Heilbad Heiligenstadt (Thüringen) – Egal ob, der Wasserstand des Bachs, die Temperatur der Hauptstraße oder die Qualität der Luft – in Martinfeld (Kreis Eichsfeld) wird alles gemessen und dokumentiert.
Denn das schlaue Dorf ist Teil des Smart-Village-Projekt „SMARTinfeld“ und ist unter den 15 Finalisten des bundesweiten Innovationswettbewerbes „Digitale Orte im Land der Ideen 2023“. Die Preisverleihung findet am 14. November 2023 in Berlin statt.
Jan Bose (45) steckt hinter dem Smart-Village-Projekt, will den Dörflern die Digitalisierung näher bringen
Seit 2016 testet „Alpha-Omega Technology“ ihre Sensortechnik in Martinfeld, unterstützt gleichzeitig 600 Anwohner im Alltag. Die Firma stellt Wetterdaten, Bodenfeuchtigkeit sowie andere Umweltmesswerte kostenlos online bereit. Die Bürger können auf der Website ebenfalls schauen, wann welche Tankstelle den günstigsten Sprit verkauft.
Angefangen hat das Projekt, als der Bürgermeister auf CEO Jan Bose (45) zukam, ihn darum bat, die Straßenbeleuchtung auf LED umzurüsten. Dabei beließ er es aber nicht, machte sie zusätzlich intelligent. „Wir steuern jede Leuchte einzeln. Bei einem Straßenfest können wir sie bis 6 Uhr morgens durchleuchten lassen, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Obendrein wissen wir direkt, wenn eine Leuchte kaputt ist und wo“, so Bose.
Die Wetterstationen messen u. a. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Blitzeinschläge
Inzwischen hat „Alpha-Omega Technology“ neben 100 intelligenten Straßenleuchten auch 80 Sensoren im Dorf verteilt. Darunter fünf Wetterstationen und zwei Verkehrszähler, die direkt vor dem neuen 1,6 Millionen Euro teuren Hauptquartier aufgebaut sind.
Der studierte Wirtschaftsingenieur und Projektmanager sieht SMARTinfeld als das „stiefmütterliche Kind“ seiner Firma. Er nutzt das Dorf, um seine Sensoren zu testen, sie Kunden vorzuführen. „Wir stärken damit aber auch die lokale Wirtschaft, arbeiten mit Unternehmen vor Ort zusammen.“
Der Solar-Hub kombiniert LED-Beleuchtung und Umweltsensorik
Was ist der Unterschied zu einer Smart City? „Wir können in SMARTinfeld viele Dinge schneller machen“, so Bose. „Bei uns stellt sich die Kostenfrage nicht, die tragen wir ohnehin selbst.“ Zudem seien die Wege kurz, Genehmigungen zügig unterschrieben.
Doch auch inhaltlich unterscheiden sich die Projekte. Bose: „Auf dem Land braucht man z. B. keine Parkplatzüberwachung, dafür aber Hochwasserüberwachung.“ Denn: „Je eher man Tendenzen erkennt, je eher kann man Maßnahmen einleiten, Schäden minimieren.“
Die Verkehrszähler zählen nicht nur Autos, sondern vermessen sie auch und nehmen die Geschwindigkeit auf
In der Zukunft will Bose den Konsum der Einwohner optimieren, z. B. durch das digitale Vorbestellen von Einkäufen. Auch Carsharing ist im Gespräch. Dafür steht er mit 20 bis 30 Bürgern im Austausch, will im Herbst eine Genossenschaft gründen.
Sein Ziel: „Wir wollen die Digitalisierung greifbar machen und in die Abläufe des Dorfs integrieren. Dafür müssen wir die komplexe Welt trivialisieren, um sie den Bürgern beizubringen.“
Artikel von & Weiterlesen ( Technik macht es möglich: SMARTinfeld ist Deutschlands schlaustes Dorf - BILD )https://ift.tt/eYtFzZ1
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