Starcoach Pep Guardiola hat vor dem Viertelfinale der Champions League mit Manchester City gegen Borussia Dortmund subtile Kritik am Fußball-Bundesligaklub geäußert. „Wenn einer in Manchester sich mit Borussia Dortmund auskennt, dann ich“, sagte der frühere Bayern-Trainer und lobte den Gegner zunächst: „Ich kann nicht einen einzigen Spieler ohne Qualität bei Borussia Dortmund finden.“
Dann aber stichelte Guardiola gegen den Rivalen, der 2017 den damals 17 Jahre alten Jadon Sancho von Man City weggelotst hatte. „Sie geben eine Menge Geld aus und bezahlen viel Geld an Berater, damit sie diese Spieler ranholen, die eine unglaubliche Qualität haben“, sagte der Coach der von Scheichs aus Abu Dhabi alimentierten Citizens, die in der Vergangenheit für Verstöße gegen das Financial Fair Play gerügt wurden.
Hintergrund der Spitzen sind Berichte über BVB-Topstürmer Erling Haaland. Dessen Agent Mino Raiola soll bereits Gespräche mit Real Madrid und mit dem FC Barcelona über einen möglichen Wechsel des Norwegers im Sommer aufgenommen haben. Mit 37 Toren in 34 Bundesliga-Spielen und zwölf Toren in acht Champions-League-Partien für den BVB hat Haaland das Interesse europäischer Topklubs geweckt.
„Ein außergewöhnlicher Stürmer“
Guardiola deutete an, Man City könne sich einen solchen Spieler nicht leisten, ohne Haaland allerdings namentlich zu erwähnen. „Mit diesen Preisen ist das unmöglich“, sagte der City-Coach. In Medienberichten war eine Ablösesumme für Haaland im dreistelligen Millionenbereich kolportiert worden. Zudem gilt das Verhältnis zwischen Guardiola und dem italienischen Spielerberater Raiola seit einem Streit um den damaligen Barcelona-Spieler Zlatan Ibrahimovic vor vielen Jahren als belastet.
Dennoch zeigte Guardiola großen Respekt vor Haaland. „Das ist ein außergewöhnlicher Stürmer. Die Zahlen sprechen ihre eigene Sprache“, sagte er und fügte an: „Ein Blinder würde erkennen, dass das ein guter Stürmer ist.“ Um Haaland nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, will Guardiola den BVB „weit weg von unserem Tor“ halten: „Dann ist es unwahrscheinlicher, dass sie ein Tor schießen.“
City scheiterte zuletzt dreimal in Serie im Viertelfinale der Königsklasse. Nach 26 Siegen in den vergangenen 27 Pflichtspielen geht der souveräne Tabellenführer der Premier League aber als klarer Favorit in das Duell mit dem angeschlagenen BVB am Dienstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN). „Wir sind wieder hier und greifen neu an“, sagte Guardiola, der zuletzt mit dem FC Barcelona vor zehn Jahren die Champions League gewann.
Für Guardiola muss Manchester City nicht erst die Champions League gewinnen, um als großer Klub zu gelten. „Wir sind schon ein großer Verein“, sagte der 50-Jährige am Montag. „Aber natürlich wollen wir es alle besser machen als bisher in diesem Wettbewerb und besonders, seit wir zusammen sind.“ Der Henkelpott gilt als oberste Priorität der Klubbosse. Aber in den bisherigen vier Spielzeiten unter Guardiola war Man City in der Königsklasse nie über das Viertelfinale hinausgekommen.
Besonders das Viertelfinal-Aus in der vergangenen Saison (1:3 gegen Olympique Lyon) sei hart gewesen. „Das ist mir für Wochen im Kopf geblieben, es war schmerzhaft“, erzählte Guardiola. „Es war das letzte Spiel der Saison, und wir wollten weiterkommen. (...) Es tat weh, aber was sollten wir machen? Jetzt sind wir hier, um es wieder zu versuchen.“
Große Hoffnungen setzt Guardiola auf den ehemaligen Dortmunder Ilkay Gündogan. Mit zwölf Premier-League-Toren ist der 30-Jährige in dieser Saison der Topscorer bei den Citizens. „Er ist derselbe Spieler (wie früher)“, betonte sein Trainer. Als Topscorer bekomme er aber endlich die Anerkennung, die er verdiene. „Wir lieben ihn unglaublich, weil er ein unglaublicher Mensch ist“, schwärmte Guardiola. „Er denkt nicht nur an sich, sondern daran, was das Beste für das Team ist.“
Gündogan warnte am Montag vor seinem früheren Verein. „Der BVB hat vor allem in der Offensive so viel individuelle Klasse, dass sie jedem Gegner in ganz Europa sehr weh tun können“, sagte er der „WAZ“. „Wir müssen unbedingt verhindern, dass sie sich in einen Rausch spielen.“ Der Mittelfeldspieler, der 2012 mit der Borussia das Double aus Meisterschaft und Pokal gewann, äußerte sich enttäuscht, dass das Rückspiel in Dortmund ohne Zuschauer stattfinden muss. „Ich hätte die Gelbe Wand in Dortmund sehr gerne wiedererlebt“, sagte er, „auch wenn sie dieses Mal gegen meine Mannschaft gewesen wäre.“
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