Das 3D-Operationsmikroskop des Tiroler Unternehmens nennt sich RoboticScope und ist freihändig bedienbar. Es stößt am amerikanischen Markt offenbar auf großes Interesse, wie Geschäftsführer Markus Hütter im APA-Gespräch berichtete. Krankenhäuser und Universitäten in über 20 Ländern im Großraum Europa seien bereits Kunden, die CE-Zertifizierung dafür erfolgte bereits im März 2020.
Das Mikroskop kann von Chirurginnen und Chirurgen durch leichte Kopfbewegungen gesteuert werden. So könne ergonomisch, intuitiv und ohne Ablenkung operiert werden: „Das Gerät passt sich an sie an, und nicht umgekehrt“, erklärte Hütter. Durch das RoboticScope können die Hände und Augen durchgehend auf dem Operationsfeld bleiben und eine aufrechte Arbeitsposition beibehalten werden. Das Mikroskop kommt in der Mikrochirurgie zum Einsatz, etwa bei heiklen Wirbelsäuleneingriffen, Gesichts- oder Mund-OPs.
In Innsbruck hergestellt
Alle wesentlichen Produktionsschritte des über 1.000 Komponenten umfassenden Geräts seien in Innsbruck zu verorten, so Hütter. Die Lieferanten würden sich zum Großteil im deutschsprachigen Raum befinden. Die ersten amerikanischen Kunden sollen Mitte des Jahres beliefert werden. Etwa zwei Monate daure es, um ein Gerät fertigzustellen. „Wir können derzeit rund sechs bis zehn RoboticScopes pro Monat herstellen, die Produktion ist aber gut skalierbar“, so der Geschäftsführer. „Wir sind bereit für die Expansion“.
Die Firma BHS Technologies wurde 2017 in Innsbruck gegründet und ist von anfangs vier auf heute mehr als 50 Angestellte aus sieben Nationen angewachsen, die in Innsbruck, Deutschland und den USA beschäftigt sind. Bereits vor der Markteinführung im Mai 2020 wurde das Unternehmen für die Entwicklung von RoboticScope mit zahlreichen Innovationspreisen ausgezeichnet, unter anderem im Jänner 2021 mit dem „Living Standards Award 2021“ in der Kategorie „Reaching International Markets“.
Einschulung und Training nötig
Dem Markteintritt in den USA waren Produkt-Demonstrationen vorausgegangen, erzählte der Firmenchef. Solarbetriebene Demotrailer seien hierfür unterwegs gewesen. „In drei bis vier Minuten“ hätten die Anwender im Durchschnitt verstanden, wie das Mikroskop funktioniert. Trotz der – vor allem unter jungen Medizinern – steilen Lernkurve sei eine ausführliche Einlernphase aber unabdingbar, betonte Hütter. Die Installation wird von einem BHS Technologies Mitarbeiter durchgeführt.
Nach der Übergabe erfolge ein zwei- bis dreitägiges Trainingsprogramm. „Zudem begleiten wir die ersten Operationen, um eine sichere und selbstbewusste Handhabe zu garantieren“, beschrieb der Geschäftsführer den Prozess. 400 Chirurgen hätten das RoboticScope seit 2017 getestet. Zudem kooperiere BHS Technologies mit der Universität Innsbruck, um mehr über den Umgang und mögliche Hürden in der Benützung zu lernen.
Expansion als „Meilenstein“
Die Expansion nach Amerika sieht Hütter als „Meilenstein“. Das Produkt habe noch viel Potential. Das RoboticScope könne nämlich „in alle Richtungen veredelt werden“, meinte Hütter, der vor der Unternehmensgründung 17 Jahre lang im Vertrieb von Medizinprodukten tätig war. Er sieht Zukunftschancen unter anderem in der Visualisierung oder im Bereich der Tumorchirurgie.
Artikel von & Weiterlesen ( Innsbrucker Medizin-Technik bald in den USA - ORF.at )https://ift.tt/3dAr30x
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