
Siegesnachrichten allerorten: Vodafone erreicht einen Meilenstein nach dem anderen beim 5G-Ausbau. Nun könnten 90 Prozent der Bevölkerung das neue Mobilfunknetz nutzen, heißt es euphorisch in der Pressestelle. In der Stadt und auf dem Land sei der 5G-Empfang mittlerweile die Regel. Leise Zweifel nagen an diesen Zahlen. Während der sonntäglichen Rennradrunde durch vier hessische Landkreise zeigt das Handy hier und da tatsächlich 5G. Aber noch öfter nur ein E für Edge, das ist zu langsam zum Surfen, oder auch „kein Netz“, man kann also nicht einmal telefonieren, falls man eine Panne hat. Das Netzversorgungs-Drama kennt der Pendler auch morgens auf dem Weg zur Arbeit: Seit Jahr und Tag bricht in 45 Minuten Fahrt die Telefonverbindung mindestens fünfmal ab. Wie kommt also Vodafone zu seinem Glücksrausch großartiger Zahlen? Es ist von Personen die Rede und nicht von der Flächenabdeckung. Wenn man weiß, dass 80 Prozent der Deutschen in Städten oder Ballungsräumen wohnen, ist der Vodafone-Trick schnell durchschaut.
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Dort, wo jetzt das Smartphone tatsächlich 5G anzeigt, steht das G für Grübeln. Fließen zuverlässig 150 bis 200 Megabit je Sekunde ins Smartphone, ist das Tempo eines flinken DSL-Anschlusses erreicht. Ein Glasfaseranschluss ist deutlich schneller, 500 bis 1000 Megabit pro Sekunde, aber mit Preisen zwischen 70 und 100 Euro im Monat auch deutlich teurer. Und nun kommt das Grübeln: Mancher denkt darüber nach, auf die Zukunftstechnik Glasfaser zu verzichten, weil ja das schnelle 5G ohnehin bereitsteht. Langfristig wird 5G Geschwindigkeiten von mehreren Gigabit pro Sekunde erreichen. Hier rächt sich jetzt, dass Deutschland mit dem Glasfaserausbau so spät begonnen hat.
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Langsamer Ausbau, da war doch noch was. Gab es bei der Versteigerung der 5G-Lizenzen 2019 nicht noch einen vierten Sieger neben der Telekom, Vodafone und Telefonica? Richtig, auch 1&1 hat 5G-Frequenzen erworben und unterliegt damit den Ausbauverpflichtungen der Bundesnetzagentur. Bis Ende 2022 hätten Funkmasten an 1000 Standorten in Betrieb gehen müssen. Tatsächlich waren es aber in ganz Deutschland nur fünf. Die Netzagentur hat im April ein Bußgeldverfahren eröffnet, und nun gibt es eine Überraschung: Wenn das 5G-Mobilfunknetz von 1&1 im Herbst nächsten Jahres startet, dürfen Kunden im Roamingverfahren das Netz von Vodafone mitnutzen. Das wird ein schönes Getümmel im 90-Prozent-Netz.
Artikel von & Weiterlesen ( 5G-Netz: So irreführend sind die Erfolgsnachrichten - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung )https://ift.tt/V8y6JtQ
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