-
VonIngo Durstewitz
schließen
-
Thomas Kilchenstein
schließen
Eintracht Frankfurt siegt dank eines späten Tores von Rafael Borré mit 2:1 in Fürth und holt drei enorm wichtige Punkte. Doch vieles bleibt Stückwerk.
Das Beste kam dann wieder einmal zum Schluss, wie so oft bei Eintracht Frankfurt: In der vierten Minute der Nachspielzeit schoss Rafael Borré, dem bis dato wenig gelungen war, die Hessen mit seinem allerersten Torschuss ins Glück und zum nicht mehr für möglich gehaltenen 2:1 (0:0)-Auswärtssieg bei der Spvgg. Greuther Fürth. Unmittelbar zuvor hatten die Mittelfranken den Ausgleich erzielt. Es war ein glücklicher Erfolg und einer, der sich nach den ersten 45 Minuten nicht angedeutet hatte. Da lieferte Eintracht Frankfurt eine sehr zähe Vorstellung ab, brachte spielerisch praktisch nichts auf die Reihe. Besser machten die Gäste es dann im zweiten Abschnitt, da bekamen sie die Partie mit zunehmender Spielzeit immer besser in den Griff – ohne aber wirklich zu überzeugen.
Torschütze Sebastian Rode sagte hinterher: „Es war ein Sieg der Mentalität, trotz des Nackenschlags zum 1:1 noch einmal so zurückzukommen. In der ersten Halbzeit haben wir uns sehr schwer getan. Für Tore bin ich eigentlich nicht zuständig, ich bin aber überglücklich, getroffen zu haben. Es war ein Sieg des Kampfes und der Mentalität.“
Ähnlich argumentierte auch Trainer Oliver Glasner, der mächtig stolz war auf die Charakterstärke seiner Truppe: „Da kriegst du in der 92. Minute den Genickschlag zum 1:1. 99 von 100 Mannschaften erholen sich davon nicht mehr.“ Die Eintracht schon.
Am Vormittag hatte der Frankfurter Sportvorstand Markus Krösche noch einmal eindringlich die Bedeutung dieser Partie gegen den abgeschlagenen und sieglosen Tabellenletzten Greuther Fürth hingewiesen und dabei kein Raum für Interpretation gelassen. „Wir müssen“, sagte Krösche bei Sport 1 in aller Deutlichkeit, „das Spiel gewinnen. Es ist für uns ein ganz wichtiges Spiel, um den Abstand nach oben zu verkürzen.“ Und auch, vielleicht wichtiger noch, um die Distanz nach unten zu vergrößern. Entscheidend sei, „von Anfang an da“ zu sein. Das war bei den vermeidbaren Niederlagen zuletzt gegen Hertha BSC und den VfL Bochum nämlich nicht der Fall gewesen.
Trainer Glasner, dem Krösche erneut den Rücken stärkte („Zwischen ihm und der Mannschaft gibt es überhaupt keine Risse“), hatte gegenüber dem glücklichen Sieg am Donnerstag bei Olympiakos Piräus die Mannschaft auf vier Positionen umgestellt, Filip Kostic, Frankfurts Bester, war wieder mit von der Partie. Gegen die Griechen hatte er noch wegen Achillessehnenbeschwerden gefehlt, auch der müde wirkenden Martin Hinteregger gehörte zur Startformation, in der auch Jesper Lindström von Anfang an mittat.
Es passierte allerdings lange, lange Zeit nicht wirklich viel in diesem Spiel, das zerfahren war und praktisch in den ersten 45 Minuten keinerlei Höhepunkte bot. Vor allem hätte einer, der nicht über den Stand der Tabelle informiert war, nicht gewusst, wer Tabellenletzter ist und wer in der Europa League spielt.
Den Hessen war in der ersten Halbzeit nichts, aber auch gar nichts eingefallen, die bemühten, aber doch limitierten, dazu seit Wochen stark ersatzgeschwächt antretenden Fürther in Bedrängnis zu bringen. Es flog im ersten Abschnitt genau ein Schuss auf das Tor der Franken, Kostic hatte ihn abgefeuert, Torwart Marius Funk überhaupt keine Mühe gehabt. „Der Spielaufbau ist manchmal zu langsam“, hatte Markus Krösche vor dem Spiel geunkt. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dann waren diese ersten 45 Minuten Belege dafür.
Die Frankfurter hatten beim Schlusslicht in der ersten Hälfte nur 37 Prozent Ballbesitz, die Zweikampfquote pendelte sich bei schwachen 43 Prozent ein, und eine Idee, wie man den Ball halbwegs sinnvoll in die gegnerische Hälfte bekommen könnte, hatte keiner. Auch Daichi Kamada nicht, Kostic biss auf seiner linken Seite zu häufig auf Granit, Rafael Borré und Lindström waren im Angriff schlicht abgemeldet, der Rest spielte quer oder zurück. Spielerisch war das nahe am Tiefpunkt.
Die Fürther taten das, was man von einem Aufsteiger in dieser Situation erwarten durfte. Sie nahmen ihr Herz in die Hand und kämpften, legten das in die Waagschale, was sie hatten: Willen und Einsatz. Und um ein Haar hätten sie sich kurz vor der Halbzeitpause belohnt, doch Branimir Hrgota, der früherer Eintrachtler, schoss aus kurzer Distanz nur das Außennetz an.
Und die Eintracht konnte unmittelbar nach Wiederanpfiff von Glück reden, dass die Gastgeber nicht in Führung gingen, Tuta blockte den Schuss von Jetro Willems (48.) ab, Jamie Leweling schoss drüber. Es schien, als hätten die Frankfurter dieses Hallo-Wach-Erlebnis gebraucht. Danach hielten sie immerhin dagegen, kamen tatsächlich zu einigen Abschlüssen. Erst wehrte Torhüter Funk einen Schuss von Lindström ab, dann strich ein weiterer von Kostic (57.) knapp am Pfosten vorbei. Dann schlenzte Kristijan Jakic einen Ball aus 20 Metern am Lattenkreuz vorbei, auch Almamy Touré (69.) hatte eine Möglichkeit. Immerhin waren die Hessen besser im Spiel, hatten auch Offensivaktionen.
Und plötzlich gingen die Frankfurter in Führung: Der gerade erst eingewechselte Sebastian Rode war es, der ein Zuspiel von Kamada nutzte und frei vor dem Tor überlegt ins Eck schob (75.). Es schien, als sei der Sieg eingetütet. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse.
Erst erzielte Cedric Itten in der ersten Minute der Nachspielzeit den 1:1-Ausgleich, dann schaffte Rafael Borré nach Flanke von Kostic in der vierten Minute der Nachspielzeit den dann nicht mehr für möglich gehaltenen 2:1-Siegtreffer. Es war wettbewerbsübergreifend bereits der siebte Punkt, den sich die Hessen in der Nachspielzeit sicherten. Aber die Eintracht sollte wissen, dass an diesem Sonntagabend viel Dusel im Spiel war.
Artikel von & Weiterlesen ( Eintracht Frankfurt fährt „Sieg der Mentalität“ in Fürth ein - fr.de )https://ift.tt/3bOqoIm
Sport
Bagikan Berita Ini