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Taktik-Analyse: Werder Bremen macht Fortschritte in Mainz! - deichstube.de

Werder holt 1:0 am 13. Spieltag

Was lange währt, wird endlich gut: Nach zuletzt neun sieglosen Spielen gelingt dem SV Werder Bremen der Befreiungsschlag – und das ausgerechnet im richtungsweisenden Duell gegen den FSV Mainz 05. Werder-Coach Florian Kohfeldt hat die richtige Taktik gewählt, meint unser Taktik-Analyst Tobias Escher.

Wenn es bei Werder Bremen in den vergangenen Jahren an die Problem-Analyse ging, stand meist die Defensive im Vordergrund. „Zu viele Gegentore“: Dieses Manko begleitete Werder durch das vergangene Jahrzehnt. In dieser Saison verhält es sich hingegen anders. Während die Defensive viele gute und einige sehr gute Spiele abgeliefert hat, hakt es am anderen Ende des Feldes. Nach zwölf Spieltagen hatte Werder aus dem Spiel heraus gerade einmal zehn Tore vorzuweisen; das ist der viertschwächste Wert der Bundesliga.

Im richtungsweisenden Duell gegen Mainz 05 musste Bremen sich fußballerisch steigern, um drei Punkte mitnehmen zu können. Das gelang ihnen: Offensivtaktisch lieferten die Bremer ein nahezu fehlerfreies Spiel ab. Sie profitierten von einem Gegner, der äußerst defensiv auftrat.

Werder Bremen-Taktik-Analyse: Variables Spielsystem mit Christian Groß überrascht Mainz 05

Vor dem Spiel erklärte Mainz-Coach Jan-Moritz Lichte, er erwarte eine defensiv eingestellte Bremer Mannschaft. Bereits nach wenigen Minuten war klar, dass er damit falsch lag: Werder-Coach Florian Kohfeldt forderte von seiner Mannschaft ein mutiges Pressing. Hatten die Mainzer den Ball, formierte sich die Abwehr in einer Fünferkette. Yuya Osako postierte sich als Zehner hinter einer Doppelspitze aus Joshua Sargent und Romano Schmid.

Werder Bremen agierte gegen den Ball äußerst flexibel: Mal liefen sie den Gegner in einem hohen 3-4-3 an, mal suchten sie etwas tiefer Zugriff. In letzteren Phasen agierte das Mittelfeld mannorientiert: Osako nahm den gegnerischen Sechser aus dem Spiel, Kevin Möhwald und Maximilian Eggestein deckten die gegnerische Doppelacht. Mit dieser variablen Defensive konnte Werder die (überschaubaren) Angriffsbemühungen der Mainzer kontrollieren. Diese waren ohnehin spärlich gesät; meistens zog sich Mainz in einem 5-3-2 in die eigene Hälfte zurück.

Interessanter waren die taktischen Umstellungen, die Werder bei eigenem Ballbesitz vornahm. Innenverteidiger Christian Groß rückte aus der Abwehr nach vorne, um sich als Sechser anzubieten. Groß‘ Aufrücken überraschte Mainz 05 sichtlich: Keiner der Mainzer Mittelfeldspieler war darauf eingestellt, Groß zu attackieren. Dieser konnte recht frei vor der Abwehr schalten und walten. Mainz stellte die zarten Pressingversuche früh ein, nachdem sie einige Male über Groß überspielt wurden.

Die Grafik zeigt das Angriffsspiel von Werder Bremen: Christian Groß schob vor von der Innenverteidiger- auf die Sechser-Position. Dort schuf er eine Überzahl gegen das Mainzer Drei-Mann-Mittelfeld. Diese Variante ermöglichte es zudem, dass Kevin Möhwald und Maximilian Eggestein vorrücken konnten.

© DeichStube

Werder Bremen-Taktik-Analyse: Letztes Drittel bleibt auch gegen Mainz 05 offensiv die Problemzone

Durch die Raute im Mittelfeld hatte Werder Bremen im zweiten Drittel ein Übergewicht, das die Mainzer allenfalls mit Härte kontern konnten. Der Spielaufbau der Bremer funktionierte wesentlich besser als in den ersten Partien dieser Saison. Bis zur Pause sammelte Werder knapp 60 Prozent Ballbesitz. Am Spielende lag ihr Wert bei 56 Prozent.

Für das zweite große Offensivproblem konnte Florian Kohfeldt indes noch keine Lösung präsentieren: Auch gegen Mainz kam Werder nur selten gefährlich in das letzte Drittel. Flügelangriffe sind fast immer zum Scheitern verurteilt, da im Strafraum ein Abnehmer für Hereingaben fehlt. Immerhin konnten Möhwald und Eggestein dank Groß‘ Rolle weiter vorrücken. Ihre Präsenz half, Angriffe in die gegnerische Hälfte zu verlagern. Lösungen am gegnerischen Strafraum fanden auch sie nicht.

Trotz der mangelhaften Torgefahr dominierte Werder die Partie. Defensiv standen sie – wie so häufig in den vergangenen Wochen – grundsolide. Durch das Nachsetzen nach Ballverlusten erstickten sie gegnerische Konter im Keim. In der eigenen Hälfte sorgte die laufstarke Doppelsechs und die kompakte Fünferkette für eine hohe Grundstabilität. Werder Bremen konnte Ball und Gegner laufen lassen und auf die eigene Defensive vertrauen.

Werder Bremen-Taktik-Analyse: Vorsicht vor Kontern von Mainz 05 - Kontrolle über Ballbesitz und Gegenpressing

In der Halbzeitpause entschied sich Mainz-Coach Lichte dagegen, Groß über eine Systemumstellung aus dem Spiel zu nehmen. Stattdessen agierte der Doppelsturm noch tiefer, sie deckten den Passweg zu Groß ab. Dafür ließen sie Werders Innenverteidiger in Ruhe. Diese konnten das Spiel ruhig aufbauen. Einfach gesagt: Mainz 05 verteidigte das 0:0.

Werder Bremen kam in eine seltsame Situation. Angesichts der Tabellenkonstellation wäre eine Niederlage gegen Mainz schmerzhaft gewesen; der Tabellen-17. wäre bis auf zwei Punkte herangerückt. Werder bekam zwar von Mainz die Aufgabe zugeschanzt, eine kompakte Abwehr zu knacken. Sie hatten aber zugleich kein Interesse daran, zu offensiv zu agieren und in gegnerische Konter zu laufen. Diese Vorsicht merkte man den Bremern an. Möhwald und Eggestein rückten weiter vor, wagten sich aber bis an die gegnerische Abwehrkette heran. Werder kontrollierte die Partie hauptsächlich über den eigenen Ballbesitz und das Gegenpressing.

Werder Bremen-Taktik-Analyse gegen Mainz 05: Werder belohnt sich für Verbesserungen im Spielaufbau

Gerade als es so schien, als hätten sich beide Seiten mit einem Unentschieden arrangiert, flankte der eingewechselte Tahith Chong den Ball punktgenau auf Debütant Eren Dinkci (90.). Taktisch lässt sich bei diesem Tor allenfalls hervorheben, dass Bremen zuvor einen zweiten Ball gewonnen hat – wie so oft in dieser Partie.

Und doch passte dieser Treffer irgendwie zum Spiel. Mainz wurde für eine zweite Halbzeit bestraft, in der sie keinen einzigen Schuss auf das gegnerische Tor abgaben. Werders Verbesserungen im Spielaufbau wurden derweil mit einem Tor belohnt. Dieser wichtige Sieg könnte Kohfeldts Spielern das nötige Selbstbewusstsein geben, um im neuen Jahr noch mehr fußballerische Akzente zu setzen.

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