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Fortschritte alarmierend - Wissenschaftler warnen vor Gedankenlesen-Technik - FOCUS Online

Bald keine Privatsphäre mehr im Kopf?

Fortschritte alarmierend - Wissenschaftler warnen vor Gedankenlesen-Technik

Heute, 09.01.2024 | 13:12

Der wachsende Fortschritt in der Gehirnforschung lässt Gedankenlesen per Technologie offenbar Realität werden. Während Forscher die Potenziale erkennen, wächst parallel die Sorge um den Schutz der geistigen Privatsphäre.

Gedankenlesen-Durchbruch birgt Gefahr

Nach einem Bericht von „Undark“ alarmiert die fortschreitende Entwicklung von Gehirn-Computer-Interfaces (BCIs) – also von Geräten, die Gedanken lesen können – immer mehr Neurowissenschaftler. Die Technologie hat das Potential, im medizinischen Bereich Menschen mit Kommunikationseinschränkungen zu helfen, aber sie birgt gleichzeitig auch die Gefahr, dass individuelle Gedanken nicht mehr privat sind.

Der neurowissenschaftliche Ansatz, der dieses Durchbruch ermöglicht, nennt sich „Semantischer Decoder“. Er nutzt Gehirnscans und künstliche Intelligenz, um Gedanken in Text umzuwandeln. Jerry Tang und Alexander Huth von der Universität Texas in Austin entwickelten diese Methode. Demnach hat er das Projekt, anfangs von der Covid-19-Pandemie unterbrochen, online fortgesetzt und beeindruckende Ergebnisse erzielt.

In Interviews, die „Undark“ mit Neurowissenschaftlern geführt hat, äußern sich Forscher, die selbst an der Entwicklung dieser Technologie beteiligt sind, zunehmend besorgt. Sie fordern gesetzliche Regelungen zum Schutz der geistigen Privatsphäre, so genannte Neurorechte.

Privatsphäre im Kopf in Gefahr?

Über seine Erfahrung sagte Huth, dass es ihn besonders beunruhigte, dass es seine eigenen Gedanken waren, die das Gerät lesen konnte. Er testete das Gerät selbst und sagte: „Oh mein Gott. Wir können in mein Gehirn reinsehen.“

Aber trotz dieses Fortschritts sind viele Experten vorsichtig. Rafael Yuste, ein Neurowissenschaftler der Columbia-Universität, erklärt: „Der Verlust der geistigen Privatsphäre ist ein Kampf, den wir heute führen müssen.“ Yuste blickt besorgt Richtung Zukunft und warnt:„Wenn wir unsere mentale Privatsphäre verlieren, verlieren wir das Wesen dessen, wer wir sind“.

Yuste hat zusammen mit dem Menschenrechtsanwalt Jared Genser die Neurorights Foundation gegründet. Er befürchtet jedoch, dass die Anstrengungen der Stiftung nicht ausreichen könnten, um den rasanten technologischen Fortschritt aufzuhalten.

Mit Hinblick auf die Zukunft sagte Huth: „Ich denke, die Bandbreite der Möglichkeiten umfasst Dinge, die – ich will nicht sagen, dass sie beängstigend genug sind – aber dystopisch genug, dass wir darüber nachdenken müssen.“

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