Thomas Müller steht im Wald nahe Weigmannsdorf. Die Fläche gleicht einer öden Halde. Lange Hitzeperioden, Trockenheit, Stürme, Brände und besonders der Borkenkäfer haben die einst grüne Oase regelrecht verwüstet. "Das ist eigentlich unvorstellbar", sagt Müller und blickt auf die unzähligen gefällten Stämme, die in großen Stapeln überall zu sehen sind. Es sei noch nicht lange her, da war der Wald der Gemeinde Lichtenberg gesund. Die Bäume standen in üppigem Grün dicht beisammen und boten Erholung. Inzwischen hat sich dieser Zustand dramatisch verändert.
Müller besitzt selber ein Stück Wald, sitzt für die Freien Wähler im Gemeinderat, ist aber darüber hinaus Betreiber des örtlichen Edeka-Marktes. Sein Sohn Patrick betreibt einen ebensolchen Markt in Wilsdruff. Gemeinsam kamen sie auf eine Idee, um etwas für die Gesundung des Waldes zu tun. Sie riefen die Aktion "Dein Baum für Lichtenberg/Weigmannsdorf" ins Leben. Mit einer 3-Euro-Spende können Kunden noch bis 12. September einen Coupon erwerben, der für einen neuen Baumsetzling steht. "Eigentlich wollten wir mit dieser Aktion bereits im April starten", so Thomas Müller. "Aber die Corona-Umstände verhinderten das." Im August konnte es dann endlich losgehen.
Realisiert wird das Projekt gemeinsam mit der Forstbetriebsgemeinschaft "Freiberger Land - Osterzgebirge". Die Gemeinde Lichtenberg unterstützt die Aktion ebenso. "Unser Wald sieht derzeit wirklich schlimm aus", weiß Bürgermeisterin Steffi Schädlich. "Deshalb finde ich das eine sehr gute Idee."
Womit sie nicht allein ist. Stand Montag sind bereits 456 Setzlingscoupons verkauft. "Ganz ehrlich, eine solche Resonanz hätte ich nicht erwartet", freut sich Thomas Müller.
Die Aktion ist mehr als notwendig, wie Bauamtsleiter Daniel Schmieder verdeutlicht. "57,9 Hektar Gesamtfläche Wald hat die Gemeinde", teilt er mit. "Allein 16 Hektar davon mussten wegen Käferbefalls bislang gefällt werden." Betroffen sind ganze Flächen, deren größte zusammenhängende fünf Hektar groß ist, aber auch einzelne Bäume oder Baumgruppen. Derzeit werden immer neue Käfernester entdeckt. Selbst Thomas Müller muss im Wald nicht lange suchen. Unter der Rinde eines bereits gefällten Baumes räkeln sich Unmengen an weißen Borkenkäferlarven. "Wenn die ausgewachsen sind, fliegen sie nur nach nebenan zu den gesunden Bäumen und machen sich über die her", sagt Müller leicht resigniert.
Mit dem anfallenden Holz kann man längst schon keinen wirtschaftlichen Gewinn mehr machen, die Preise sind im Keller. 3000 Festmeter konnte die Gemeinde bislang verkaufen, weitere 500 liegen schon zum Abtransport bereit. Und noch einmal 500 Festmeter gelten jetzt schon als befallen und müssen demnächst gefällt werden. "Kosten von Fällung und Aufarbeitung sind bereits höher als der Erlös", schildert Daniel Schmieder. Abnehmer seien kaum noch zu finden.
Eiche, Weißtanne, Ahorn oder Linde - solche Setzlinge sollen noch im Herbst in den Boden des Gemeindewaldes kommen. Für Ende Oktober, Anfang November ist eine entsprechende Setzaktion geplant, an der sich der Gemeinderat beteiligen will. Darüber hinaus sollen die Lichtenberger aufgerufen werden, mitzumachen. Die Termine werden laut den Initiatoren rechtzeitig bekannt gegeben.
September 09, 2020 at 09:15AM
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Drei Euro - damit der Wald wieder grünt - Freie Presse
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