Der Zusammenbruch: Patrick Mahomes kämpfte wie ein Löwe. Der Quarterback der Kansas City Chiefs gilt als schneller und wendiger Spielmacher, doch irgendwann hatte auch er der Defensive der Tampa Bay Buccaneers nichts mehr entgegenzusetzen. Fast bei jedem Spielzug kamen die Gegenspieler an der durch Verletzungen geschwächten Offensive Line vorbei, die Mahomes eigentlich schützen sollte. Und dann prallten sie in vollem Lauf in den Quarterback und begruben ihn unter sich. Es prasselte nur so auf den Super-Bowl-MVP des Vorjahres ein, der ohnehin bereits mit einer Zehenverletzung in die Partie gegangen war. Die Chiefs brachen in sich zusammen.
Das Ergebnis: Mit der Titelverteidigung wurde es für Mahomes' Chiefs nichts. Nicht einmal ein Touchdown gelang dem designierten Nachfolger des wohl besten Spieler der Geschichte, Tom Brady. Gegen die Buccaneers verlor Kansas City 9:31 (6:21). Lesen Sie hier den Spielbericht. Und hier das Minutenprotokoll.
Der Widerspruch: Vor den Hymnen wurde eine Rede von US-Präsident Joe Biden und seiner Frau Jill eingespielt. Darin machte er vor dem größten Publikum, das es in den USA gibt, unter anderem Werbung fürs Tragen von Masken in der Coronakrise. Dann wurde auch noch eine Intensivkrankenschwester stellvertretend für 7500 geimpfte Mitarbeiter des Gesundheitswesens geehrt, die Freikarten für das Spiel bekommen hatten. Im gleichen Programm gab es am Sonntagabend (Ortszeit) aber auch eine Reihe Corona-Verstöße zu sehen: Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, gab es zahlreiche Regelverstöße im und um das Stadion. In einem republikanischen Bundesstaat wie Florida offenbar kein Problem.
Die erste Hälfte: Neben der Offensive der Chiefs zeigte kurze Zeit auch Bradys Offensive Schwierigkeiten – zumindest zum Start. Bis Rob Gronkowski – der 2019 seine Karriere beendet und zwischenzeitlich sogar einen Wrestling-Titel in der WWE gehalten hatte, ehe er Bradys Ruf nach Tampa folgte – zwei Pässe Bradys in die Endzone schleppte. Die Chiefs mussten sich hingegen mit zwei Field Goals begnügen. Kurz vor der Pause erhöhte Antonio Brown, dessen Verpflichtung aufgrund seiner Skandale in der Vergangenheit inklusive Vergewaltigungsvorwürfen höchst umstritten gewesen war. Aber wie Gronkowski war auch er ein Brady-Freund.
Gelbe Welle: Das große Problem der Chiefs neben ihrer Offensive Line war die Undiszipliniertheit in der Defensive. Allein im ersten Durchgang kassierte der Titelverteidiger Strafen über 95 Yards. Zum Vergleich: Quarterback Mahomes warf im gleichen Zeitraum gerade einmal für 67 Yards. Unter anderem Browns Touchdown kurz vor der Pause schenkten die Chiefs her und schlugen sich selbst. Star-Verteidiger Tyrann Mathieu hatte seine einzigen auffälligen Szenen, als er sich bei den Schiedsrichtern beschwerte oder Brady beleidigte – auch dafür gab es eine Strafe.
Die Pause: Mit großer Spannung war die Halbzeitshow erwartet worden. Musikstar The Weeknd soll sieben Millionen Dollar aus eigener Tasche bezahlt haben, um seine Wünsche umzusetzen. Also wurde er erst von einem Chor begleitet, dann von einer Reihe Tänzern, die in der Coronakrise klugerweise kunstvolle Masken trugen, und dann auch noch von Streichern, die auf der Nordtribüne neben dem berühmten Piratenschiff der Buccaneers spielten. Großes Tamtam – ohne echte Überraschung und mit Problemen, den Sound bis ins Wohnzimmer zu transportieren.
Die zweite Hälfte: Lange warteten die Chiefs-Fans auf ein Comeback ihres Teams. Und Mahomes hatte die Wende im Arm, wie er einmal nach einem Tackling im Fallen zeigte. Der Ball flog dennoch in Richtung Endzone, nur Darrel Williams' mangelnde Fangqualitäte verhinderten einen der spektakulärsten Touchdowns der Geschichte. Auf der anderen Seite spielte Brady die Uhr herunter wie – nun ja – Tom Brady eben. Aufgrund des klugen und variantenreichen Spiels der Buccaneers hatten die Chiefs am Ende schlicht nicht mehr die Zeit, überhaupt noch einmal an einem Comeback zu schnuppern.
Der heimliche Star: Der taube Rapper und Schauspieler Warren »Wawa« Snipe inszenierte die US-Hymne, das berühmte »The Star-Spangled Banner«, vor der Partie in Gebärdensprache. So inbrünstig, wie er mit seinen Fingern die 50 Sterne für die Bundesstaaten in die Luft zeichnete und danach mit seiner flachen Hand die wehende Flagge imitierte, hätte man die Stimmen der US-Musiker Eric Church und Jazmine Sullivan gar nicht mehr gebraucht. Er war der eigentliche Star des Abends.
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