Search

Reggae-Künstler Gentleman über kulturelle Aneignung: »Als schwarzer Jamaikaner wäre ich nicht so erfolgreich« - DER SPIEGEL

Musiker Gentleman: »Gefahr, dass wir auf einmal nichts mehr dürfen«

Musiker Gentleman: »Gefahr, dass wir auf einmal nichts mehr dürfen«

Foto: Britta Pedersen / picture alliance / dpa

Der deutsche Reggae-Star Gentleman findet die aktuelle Diskussion über das Thema kulturelle Aneignung grundsätzlich wichtig, sieht darin aber auch »die Gefahr, dass sie uns beschneidet und dass wir auf einmal nichts mehr dürfen und uns nicht mehr austauschen können. Das wäre ja ein AfD-Traum.« Das sagte er in einem Interview mit dem Magazin der »Zeit«,  das am Donnerstag erscheint.

Gentleman ist ein international erfolgreicher Reggae-Künstler, seinen Durchbruch hatte er 2004 mit dem Hit »Intoxication« auf Jamaika. Sein Geburtsname lautet Tillman Otto, Gentleman stammt aus Köln. Trotzdem singt er auf Patois, dem jamaikanischen Kreolisch mit Wurzeln im Englischen. Auch sein im Dezember erscheinendes neues Album »Mad World« sang er auf Patois ein.

Mehr zum Thema

    Zum Vorwurf der kulturellen Aneignung meint er: »Für mich hatte der Begriff immer etwas mit Lernen zu tun, ich habe ihn nie als etwas Negatives gesehen. Der Knackpunkt ist doch, ob ich mir der Geschichte der Kolonialisierung mitsamt ihren negativen Aspekten und der Symbolik bewusst bin.«

    Mit 18 Jahren kam er erstmals auf die Insel, mit 19 spielte er dort seine ersten Songs live auf der Bühne. Dort entdeckte ihn ein jamaikanischer Konzert-Promoter. Heute sagt Gentleman: »Ich weiß nicht, ob ich mit dem heutigen Zeitgeist anfangen würde, auf Patois Reggae zu machen. Ich wäre heute nicht mehr so unbefangen wie früher.«

    Wie Reggae-Musik in Deutschland konsumiert wird, findet auch Gentleman teilweise befremdlich: »Mich selbst stört es tierisch, wenn auf den größten Reggae-Festivals in Europa die Headliner alle weiß sind und wenn das dazu führt, dass jamaikanische Künstler und Künstlerinnen nicht mehr eingeladen werden.«

    »Die weißen Fans identifizieren sich mit mir vielleicht stärker«

    Auch wenn auf Konzerten das Wort »Rastafari« gebrüllt werde, sei das problematisch, weil das dem Kampf schwarzer Menschen für Gerechtigkeit zugehöre. Er selbst habe auch nie Rastas getragen. Bei Konzerten außerhalb Jamaikas spricht Gentleman zwischen den Songs inzwischen nicht mehr Patois, wie er das früher tat.

    Es beschäftige ihn, dass er erfolgreicher sei als ein einheimischer Jamaikaner, »der viel geiler ist als ich, unfassbare Lyrics hat und viel härter arbeitet.« Als schwarzer Jamaikaner wäre er nicht so erfolgreich geworden: »Die weißen Fans identifizieren sich mit mir vielleicht stärker.«

    Ans Aufhören denkt Gentleman nicht: »Nee, ich glaube, wenn diese Schwingungen, die es jetzt gibt, aus Jamaika gekommen wären, dann hätte ich schon daran gedacht, dass es nicht mehr weitergeht. Aber ich kriege gerade wieder ganz viele Anfragen, Songs zu machen. (...) Da kommt der Gedanke ans Aufhören gar nicht erst auf.«

    kae

    Adblock test (Why?)

    Artikel von & Weiterlesen ( Reggae-Künstler Gentleman über kulturelle Aneignung: »Als schwarzer Jamaikaner wäre ich nicht so erfolgreich« - DER SPIEGEL )
    https://ift.tt/qZwGsn2
    Unterhaltung

    Bagikan Berita Ini
    Powered by Blogger.