An Spannung hat es dieser 110. Tour de France nicht gefehlt.
Die Vollgas-Etappe durch den Jura setzte aber noch einen drauf mit einer gnadenlosen Hetzjagd über die 172,8 Kilometer, die in einem Fotofinish gipfelte und die Sprintstars wieder enttäuscht zurückließ - wobei Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) und Mads Pedersen (Lidl-Trek) diesmal selbst als Ausreißer aktiv waren.
Um Reifenbreite verpasste dabei Kasper Asgreen (Soudal - Quick Step) den zweiten Etappensieg in Serie, doch die Tränen flossen nicht beim Belgier, sondern beim emotionalen Gewinner Matej Mohoric (Bahrain-Victorious).
Drei Dinge, die auffielen:
1.) Politt in der Pannen-Hölle
"Meine Fresse" fluchte Nils Politt am Straßenrand - und man konnte den Wutausbruch es 29-Jährigen zutiefst nachvollziehen. Mit vollem Einsatz hatte er dafür gesorgt, dass sich eine stark besetzte Spitzengruppe mit ihm als Motor vor dem jagenden Feld halten konnte, als ihn rund 90 Kilometer vor dem Ziel erst seine Kette und dann eine Verkettung slapstickartiger Umstände um seine Chance brachte:
"Meine Kette ist gerissen. Das war Sch*ße. Wir hatten kein Teamfahrzeug hinter uns", schilderte er am Eurosport-Mikrofon die missliche Ausgangslage, mit der das Drama seinen Anfang nahm. Richtig Fahrt kam dann in die Szene, als der neutrale Pannendienst helfend eingreifen wollte. Doch auch in drei Anläufen gelang es dem bemühten, aber offensichtlich überforderten Mechaniker nicht, Politt ein Arbeitsgerät mit passenden Pedalen bzw. der richtigen Größe anzubieten.
Da war es für Politt nur ein schwacher Trost, dass auch andere Ausreißer heute das Glück nicht auf ihrer Seite hatten. Simon Clark wurde von Krämpfen gestoppt, als er 33 Kilometer vor dem Ziel in einem Duo ganz vorne lag, Warren Barguil wurde 16 Kilometer vor dem Ziel von einem Reifenschaden aus dem Rennen genommen.
2.) Mohoric schämt sich fast für Sieg
Als sein nun dritter Tour-Etappensieg vom Zielfoto bestätigt wurde, konnte Matej Mohoric seine Emotionen nicht länger zurückhalten. In einer Mischung aus Erschöpfung und Erleichterung gleichermaßen, dabei weiter fast ungläubig ob des Geschehenen, kamen dem Slowenen immer wieder die Tränen.
"Es tut mir fast leid für ihn, er ist so viel stärker als ich - keine Chance, keine Chance: Er kann die ganze Arbeit machen und sprinten", sagte Mohoric kopfschüttelnd auf dem Weg zum Podest.
Dieser Matej Mohoric bot ein ganz anderes Bild als bei seinem letzten Tour-Etappensieg vor fast exakt zwei Jahren, als er mit einer Geste auf der Ziellinie angesichts der Dopingverdächtigungen um sein Team alle Kritiker demonstrativ zum Schweigen aufforderte.
3.) Philipsen fightet, aber verpasst Rekord
Am Einsatz hat es nicht gelegen: Schon den zweiten Tag hintereinander musste sich Seriensieger Japser Philipsen mit Rang vier begnügen, doch vorzuwerfen hatte er sich dabei nichts. Auf der 18. Etappe kam er trotz aller Bemühungen seines Team um wenige Sekunden zu spät, als er nur noch den Sprint des Feldes hinter den Ausreißern gewann. Tags darauf ging er nun selbst in die Offensive und warf alle Kräfte als Ausreißer in die Waagschale, doch wieder waren die Top 3 schon enteilt.
Dennoch beeindruckte der Belgier mit diesen Auftritten fast noch mehr als durch seine vier Etappensiege bisher: Bei jeder sich bietenden Chance versucht er, seinen Siegeshunger zu stillen, statt entspannt auf seine Chance am Schlusstag in Paris zu warten, wo er schon 2022 triumphierte.
Nach dieser 19. Etappe steht damit aber fest, dass Philipsen selbst bei einem Erfolg auf den Champs-Elysées Mark Cavendishs Rekord von sechs Sprintsiegen in einer Tour aus dem Jahr 2009 nicht mehr wird einstellen können. Gleichziehen könnte er noch mit Marcel Kittel und dem Belgier Freddy Maertens, deren Bestmarke bei je fünf Sprintsiegen bei einer Tour liegt.
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