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Formel-1-Technik 2023: So bremste sich Alonso in Bahrain nach vorn - Motorsport-Total.com

(Motorsport-Total.com) - Er musste es auf die harte Tour machen: Fernando Alonso brauchte nach einem mäßigen Start in den Grand Prix von Bahrain 2023 seine ganze Erfahrung, um seinen ersten Podestplatz in der Formel 1 seit Katar 2021 einzufahren.

Bremse Aston Martin AMR23: Bremssattel auf 6 Uhr, die untere Hälfte der Abdeckung fehlt

Bremse Aston Martin AMR23: Bremssattel auf 6 Uhr, die untere Hälfte der Abdeckung fehlt in diesem Bild Zoom

Höchstgeschwindigkeit? Nicht unbedingt eine Stärke des Aston Martin AMR23. DRS? Zone für 2023 gekürzt. Was bleibt? Ein paar bärenstarke "Divebombs" und saubere Überholmanöver - unter anderem gegen Lewis Hamilton in Kurve 10. Alonso wusste genau, dass die Bremse eine der großen Stärken seines Formel-1-Boliden ist.

Das belegt schon der Vergleich der Qualifyingzeiten zwischen Max Verstappen, Charles Leclerc und Alonso selbst. Die Telemetriedaten zeigen, dass der Spanier beim Anbremsen der Kurven 1, 8, 10 und 11 besser war als seine Rivalen. Das zeigt bereits, wie gut der Aston Martin in diesem Bereich funktioniert.

Insgesamt verfolgt das Team aus Silverstone mit dem AMR23 ein völlig neues aerodynamisches Konzept, das an das von Red Bull im vergangenen Jahr erinnert. Aber es gibt auch subtilere Ansätze in der Designsprache. Dazu gehört die Vorderradbremse. Sie hat bei dem, was wir am vergangenen Wochenende gesehen haben, eine zentrale Rolle gespielt.

Die offensichtlichste Änderung an der Bremse ist die neue Lage des Bremssattels. Dieser befindet sich nun nicht mehr in 3-Uhr-Position, sondern ist in die üblichere 6-Uhr-Position gewandert. Der Sattel selbst trägt die DNA seines Vorgängers in sich: eine Aussparung in der Mitte mit kleineren Kiemen, die die Hitze der Bremsscheibe durch den Sattel leiten.

Bremse Aston Martin AMR23 halboffen und mit voller Verkleidung

Bremse Aston Martin AMR23 halboffen und mit voller Verkleidung Zoom

Das Ganze wird von einer Carbonhülle umschlossen, die kühle Frischluft zuführt. Die Abluft entweicht auf der anderen Seite. Dies erfordert aufgrund der Positionierung des Bremssattels eine völlig andere Luftführung als 2022, was es dem Team wiederum erlaubt, neue Lösungen in Bezug auf Luftströmung und Temperaturmanagement einzuführen.

Sehr offensichtlich ist die Einführung einer Vollverkleidung der Bremsscheibe (blauer Pfeil). Solche Lösungen waren bei anderen Teams bereits 2022 zu sehen, Aston hatte hier also einen Rückstand. Die Verkleidung bei Aston Martin ist etwas größer als bei vielen Lösungen, die wir in der Saison 2022 gesehen haben.

Verkleidungen innerhalb von Verkleidungen

Die Verkleidung der Bremsscheibe ist das Ergebnis cleverer Lösungen im Zuge der umfangreichen Regeländerungen zu Beginn des vergangenen Jahres. Dabei haben die Teams um die Ecke gedacht. Die Räder wurden von 13 auf 18 Zoll vergrößert, wodurch plötzlich viel mehr Platz innerhalb der Felge zur Verfügung stand.

Zwar wuchs der Durchmesser der Bremsscheiben von 278 auf 325 bis 330 Millimeter. Aber der Freiraum innerhalb der gesamten Verkleidung ist deutlich größer geworden. Außerdem darf die Bremse nach dem neuen Reglement nicht mehr für aerodynamische Zwecke genutzt werden. Das hat zu einer völlig neuen Strategie in diesem Bereich geführt.

Es ist eine bedeutende Neuausrichtung, denn früher hatten die Teams eine schöne Komfortzone mit ausgeklügelten Lösungen für den Wärmetransfer zwischen Bremsen, Felgen und Reifen. Aus dieser Zone wurden die Teams mit den neuen Autos für 2022 herausgerissen.

Beim Aston Martin AMR22 lag die Bremsscheibe noch frei

Beim Aston Martin AMR22 lag die Bremsscheibe noch frei Zoom

Um die durch die Regeländerungen verlorene Leistungsfähigkeit zurückzugewinnen, werden nun neue Lösungen erdacht. Die Ummantelung der Bremsscheibe ist die erste einer ganzen Reihe von Verkleidungen, die sich im Inneren der Bremstrommel befinden. Dadurch entstehen innerhalb davon verschiedene Zonen mit unterschiedlichen Temperaturniveaus.

Auf der rechten Seite des Doppelbildes ist die untere Hälfte der Verkleidung zu sehen. Sie trägt dazu bei, den Luftstrom für den Rest des Fahrzeugs vorzubereiten und den Wärmetransport durch den luftleeren Raum von der Bremsanlage zur Ummantelung selbst zu gewährleisten. In diesen Raum wird sogar direkt Frischluft eingeleitet (weißer Pfeil), die durch eine Strebe nochmals portioniert wird.

Auffällig ist auch die Ausbuchtung der Verkleidung im Bereich der Wärmeabführung des Bremssattels (roter Pfeil). Diese schafft nicht nur Platz für die Warmluft, sondern kann im Fall der Fälle auch geöffnet werden, falls die Hitze anderweitig abgeführt werden muss.

Ferrari und Red Bull mit Detailverbesserungen

Natürlich ist Aston Martin nicht das einzige Team, das die Bremsanlage seines Autos für die Saison 2023 angepasst hat. Andere Teams unternehmen ähnliche Schritte. Einige Teams, die diese Philosophie bereits 2022 verfolgt hatten, haben ihre Lösungen verfeinert.

Ferrari F1-75 mit offenliegender Bremsscheibe

Ferrari F1-75 mit offenliegender Bremsscheibe Zoom

Auch Ferrari hat im Rahmen seines Update-Pakets für die Saison 2023 eine Vollverkleidung der Bremsscheibe eingeführt.

Bremse des Ferrari SF-23 mit Einhausung der Bremsscheibe

Bremse des Ferrari SF-23 mit Einhausung der Bremsscheibe Zoom

Das Ziel ist klar, das Wärmemanagement zu optimieren. Die Kanäle von und zum Bremssattelgehäuse wurden komplett neu verlegt.

Die Bremse des Red Bull RB18 im Detail

Die Bremse des Red Bull RB18 im Detail Zoom

Auch Red Bull war nicht untätig. Hier kam bereits in der Saison 2022 eine Vollverkleidung zum Einsatz.

Bremse des Red Bull RB19: Die Trommel ist in ihren Dimensionen angewachsen

Bremse des Red Bull RB19: Die Trommel ist in ihren Dimensionen angewachsen Zoom

Die neue Verkleidung ist größer und verteilt den Luftstrom besser in der Trommel als der Vorgänger. Auch hier gibt es mehrere getrennte Bereiche.

Man darf gespannt sein, ob die Bremsmanöver von Fernando Alonso einen Entwicklungswettlauf in diesem Bereich auslösen.

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