Nach dem Rauswurf von Tayfun Korkut hatte Fredi Bobic keine Zeit zu verlieren. Keine 90 Minuten verbrachte der Sport-Geschäftsführer von Hertha BSC am Sonntag auf der Geschäftsstelle im Berliner Olympiapark - dann brauste er wieder davon.
Angesichts des drohenden Abstiegs hat die Trainersuche beim böse abgestürzten Hauptstadt-Klub höchste Priorität.
"Es bleiben noch acht Partien, um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu holen. Dafür werden wir alles tun", sagte Bobic, kurz nachdem er die Reißleine gezogen und sich von "seinem" Trainer getrennt hatte.
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Hertha: Neuer Trainer völlig offen
Man setze jetzt "auf die positiven Effekte eines Neuanfangs", sagte Bobic. Wie genau der aussehen wird, ließ er allerdings offen. Über die Korkut-Nachfolge werde der Klub informieren, "sobald diese Personalie abschließend geklärt ist".
Als Bobic am Sonntagvormittag um 10:14 Uhr die Schranke zur Hertha-Geschäftsstelle passierte, war das Schicksal Korkuts längst besiegelt. Spätestens nach der Partie am Samstag hatte der Trainer keine Argumente für eine Weiterbeschäftigung mehr.
Nach seinem verheißungsvollen Start mit sieben Punkten aus den ersten vier Spielen, blieben die Berliner in sämtlichen Spielen im Jahr 2022 sieglos. Dem schmerzhaften Pokalaus gegen Union folgte der Absturz in der Liga. "Leider konnten wir den guten Start unserer Arbeit nicht halten", sagte Korkut nach seiner Entlassung. Er wünsche "der gesamten Hertha-Familie den Klassenerhalt".
Korkut-Aus trifft auch Bobic
Korkuts 15-wöchige Amtszeit endete am Sonntag als großes Missverständnis. Der 47-Jährige, der das Amt Ende November von Pal Dardai übernommen hatte, verließ die Hertha am Sonntag nach nur 104 Tagen im Amt mit einem miserablen Punkteschnitt von 0,69 und nur zwei Siegen aus 13 Ligaspielen. Stürmer Davie Selke sprach nach dem Gladbach-Spiel von einer "absoluten Scheißsituation".
Die Personalie Korkut, das weiß Bobic, ist auch ein klarer Fehlgriff von ihm. Er hatte Korkut Ende November völlig überraschend aus dem Hut gezaubert. Nun musste Bobic seinen Fehler eingestehen und korrigieren.
In den kommenden Wochen steht auch der Hertha-Sportchef und sein im vergangenen Sommer eingeleiteter Umbruch auf dem Prüfstand. Bobic hat zwar Transfereinnahmen generiert und Gehälter gespart, was trotz der vielen Investoren-Millionen notwendig war. Doch sportlich ging es nach der Fast-Katastrophe im Vorjahr weiter bergab.
Der Trainerwechsel von Dardai zu Korkut brachte noch mehr Verunsicherung und noch weniger Ertrag. Bei einem Abstieg wäre auch Bobic im Amt nach nur einer Saison schwer beschädigt. "Am Saisonende wird eine Zäsur gemacht", hatte der frühere Manager von Eintracht Frankfurt bereits bei "Sport1" gesagt. Sein nächster Schuss muss sitzen.
(SID)
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