Maria Schraders "She Said" erzählt die Entstehungsgeschichte jenes Artikels, der 2017 Harvey Weinsteins Karriere beendet. In den Rollen der Journalistinnen brillieren Carey Mulligan und Zoe Kazan. Doch vor allem die emotionalen Berichte der betroffenen Frauen schockieren und berühren.
Bald geht in Los Angeles ein weiterer Prozess gegen Harvey Weinstein zu Ende, der dem ehemaligen Hollywood-Mogul zusätzliche Jahre hinter Gitter einbringen könnte. Dabei wurde der inzwischen 70-Jährige bereits 2020 wegen Vergewaltigung und weiterer sexueller Übergriffe zu 23 Jahren Haft verurteilt. Damit also topaktuell ist das Drama "She Said", das unter der Regie von Maria Schrader die Geschichte jener Journalistinnen erzählt, die den einst so einflussreichen Filmproduzenten vor fünf Jahren mit ihrem Enthüllungsartikel zu Fall brachten.
Es war der 5. Oktober 2017, an dem in der "New York Times" der über Monate recherchierte Text von Jodi Kantor und Megan Twohey erschien, der das aufdeckte, was über Jahrzehnte in Hollywood höchstens hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde. Harvey Weinstein hatte sich im Laufe seines Arbeitslebens an zahlreichen Frauen vergangen, sie sexuell belästigt, bedrängt und sogar vergewaltigt. Doch wie macht man daraus einen Film, der die Gefühle der Betroffenen berücksichtigt, ihren Schrecken widerspiegelt und dennoch darauf verzichtet, sexualisierte Gewalt explizit zu zeigen?
Ein Film von Frauen über Frauen
Drehbuchautorin Rebecca Lenkiewicz, Regisseurin Maria Schrader und dem Cast um die Hauptdarstellerinnen Carey Mulligan und Zoe Kazan herum ist genau das gelungen. "She Said" folgt Kantor und Twohey, die alles daran setzen, dass das Schweigen endlich gebrochen wird. Und so ist der Film auch eine Geschichte über die Wichtigkeit von gut recherchiertem Journalismus.
Megan Twohey (Carey Mulligan) und Jodi Kantor (Zoe Kazan) arbeiten in der Investigativ-Abteilung der "New York Times". Als sie mitbekommen, dass Weinstein die bekannte Schauspielerin Rose McGowan vor Jahren mehrfach sexuell belästigt und genötigt haben soll, beginnen sie, zu recherchieren. Bald steht fest, dass McGowan nicht die Einzige war, die mit dem Produzenten Erfahrungen dieser Art machen musste. Neben weiteren mehr oder weniger bekannten Kolleginnen waren unter den Betroffenen auch weibliche Angestellte des Filmstudios Miramax, dessen Boss er war. Öffentlich darüber gesprochen hatte jedoch bis dahin keine von ihnen, denn Weinstein wurde geschützt durch ein System aus Bestechung, Einschüchterung, Bedrohung und Vertuschung.
Es ist der hartnäckigen Recherche und den einfühlsamen Gesprächen der beiden Journalistinnen zu verdanken, dass dann immer mehr Frauen ihr Schweigen brechen, was der #MeToo-Debatte weiteren Aufschwung verleiht. Und es ist der Mut der traumatisierten Betroffenen, der im Fokus von "She Said" steht. Eine von ihnen, Ashley Judd, spielt sich sogar selbst. Dass die Chefetage der "New York Times" Twohey und Kantor auch dann noch bedingungslos unterstützt, als Weinstein und seine Anwälte sämtliche Geschütze auffahren, um den Artikel zu verhindern, tut ein Übriges, um den Mann endlich zu Fall zu bringen.
Emotionalität durch Worte und Blicke
Es ist den Macherinnen des Films geglückt, das Leid und die Not der Betroffenen erlebbar zu machen, ohne dafür die Gewalt selbst darzustellen. Sie spiegelt sich allein in den Gesichtern jener, die ihre Erlebnisse erzählen, und derer, die ihnen zuhören. Zwar wird auch auf Rückblenden gesetzt, doch sind die Frauen darin entweder kurz vor oder kurz nach der Tat zu sehen, niemals aber währenddessen.
Auch wenn die monatelange mühselige Recherchearbeit hier in 129 Filmminuten abgehandelt wird, ist der Frust nur zu gut nachvollziehbar, den Twohey und Kantor immer wieder erleben, wenn eine der Frauen sich dazu entscheidet, ihre Aussagen doch nicht für den Artikel freizugeben. Bei vielen von ihnen sitzt die jahrelange Angst einfach zu tief.
Den Geschworenen im Prozess in Los Angeles soll die Richterin nahegelegt haben, nicht einmal den Trailer zu "She Said" zu schauen, um sich in ihrem Urteil nicht beeinflussen zu lassen. Allen anderen aber sei geraten, den Film unbedingt zu sehen, der zu gleichen Teilen unterhält und betroffen macht und so wichtig ist, um endlich an den althergebrachten Strukturen etwas zu ändern.
"She Said" läuft ab dem 8. Dezember im Kino.
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