Bereits im August 2020 hatte die Wochenzeitung „Die Zeit“ über einen ersten Verdacht berichtet: Rudi Assauer, der langjährige Manager des FC Schalke 04, sei ausgeplündert worden. Recherchen rückten die Tochter des demezkranken und 2019 gestorbenen Fußballfunktionär in den Mittelpunkt. Bettina Michel hatte ihren Vater in den letzten sieben Jahren bis zu seinem Tod gepflegt.
Im Januar vermeldete die Zeitung, dass der damals 55-Jährigen eine viertägige Haft drohe, weil sie der Aufforderung nach Auflistung des Vermögens nicht nachgekommen sei. Laut der Zeitung habe Assauers Vermögen im Jahr 2010 nach Abzug von Verbindlichkeiten noch 2,3 Millionen Euro betragen. Übrig geblieben sei davon kaum mehr als ein alter Opel.
Nun legte das Blatt einen neuen Bericht vor, der wieder einmal Bettina Michel verdächtigt, das Geld ihres Vaters durchgebracht zu haben. Die 56-Jährige, so heißt es, habe Zugriff auf ein Schattenreich von Konten bei der Volksbank Ruhr Mitte in Gelsenkirchen. Dabei handele es sich „um elf Konten, darunter zwei Schließfächer“. Dies ergebe sich aus einer Aufstellung des Bundeszentralamtes für Steuern.
Einige dieser Konten gehören Michel selbst, andere ihrer Mutter, wieder andere Sabine Söldner (61), der früheren Sekretärin und Vertrauten Assauers. Wieder andere Konten gehören der Mirandum GmbH. Diese Firma wurde von Assauers früheren Generalbevollmächtigten gegründet und geführt: von Sabine Söldner und dem Schönheitschirurgen Heinz Bull (77), einem Freund Assauers. Über all diese Konten könne Bettina Michel verfügen.
Im Namen von Michel, Söldner und Bull erklärte ihr Anwalt, sie hätten kein Geld veruntreut. „Sämtliche Rechtsgeschäfte“ seien Rudi Assauer zugutegekommen. Bereits im vergangenen August hatte Rechtsanwalt Dirk Giesen in WELT eine Gegendarstellung veröffentlicht. „Ausweislich des Testaments aus dem Jahre 2012 betrug das Vermögen des Herrn Assauer zu diesem Zeitpunkt 1,8 Mio. €, schwerpunktmäßig jedoch in Immobilienvermögen“, schrieb er.
Giesens Erklärung für das verschwundene Geld liegt in den Kosten, die die Pflege Assauers im Reihenhaus von Bettin Michel verursacht habe: „Es mutet grotesk an, dass in dem streitgegenständlichen Artikel nicht ansatzweise berücksichtigt wird, dass unsere Mandantin Bettina Michel sich nahezu 7 Jahre lang liebevoll um Ihren Vater gekümmert hat und seine Pflege übernahm. Es muss nicht vertieft werden, dass die Pflege und der Lebensunterhalt im Laufe der Jahre mit erheblichen Kosten verbunden waren. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Kontext, dass Herr Assauer schon seit dem Jahr 2008 über nahezu kein Einkommen mehr verfügte“, so Giesen.
Wer erhielt das Geld aus dem Hausverkauf?
Auch die im „Zeit“-Artikel aufgeführten Immobilienverkäufe hätten keine entscheidende Verbesserung der finanziellen Situation nach sich gezogen. Vielmehr „soll durch das Ausblenden wesentlicher Umstände ebenfalls der Eindruck vermittelt werden, unsere Mandanten hätten Herrn Assauer ausgeplündert. Die Realität sieht anders aus. Zutreffend ist, dass die Immobilie in Gelsenkirchen-Buer, die Herr Assauer seit 2001 mit Simone Thomalla bewohnte, veräußert wurde. Unberücksichtigt bleibt in dem Artikel, dass auf der Immobilie erhebliche Belastungen lasteten. Diese hatten ihren Ursprung zum einen in der Absicherung eines Geschäftskredits des Herrn Assauer als auch in den sehr kostenintensiven Umbauarbeiten an der Immobilie.“
Wie die „Zeit“ berichtet, schlossen die Bevollmächtigten allerdings Verträge über den Verkauf von Assauers Immobilien ab: In einigen dieser Verträge sei kein Konto genannt worden, so dass sich die Frage stellt, wer den Kaufpreis erhielt. Im Sommer 2018, gut ein halbes Jahr vor Assauers Tod, flossen rund 264.000 Euro auf ein Konto von Assauers Bevollmächtigten. Im Februar 2019, als Assauer starb, sollen laut einer Vermögensaufstellung seiner Tochter Bettina Michel nur noch 15.000 Euro Bargeld, Firmenanteile im Wert von 25.000 Euro und ein zehn Jahre alter Opel Meriva vorhanden gewesen sein.
Nachdem die „Zeit“ im August vergangenen Jahres über den Verdacht der Ausplünderung berichtet hatte, nahm die Staatsanwaltschaft Essen Ermittlungen wegen Untreue auf. Zu den Verdächtigen gehören neben der Tochter Michel auch die früheren Bevollmächtigten Söldner und Bull.
Assauer und Michel, die in Assauers Testament im Januar 2012 als Alleinerbin eingesetzt wurde, lebten ab dem 12. Dezember 2011 in ihrem Reihenhaus in Herten zusammen. Sie pflegte ihn. 24 Stunden. Meist an sieben Tagen pro Woche. Mehr als sieben Jahre lang. WELT hatte Vater und Tochter während dieser Zeit dreimal besucht. Assauer machte einen zufriedenen Eindruck, war stets frisiert, sein Äußeres akkurat gepflegt. Das Duo wirkte eingespielt und harmonisch.
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