Schlaitz/Gräfenhainichen -
Beim Blättererkennen macht Emilia und Tessa niemand etwas vor. Die beiden Achtjährigen und ihre Klassenkameraden aus der Johannes-Gutenberg-Grundschule aus Gräfenhainichen wissen, dass die Lärche kleine Zapfen bildet und wie sich Linde und Buche unterscheiden lassen. Der Unterricht im Freien beim Haus am See gefällt den Drittklässlern „richtig gut“. Muldestausee-Bürgermeister Ferid Giebler (parteilos), der die Schüler kurz besucht, staunt über deren Wissen rund um den heimischen Wald: „Es ist beeindruckend, wie gut ihr euch auskennt.“
Umwelt näher bringen
Den ganzen September über werden Schüler der dritten bis sechsten Klassen am Muldestausee den „Lebensraum Wald“ erkunden: Das Haus am See ist zum sechsten Mal Projektpartner von „Natur zum Anfassen“. 2010 initiierte das Unternehmen Mitgas die Exkursionstage, um Kindern ihre Umwelt nahezubringen.
In Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg haben insgesamt bereits 26.200 Schüler teilgenommen, erklärt Mitgas-Pressesprecherin Cornelia Sommerfeld. „Die Naturhöfe sollen das Projekt frei umsetzen, das Motto ist der Rahmen.“ In Sachsen-Anhalt arbeiten vier weitere Projektpartner mit den Schulen zusammen. „Wir haben ein Netzwerk aufgebaut, in dem wir uns austauschen und Ideen sammeln.“
Das Baumthema in diesem Jahr wurde aus einem einfachen Grund gewählt: „Wir haben eine Umfrage bei Lehrerinnen und Lehrern gemacht. Der Wald war ein Wunschthema“, erklärt Mandy Werner, die Projektleiterin von „Natur zum Anfassen“. Vor einigen Jahren standen noch Bienen hoch im Kurs sowie das Leben im Teich. „Wir orientieren uns am Sachkundeunterricht, damit die Exkursion auch in der Schule noch behandelt werden kann.“ In einen Kalenderwettbewerb wird das Projekt schließlich münden: Die Schüler können ihre Collagen und Bilder einreichen, die zwölf besten werden in einen Kalender aufgenommen.
„Es ist für uns unheimlich wichtig, die heimischen Bäume zu besprechen“, sagt Sabine Kunze, Leiterin des Hauses am See. Mitten zwischen Bäumen gelegen, können die Kinder hier den Geheimnissen von Blättern, Nadeln und Früchten des Waldes auf die Spur kommen. Der Unterricht im Freien ist bei Schulen beliebt: fast jeden Tag im September werden Klassen in Schlaitz sein.
Heidelind Ziemer, die Schulsozialarbeiterin der Gräfenhainichener Grundschule, hatte es vor fünf Jahren in die Hand genommen und die Schule beim Projekt angemeldet. „Es ist eine tolle Sache.“ Lehrerin Carola Ritschel kann nur zustimmen: „Die Kinder können so viel von diesem Tag mitnehmen.“
Auf Entdeckungstour
Wissbegierig schnappen sich die Kinder dann noch die Becherlupen und das Fernglas von Sabine Kunze. Beim Spaziergang am Muldestausee entlang sollen die Bäume in der Natur bestimmt werden, kleine Insekten am Wegesrand können die Kinder so zudem ganz tierfreundlich beobachten.
Vorsichtig fängt Emilia zum Beispiel eine blauflügelige Ödlandschrecke. Diese Spezies ist typisch für den Muldestausee. Neugierig und ohne Angst schaut sie durch die Lupe und lässt das Tier dann wieder frei. Mandy Werner sagt: „Man merkt, welche Kinder häufig in der Natur unterwegs sind.“ So wie Emilia, Tessa und ihre Klassenkameraden. (mz)
September 07, 2020 at 04:39PM
https://ift.tt/3h8t83Q
Lebensraum Wald: Gräfenhainichener Schüler sehen geheimnisvolle Bäume - Mitteldeutsche Zeitung
https://ift.tt/2YZW7Rx
Wald
Bagikan Berita Ini