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Engelke und Brandt: "Kurzschluss" – das neue "Dinner for One" zu Silvester? - t-online

Bei ARD und WDR läuft "Kurzschluss" mit Anke Engelke und Matthias Brandt mehrmals zum Jahresende. Doch ein Schauspieler hält selbst nichts von Silvester.

Silvester, das ist der Tag der Erwartungen und der Rituale. Der eine putzt sich raus für das Gala-Dinner, der andere wärmt rechtzeitig das Raclette an. Für viele steht auch der etwa 18-minütige Sketch "Dinner for One" auf dem Programm. Doch manch einer geht offensiv um 21 Uhr ins Bett, weil er mit diesem Tag so gar nichts anfangen kann. Pläne aber hat irgendwie jeder. Umso ärgerlicher, wenn sie von einer seelenlosen Glastür durchkreuzt werden, die nicht mehr öffnet.

So geht es Bettina und Martin in dem Film "Kurzschluss". Die beiden treffen zufällig aufeinander, als sie – jeder für sich – kurz vor dem Jahreswechsel Geld abheben wollen. Dann gibt es ein technisches Problem, es zischt und zappt – und plötzlich sind sie an einem der kargsten Orte des Landes eingesperrt: in dem Vorraum einer Bankfiliale.

Wann läuft "Kurzschluss" im Fernsehen?

Die ARD zeigt diesen interessanten, aber auf den ersten Blick auch unspektakulären Stoff in kalter Regionalbank-Architektur zwischen grauen Wänden und Topfpflanzen gleich zweimal zum Jahresende: Am 30. Dezember um 23.30 Uhr und am 31. Dezember um 19.30 Uhr. Auch im WDR läuft der Film am Silvester-Abend um 16.10 Uhr. Öfter wird am Jahresende nur "Dinner for One" wiederholt – der 90. Geburtstag der Miss Sophie zusammen mit Butler James. Der Silvester-Klassiker und das Ritual in vielen deutschen Wohnzimmern seit Generationen. Folgt "Kurzschluss" nun dieser Tradition?

Zumindest nicht unmöglich: Der Kurzfilm mit 30 Minuten Laufzeit passt gut ins Schema. Möglich ist aber auch, dass auf ihm – passend zum Tag – Erwartungen ruhen. Bettina und Martin, die beiden Gestrandeten der Nacht, werden nämlich von zwei der besten Schauspielerinnen und Schauspielern ihrer Generation verkörpert: von Anke Engelke (57) und Matthias Brandt (61).

Der Schauspieler Matthias Brandt beim Hessischen Film- und Kinopreises (Archivbild): Am Silvesterabend ist Brandt in der ARD zu sehen.
Der Schauspieler Matthias Brandt beim Hessischen Film- und Kinopreis (Archivbild): Am Silvesterabend ist er in der ARD zu sehen. (Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa)

Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt

Die beiden stehen für den Film zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera und – so viel sei verraten – scheinen dem Zusammentreffen mehr abgewinnen zu können, als es Bettina und Martin zunächst tun. "Es gibt Glücksfälle, bei denen eins und eins mehr als zwei ist", sagt Brandt der Deutschen Presse-Agentur. Matthias Brandt ist der jüngste von gesamt drei Söhnen des früheren deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt.

Dass Engelke und er noch nicht viel früher zusammen gedreht hatten, erklärt Brandt mit den Umständen. "Ich glaube, viele Menschen machen sich falsche Vorstellungen davon, wie ein Schauspieler zu seiner Rolle kommt", sagt Brandt. "In den meisten Fällen ist es tatsächlich so: Man hockt doof herum wie in der Tanzschule und wartet darauf, dass jemand einen auffordert."

Eingelassen haben sich Brandt und Engelke auf diesen Tanz mit der Kölner Produktionsfirma bildundtonfabrik (btf), die es mittlerweile zu einigem Ruhm gebracht hat, etwa mit der Netflix-Serie "King of Stonks", in der Brandt als großkotziger Finanzjongleur brillierte. "Es ist insgesamt eine sehr junge Firma, was mir per se gefällt", erklärt er die Zusammenarbeit. "Man redet zuerst tatsächlich mal über Geschichten – und nicht darum, wie man sie möglichst so schleifen kann, damit sie sich verkaufen lassen."

Eine tragische Zwangsgemeinschaft

So ist wohl auch die Idee zu erklären, eine Geschichte an einem Nicht-Ort wie einem Bank-Vorraum anzusiedeln Es ist ein Ort, den jeder kennt, über den aber kaum jemand nachdenkt. Und es ist gerade dieses Setting, das dazu führt, dass die Figuren in der überschaubaren Filmzeit Konturen bekommen. Wie sich nämlich schnell herausstellt, sind sowohl Bettina – Lokalpolitikerin – und Martin – Selbstständiger für irgendwas mit E-Commerce – in einer Sackgasse angekommen. Nicht nur in der Bank. Sondern auch im Leben.

"Das Genre ist nicht so richtig festzulegen", sagt Anke Engelke. Es ist lustig, weil die Ausbruchsversuche immer aussichtsloser werden. Es ist aber auch nachdenklich. "Ich hoffe, dass die Zuschauer sowohl lachen können, als auch denken: 'Mmh, vielleicht auch mal eine Art, zu feiern'. Einfach mal mutwillig falsch abbiegen", sagt Engelke. Ihr selbst komme das, was im Film passiere, "sehr entgegen", gibt sie zu. Diese tragische Zwangsgemeinschaft. "Ich finde das als Aussicht total schön. Eigentlich müsste uns das allen mal passieren."

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