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Max Verstappen hatte den Sieg beim Grand Prix von Bahrain selbst in der Hand Zoom
Liebe Leser/-innen,
es ist manchmal schon schräg, wie einem das Gedächtnis einen Streich spielen kann. Da hofft man, dass nach den starken Wintertests und den noch stärkeren Freien Trainings von Red Bull und Max Verstappen dieser erstmals schon beim Saisonauftakt die Dominanz von Mercedes und Lewis Hamilton durchbrechen kann - und dann steht am Ende doch wieder der siebenmalige Champion ganz vorn und die ewigen Nörgler posten gelangweilt: "Siehste, hab' ich doch gesagt, dass Mercedes nur geblufft hat!"
Doch das ist nicht die ganze Wahrheit des Grand Prix von Bahrain 2021.
Erstens: Hamilton hat bis gestern, so kann man sich irren, seit 2015 (!) keinen Saisonauftakt mehr gewonnen. 2020 und 2019 siegte Valtteri Bottas zum Auftakt (und Hamilton jeweils erst in Rennen 2). 2018 startete Sebastian Vettel mit zwei Siegen in die Saison (Hamilton gewann erst Rennen 4). 2017 siegte Vettel in Melbourne und Hamilton zwei Wochen später in Schanghai. Und 2016 triumphierte Nico Rosberg sogar in den ersten vier Grands Prix hintereinander.
Dazu sei erwähnt: Hamilton gewann 2016 erst das sechste Saisonrennen, und seit Vettel 2013 zum bisher letzten Mal Formel-1-Champion wurde, bleibt 2016 das bisher einzige Jahr, in dem der Weltmeister am Ende nicht Hamilton hieß.
Letztendlich hätte der Auftaktsieger 2021 aber Verstappen und nicht Hamilton heißen sollen, und dass dem nicht so war, das hatten sich der 23-Jährige und sein Red-Bull-Team einzig und allein selbst zuzuschreiben.
Ob er und Dr. Marko deswegen wirklich schlecht geschlafen haben, das sei mal dahingestellt. Immerhin ist die wichtigste Erkenntnis, dass Red Bull und Honda mit dem RB16B 2021 endlich ein Paket haben, das aus eigener Kraft siegfähig ist, und das von Anfang an. Aber ganz so wörtlich wollen wir den Titel dieser Kolumne schließlich nicht nehmen.
Kurve 4 in Runde 53: So ging das Manöver schief!
Die Wahrheit zur 53. Runde ist: Kein anderer Fahrer als Verstappen wäre überhaupt auch nur in die Nähe von Hamilton gekommen. Das gehört zu der Erzählung, die ich in dieser Kolumne vortrage (und Kolumnen haben es so an sich, dass sie meistens streng subjektiv sind), auch dazu.
Die Wahrheit ist aber auch: Verstappen hatte bei der Attacke in Kurve 4 rechts eigentlich noch ein bisschen Platz neben sich und hätte die "Track-Limits", die ihm im Nachhinein zum Verhängnis wurden, eigentlich gar nicht überfahren müssen. "Da wird er sich ärgern", meinte Nico Hülkenberg im (übrigens hochgradig kompetenten) Live-Kommentar auf 'ServusTV'.
Doch als es schon so aussah, als sei er durch, kam Verstappens Auto kurz ins Rutschen, und so musste er für einen ganz kurzen Moment das Lenkrad aufmachen. Erst durch diese Korrektur trug es ihn so weit nach außen - und nicht etwa, weil er von Hamilton abgedrängt wurde, wie das im ersten Moment der eine oder andere vermutet haben mag.
Im Nachhinein schreibt sich das natürlich leicht, und insbesondere dann, wenn man wie ich als Journalist gemütlich vor seinen acht Monitoren sitzt und jedes Detail mit dem Luxus unbegrenzter Zeit analysieren kann. Verstappen musste seine Entscheidung in Millisekunden treffen, und das bei jenseits 300 km/h im Cockpit eines Formel-1-Autos.
Aber im Nachhinein betrachtet wäre er gut beraten gewesen, die Attacke auf Hamilton nicht schon in Kurve 4, sondern womöglich erst ein bisschen später vorzutragen. Sein Tempo war in jenen Runden so hoch, dass er Hamilton zu einem späteren Zeitpunkt ganz locker überholen hätte können, besser vorbereitet und weniger auf der letzten Rille.
Man muss Verstappen aber zugutehalten, dass er Hamilton erstens sehr schnell und fair vorbeiließ und zweitens selbst zu dem Zeitpunkt immer noch alle Chancen hatte, das Rennen zu gewinnen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Hamilton fällig werden würde.
Kurve 13: Die nächsten entscheidenden Fehler
Doch dann passierte Verstappen in der "dirty Air" des Mercedes beim Anbremsen von Kurve 13 der nächste kleine Fehler, und wieder konnte er den Quersteher nur abfangen, indem er das Lenkrad aufmachte. Insofern bitter, als sich Hamilton dadurch erstmal ein paar Wagenlängen Luft verschaffte, und die konnte er mit seinen um elf Runden verschlisseneren Mediums gut gebrauchen.
In Runde 54 dann der nächste kleine Quersteher Verstappens in Kurve 13, diesmal nicht eingefangen von den TV-Kameras, und das war wohl die Entscheidung im Grand Prix von Bahrain. Denn durch diesen Fehler schüttelte Hamilton seinen Herausforderer zumindest kurzzeitig aus der DRS-Sekunde ab, und bis Verstappen wieder dran war, war die letzte Kurve der letzten Runde da.
Warum blieb Red Bull so lange draußen?
Man kann jetzt lang und breit darüber diskutieren, ob Verstappens kleine Fehler den Sieg gekostet haben oder ob diese einfach eine fast zwangsläufige Konsequenz seiner fabelhaften Aufholjagd waren. Weil die Pirellis nach so vielen schnellen Runden am Stück regelrecht geglüht haben müssen.
Tatsache ist: Als Verstappen nach seinem Boxenstopp in Runde 40 (von 56) zurück auf die Strecke kam und zur Attacke blies, hatte er mit den um elf Runden frischeren Medium-Reifen 8,8 Sekunden Rückstand auf Hamilton.
Gleich im Mittelsektor der 40. Runde nahm Verstappen Hamilton 0,726 und im dritten Sektor weitere 0,227 Sekunden ab. Spätestens da war klar, dass Red Bull an jenem Abend das schnellere Auto hatte.
Was zur nächsten kritischen Frage führt: Warum Red Bull nicht direkt auf Hamiltons Undercut-Versuch mit dem ersten Boxenstopp in Runde 13 reagiert hat, das müssen sich die Strategen des österreichisch-britischen Teams im Nachhinein selbst beantworten.
Die Gefahr, von Valtteri Bottas überrumpelt zu werden, wenn man die eigene Strategie an Hamilton ausgerichtet hätte, war überschaubar. Verstappen hatte zu jenem Zeitpunkt satte 6,6 Sekunden Vorsprung auf den Finnen. Und die 2,0 Sekunden Vorsprung, die er vor dessen Boxenstopp auf Hamilton hatte, hätten wohl gereicht, um gleich eine Runde später Reifen zu wechseln und trotzdem in Führung zu bleiben.
Dann wäre es gar nicht erst zur Situation gekommen, dass Verstappen die Kontrolle über das Rennen verliert, und er hätte dem Grand Prix von Bahrain von der Spitze aus gemütlich sein Tempo aufstempeln können - genau so, wie das Mercedes in den vergangenen Jahren in gefühlt neun von zehn Rennen (in Wahrheit liegt die Quote natürlich weit niedriger!) gemacht hat.
Aber ein verlorenes Rennen ist noch lange keine verlorene WM, und wenn Verstappen und Red Bull die Form vom Saisonauftakt über die Saison hinweg konservieren können, dann müssen sich Hamilton und Mercedes warm anziehen. Mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann man jedenfalls festhalten: Die Formel 1 wird 2021 so spannend wie schon lange nicht mehr!
Warum die Rennleitung nicht schuld ist
Übrigens: Die Niederlage jetzt auf die zu strenge Rennleitung zu schieben, weil diese mit ihren Ansagen zu den "Track-Limits" in Kurve 4 während des Rennens nicht konsistent war, ist meiner Meinung nach (viel) zu einfach.
Es stimmt zwar, dass ein bisschen Verwirrung herrschte, weil man am vergangenen Wochenende phasenweise über die weiße Linie fahren durfte und phasenweise nicht. Point taken.
Aber eins war zu jedem Zeitpunkt glasklar: Wer sich mit Überfahren der "Track-Limits" einen sogenannten "lasting Advantage" (anhaltenden Vorteil) verschafft, wie eben zum Beispiel einen Positionsgewinn, der muss diesen auf jeden Fall zurückgeben.
Vormerken: Livestream zum Rennen um 17:00 Uhr!
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Heute findet diese YouTube-Premiere erstmals live statt, was unseren Usern die Gelegenheit gibt, im Livechat mitzukommentieren und Kommentare und Fragen in die Runde zu werfen. Insofern lohnt es sich, jetzt den Kanal zu abonnieren und über die entsprechende YouTube-Funktion eine Erinnerung auf den Livestream um 17:00 Uhr einzurichten.
Montag, 17:00 Uhr: Die "Letzte-Nacht"-Nachbesprechung LIVE!
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Ihr
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