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Hidden Champion: Gerlinger Technik kontrolliert die Reinheit des Biers - Stuttgarter Zeitung

Das Unternehmen Endress und Hauser Liquid Analysis ist ein unbekannter Weltmarktführer, ohne die der Alltag nicht funktioniert.

Von Franziska Kleiner

11.01.2023 - 17:38 Uhr

Der besondere Baum vor dem Gebäude zwischen Hauptverkehrsstraße und Einkaufszentrum und vor dem großen Bürogebäude fällt erst auf, wenn man ihn einmal bewusst wahrgenommen hat. Der weiße, fast zehn Meter hohe Stamm, mit seinen Ästen und den immergrünen Blättern, die in Wirklichkeit Windturbinen aus grünem Kunststoff sind, fügen sich in die Umgebung eines Geschäftsgebäudes ein. Der Baum produziert im Jahr so viel Strom, dass es ausreicht, einen Ein-Personen-Haushalt zu versorgen. Das Gebäude ist der Verwaltungssitz von Endress und Hauser, einem „hidden Champion“, also einem heimlichen, einem unbekannten Weltmarktführer.

In der Branche hat der nach eigenen Angaben weltweit führende Anbieter von Messgeräten Dienstleistungen und Lösungen für die industrielle Verfahrenstechnik freilich einen Namen. „Ohne uns geht es nicht in der Kläranlage“, sagt der Sprecher Stephan-Christian Köhler. Auch die Proben, die der Klärwerksmitarbeiter früher regelmäßig selbst nehmen musste, nimmt nun die Technik automatisch. Sie analysiert die Probe und registriert die Messwerte. In der Abwasserentsorgung ist diese Technik ebenso eingebaut, wie sie bei der Weiterverwendung von Frischwasser vonnöten ist: Getränkeproduzenten und Brauereien gehören zu den Kunden von Endress und Hauser.

Automatische Probenentnahme

Wesentlicher Bestandteil der Technik ist ein Sensor, der beispielsweise die elektrische Leitfähigkeit der Flüssigkeit misst. Die Leitfähigkeit hat einen festen Wert, wenn die Rezeptur stimmt. Ist das Wasser aber etwa verunreinigt, oder stimmt ein anderer Parameter nicht, gibt der Sensor ein entsprechendes Signal ab.

Endress und Hauser arbeitet an Lösungen, um Durchfluss, Füllstand, Druck und Temperatur zu messen. Dabei seien die Lösungen auf den einzelnen Kunden zugeschnitten, sagt Köhler. Messwertregistrierung und digitale Kommunikation sollen schließlich zu wirtschaftlicher Effizienz, Sicherheit und Umweltschutz beitragen Die Kunden kommen daher auch aus vielfältigen Branchen – Energie und Kraftwerke, Lebensmittel, Öl und Gas Wasser und Abwasser sowie Life Sciences, den Biowissenschaften: Die Technologie von Endress und Hauser steckt auch in der Impfstoffproduktion.

Die Aufmerksamkeit der Politik hat das Unternehmen spätestens, seit vor wenigen Monaten der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im Unternehmen zu Gast war und sich den Gerlinger Betrieb hat zeigen lassen.

So wesentlich die Erzeugnisse für die Lebenswirklichkeit der Bürger im Alltag sind, so wenig ist der Unternehmensname der breiten Öffentlichkeit bekannt. Im Umfeld von Porsche, Daimler oder Bosch gebe es in fachfremden Gesprächen immer wieder Nachfragen, erzählt Köhler. „Endress und wer?“ laute häufig die Nachfrage – wohl weil die Produkte dem Endverbraucher verborgen bleiben. Gleichwohl ist das Unternehmen auf Wachstumskurs. „Wir wachsen jedes Jahr sehr deutlich“, sagt Köhler.

Endress und Hauser ist heute eine Unternehmensgruppe, die als Familienunternehmen ihren Ursprung in der Schweiz hat. Inzwischen gibt es im wesentlichen vier Arbeitsgebiete, darunter eben die Flüssigkeitsanalyse: Endress und Hauser Liquid Analysis mit Sitz in Gerlingen entwickelt und fertigt Sensoren, Geräte und Systeme für die Flüssigkeitsanalyse. Rund 550 Mitarbeiter sind am Standort tätig. Weitere Standorte von Endress und Hauser Liquid Analysis befinden sich in Deutschland, USA und China – die insgesamt 1200 Mitarbeiter verantworten mehr als 1400 Patente. Auch der Unternehmensverbund versteht sich weiterhin als Familienunternehmen, als das es 1953 im deutschen Lörrach gegründet worden war . Die Verbundenheit der Mitarbeiter sei groß, die Fluktuation gering, sagt Köhler.

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