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Waldshut-Tiengen: Hightech für den Badespaß: So funktioniert die neue Technik im Waldshuter Freibad - SÜDKURIER Online

Seit rund einem Monat lockt das Freibad am Waldshuter Rheinufer wieder Badegäste an. Die wenigsten von ihnen wissen jedoch, woher das Wasser stammt, in dem sie ihre Bahnen ziehen, oder welche ausgeklügelte Technik den Badespaß überhaupt erst ermöglicht. Frank Dietrich-Vercrüße, Teamleiter für Bäderbetriebe bei den Stadtwerken Waldshut-Tiengen, führt hinter die Kulissen des Freibads und erklärt die Anlage.

Woher stammt das Wasser in den Becken des Freibads?

Im Waldshut-Tiengener Stadtteil Schmittenau befindet sich der Tiefbrunnen Äule, der von den Stadtwerken Waldshut-Tiengen betrieben wird. „Daraus werden die Becken mit Wasser gespeist“, erläutert Frank Dietrich-Vercrüße. Über Leitungen ist der Brunnen direkt mit der Technik der am Rheinufer gelegenen Freizeiteinrichtung verbunden.

Das Schwimmerbecken fasst laut dem Bäderbetriebsleiter 1590 Kubikmeter Wasser. Umgerechnet in Liter sind dies 1,59 Millionen. Das entspricht 13.250 Badewannen mit einem Fassungsvermögen von 120 Litern. Im Nichtschwimmerbecken befinden sich 677.300 Liter und im Kinderplanschbecken 14.580 Liter Wasser.

Pumpen sorgen dafür, dass das Wasser von den Becken in die Filteranlage und umgekehrt gelangt.
Pumpen sorgen dafür, dass das Wasser von den Becken in die Filteranlage und umgekehrt gelangt. | Bild: Juliane Schlichter
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Wie wird das Wasser gefiltert?

Seit seiner Modernisierung besitzt das Waldshuter Freibad einen sogenannten Druckanschwemmfilter. Im Gegensatz zur Filteranlage im Freibad Tiengen, die mit Sand und Aktivkohle arbeitet, befinden sich in der Waldshuter Filteranlage laut Frank Dietrich-Vercrüße zahlreiche Platten, auf denen Kieselgur aufgebracht wird. Dabei handele es sich um eine weißliche, pulverförmige Substanz, die hauptsächlich aus den Schalen fossiler Kieselalgen – auch Diatomeen genannt – besteht.

Das Kieselgur filtert Fremdstoffe wie Schmutz, Sonnenöl, Kosmetik und Hautschuppen aus dem Wasser. Dieses wird in dem kesselförmigen Filterbehälter, der im neuen Technikgebäude des Freibads steht, umgewälzt. Danach fließt es in einwandfreier Qualität zurück in die drei Becken.

Die Filteranlage befreit das Freibadwasser innerhalb kurzer Zeit von Fremdstoffen wie Schmutz, Sonnenöl, Kosmetik und Hautschuppen.
Die Filteranlage befreit das Freibadwasser innerhalb kurzer Zeit von Fremdstoffen wie Schmutz, Sonnenöl, Kosmetik und Hautschuppen. | Bild: Juliane Schlichter

Wie oft wird das Wasser gewechselt?

Die Becken im Freibad sind das ganze Jahr gefüllt. Im Frühling ab Mitte März werden sie entleert und anschließend gereinigt. „Gegen Mitte April starten wir die Befüllung, damit die Saison im Mai starten kann“, erklärt Dietrich-Vercrüße. Während der Saison wird kontrolliert Wasser ausgetauscht. Dies passiert während des Badebetriebs und nach den Filterspülungen.

Nach jeder Filterspülung werden etwa 34.000 Liter Schmutzwasser aus dem System in die Kanalisation abgeleitet. Die Filterspülung wird je nach Badebetrieb etwa alle drei bis sieben Tage durchgeführt. Danach muss wieder neues Filtermaterial – das Kiselgur – auf die gereinigten Filterplatten im Filter frisch angeschwemmt werden. Zudem wird das entnommene Wasser dem System wieder zugeführt.

Gibt es noch weitere Filtereinrichtungen?

Wer das Waldshuter Freibad besucht, dem fällt sicherlich die neue Überlaufrinne rund um die Wasserbecken auf. Darauf befindet sich ein Rost, auf dem beispielsweise Laub hängenbleibt. Filterwirkung zeigen auch Gitterplatten in den Becken, die Haare und Fasern davon abhalten, die Pumpen zu verstopfen. Die Fremdkörper landen in sogenannten Vorfiltern, die regelmäßig gereinigt werden.

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Wie wird die Filteranlage bedient?

„Das ist das Herzstück“, zeigt der Bäderbetriebsleiter stolz auf den grauen Schaltschrank im Technikgebäude. „Alle Funktionen und alle Schaltungen laufen über ein Computerprogramm“, erklärt Dietrich-Vercrüße. Dieses Programm gibt automatisch Signale an alle Geräte, Pumpen, Klappen und Filter. „Im alten Freibad lief noch alles manuell“, fügt er hinzu. Elektroden der neuen Anlage messen unter anderem ständig den Chlorgehalt in den Becken. „Ist der Wert zu niedrig, geben sie ein Signal an den Computer“, erzählt Dietrich-Vercrüße.

Die neue Schaltzentrale ist für Frank Dietrich-Vercrüße das Herzstück der Technik im Waldshuter Freibad. Ein Computerprogramm gibt ...
Die neue Schaltzentrale ist für Frank Dietrich-Vercrüße das Herzstück der Technik im Waldshuter Freibad. Ein Computerprogramm gibt automatisch Signale an die Pumpen und Filter. | Bild: Juliane Schlichter

Wie viel Chlor enthält das Wasser im Freibad?

Chlor tötet Keime und Krankheitserreger ab, die nicht von Filteranlagen aus dem Wasser entfernt werden können. „Der Grenzwert muss eingehalten werden“, betont der Bäderleiter. Dieser liegt zwischen 0,3 und 0,6 Milligramm Chlor pro Liter. Eine Anlage im Untergeschoss des Technikgebäudes regelt die Dosierung.

Frank Dietrich-Vercrüße schließt den gesichterten Raum auf, in dem Chlorgasflaschen gelagert werden.
Frank Dietrich-Vercrüße schließt den gesichterten Raum auf, in dem Chlorgasflaschen gelagert werden. | Bild: Juliane Schlichter

Das Chlorgas wird in einem gesicherten Raum des Gebäudes gelagert, der nur geschultem Personal zugänglich ist. „65 Kilogramm wiegt eine Flasche mit Chlorgas“, berichtet Frank Dietrich-Vercrüße. Während des Wechselns einer Flasche müsse der Mitarbeiter aus Sicherheitsgründen Schuhe mit Stahlkappen sowie eine spezielle Schutzmaske tragen.

„Dieses Jahr werden wir voraussichtlich 1680 Kilogramm Chlor im Freibad Waldshut verbrauchen“, berichtet der Bäderbetriebsleiter. Der Tagesverbrauch beträgt im Schnitt 14 Kilogramm. Dieser sei abhängig vom Wetter und der Anzahl an Besuchern. „Wenn es heiß und sonnig ist, wird wesentlich mehr Chlor verbraucht.“

Diese Anlage im Untergeschoss des Technikgebäudes regelt die Dosierung des Chlorgehalts in den Schwimmbecken.
Diese Anlage im Untergeschoss des Technikgebäudes regelt die Dosierung des Chlorgehalts in den Schwimmbecken. | Bild: Juliane Schlichter
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Wird die Wasserqualität nur noch automatisch getestet?

„Nein, jeden Tag führen wir weiterhin manuelle Messungen durch – die müssen sein“, betont der Bäderbetriebsleiter und erklärt wieso: „Wir überprüfen, ob die manuellen Messungen mit den technischen Messungen übereinstimmen“, fügt er hinzu. Wenn nicht, müsse die Anlage kalibriert werden.

Frank Dietrich-Vercrüße schöpft Wasser aus dem Schwimmerbecken. Trotz technischer Messvorrichtungen wird der Chlorgehalt weiterhin ...
Frank Dietrich-Vercrüße schöpft Wasser aus dem Schwimmerbecken. Trotz technischer Messvorrichtungen wird der Chlorgehalt weiterhin zusätzlich manuell getestet. | Bild: Juliane Schlichter

Frank Dietrich-Vercrüße schöpft mit einem Becher Wasser aus dem Schwimmerbecken. Anschließend gießt er die Flüssigkeit in eine Art Reagenzglas um und träufelt eine spezielle Lösung hinein. Das Glas steckt er dann in ein Messgerät und schon kurz darauf kann er auf einem Display den Chlorgehalt des Wassers ablesen. „Alles perfekt“, sagt er über das Ergebnis.

Was sagt der Bäderchef zur Arbeit mit der neuen Anlage?

„Es macht großen Spaß“, sagt Frank Dietrich-Vercrüße im Gespräch mit dieser Zeitung. Allerdings sei die Arbeit mit der neuen Anlage in der Anfangszeit teilweise sehr aufwendig, da noch nicht alle Prozesse vollautomatisch ablaufen. Beispielsweise fehle für das Rührwerk der sogenannten Sekundäranschwemmung ein Bauteil wegen Lieferschwierigkeiten. Solange müsse das Bäderpersonal etwa alle halbe Stunde von Hand mit einem Besen in dem mit Kieselgur angereichertem Wasser rühren.

Der Bäderchef betont, dass das Freibad seit der Sanierung auf dem neuesten Stand der Technik sei. „Das Ergebnis zeigt sich an der sehr guten Wasserqualität.“

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