmten Song bereits fix und fertig hatte, bevor sie mit Afanasieff ins Studio ging. Die Wahrheit? Wer weiß. Afanasieff jedenfalls scheint an einer dauerhaften Profilneurose zu leiden, wenn es um seine wohl erfolgreichste Arbeit geht. »Ich habe Musik studiert, ich habe einen Abschluss in Musik«, sagte er in dem Podcast, »ich bin ein versierter Orchestrator und Arrangeur. Ich unterrichte Musik. Ich bin kein Trottel.«
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