Mathias Niederberger riss die Arme hoch. Der Held des Abends feierte den historischen WM-Coup der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft schon, als an der Bande noch die Fäuste flogen. Mit grandiosen Paraden hatte der Torhüter den 3:1 (2:1, 0:0, 1:0)-Sieg gegen den 26-maligen Weltmeister Kanada festgehalten - in einem harten Kampf, bei dem selbst nach der Schlusssirene noch nicht alle Auseinandersetzungen beendet waren.
"Wie wir die Schüsse geblockt und gearbeitet haben, war außergewöhnlich, so ein Spiel hab ich noch nie erlebt", sagte Niederberger nach dem ersten WM-Sieg gegen das Eishockey-Mutterland seit 25 Jahren bei Sport1: "Wir haben ein Löwenherz, das hat man gesehen."
Mit einer vor allem kämpferischen Steigerung gegenüber dem 9:4 gegen Italien und dem 5:1 gegen Norwegen unterstrich die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ihre Medaillenambitionen in Riga.
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Mit einem weiteren Erfolg am Mittwoch (15:15 Uhr) gegen Aufsteiger Kasachstan könnte der Tabellenführer der Gruppe B bereits den Einzug ins Viertelfinale perfekt machen. "Es ist ein sonderbares Turnier, ich denke, dass alles möglich ist", meinte Niederberger, der 40 Schüsse abgewehrt hatte.
Letzter DEB-Sieg gegen Kanada bei WM 1996
"Von Kampfgeist, Leidenschaft, Stolz und Wille her war es eine unglaubliche Leistung", sagte Söderholm, "aber spieltaktisch war es nicht unser bestes Spiel. So wird man in diesem Turnier kein Weltmeister werden, wenn man so viele Strafzeiten nimmt."
Die Mannheimer Stefan Loibl (11.) und Matthias Plachta (12.) sowie ihr künftiger Klub-Kollege Korbinian Holzer (58.) erzielten die Tore zum erst dritten Sieg im 39. WM-Duell für die DEB-Auswahl, bei der Jungstar Lukas Reichel nicht wie in den ersten beiden Partien zum Zug kam. Für den stark verbesserten Weltranglistenersten, der zuvor bereits gegen Lettland (0:2) und die USA (1:5) verloren hatte, traf Nick Paul (19.). Neben den Kanadiern waren auch schon die Favoriten Schweden, Finnland und Russland gegen vermeintlich Kleine ausgerutscht.
Beim letzten deutschen WM-Sieg gegen Kanada 1996 in Wien hatten noch Lukas Reichels Vater Martin, Leon Draisaitls Vater Peter und Torjäger Dieter Hegen auf dem Eis gestanden. Gutes Omen: Auf dem Weg zum sensationellen Olympia-Silber 2018 hatte das DEB-Team die Ahornblätter im Halbfinale mit 4:3 besiegt.
"Wir wollen das Spiel gewinnen, keine Frage", hatte Verteidiger Moritz Seider selbstbewusst gesagt: "Die Letten haben es vorgemacht, jetzt sind wir am Zug." Im letzten Duell vor zwei Jahren hatte es noch eine 1:8-Pleite gegeben. Damals allerdings waren noch mehrere NHL-Topspieler dabei, diesmal bietet Kanada das jüngste WM-Team auf.
Holzer macht den Deckel drauf
Die Kanadier, die erst in der insgesamt 111. Minute ihr erstes Turniertor geschossen hatten, begannen mit Wut im Bauch und Druck auf das deutsche Tor. Mathias Niederberger agierte gewohnt souverän und machte die Chancen zunichte.
Die Tore fielen allerdings auf der anderen Seite: Loibls Führungstor nach starker Vorarbeit des zweimaligen Stanley-Cup-Siegers Tom Kühnhackl folgte nur 38 später das 2:0 durch Plachtas abgefälschten Schuss, bereits sein drittes Turniertor. Kanadas Coach Gerard Gallant nahm erst mal eine Auszeit, um seine Mannschaft neu einzustellen. Noch vor der ersten Drittelsirene gelang Paul der Anschlusstreffer.
Das Spiel wurde nun härter, die Deutschen überstanden im zweiten Drittel zweimal zwei Minuten in 3:5-Unterzahl mit großem kämpferischen Einsatz. "Unglaublich, wie sich jeder in die Schüsse reinwirft", sagte Loibl. Der Druck der Kanadier wuchs, doch Niederberger war immer wieder Endstation. Holzer schob den Puck dann ins leere kanadische Tor.
(SID)
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